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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Achtung! Seuchengebiet!‹ sofort wieder um. Nein!« Pater Felix stieß sich vom Fenster ab. Das Elend draußen in der Sonne drückte auf sein Herz wie eine eiserne Klammer. »Der zweite Weg ist der offene Aufstand! Der Sturm auf Paddys Hacienda.«
    »Unmöglich, Pater!« rief Dr. Högli. »Diese Elendsgestalten haben keinen Mut dazu.«
    »Ihnen fehlt nur der Führer! Mein Gott, zucken Sie nicht bei dem Wort zusammen … ich kenne Ihre Antwort. Aber hier ist eine Ausnahmesituation. Die großen Revolutionäre haben es uns vorgemacht. Bei ihnen ging es um politische Ideen, um gesellschaftliche Veränderungen – hier geht es um unser nacktes Leben! Diese Indios haben dulden und sterben gelernt, sie kennen nichts anderes als Rechtlosigkeit und Unterdrückung. Ihr ganzes armseliges Leben ist für sie eine einzige Fügung Gottes. Aber jetzt ist ein Stadium erreicht, wo sie aufwachen müssen! Jetzt genügt ein Mann, es ihnen zu erzählen und vorzumachen.«
    »Und das wollen Sie sein?«
    »In diesem Extremfall – ja!«
    »Als Priester? Im Kirchenrock Anführer einer rachsüchtigen mordenden Menge?«
    »Wir wollen nur das Wasser, Doktor, das wissen Sie genau!«
    »Und wie allen Revolutionären werden auch Ihnen die Menschen entgleiten. Pater Felix, dieses Land hat Ihr Vorfahre Fernando Cortez für seine heilige spanische Majestät erobert. Mit Feuer und Schwert, Mord und Verbrennungen, Greueln und Lügen, Bergen von Erschlagenen und blutigem Raub der ungeheuren Schätze. Und es waren Ihre Priesterkollegen, die mit dem Kreuz über die Leichenberge schritten, die Mörder in den spanischen Rüstungen segneten und fromme Lieder sangen. Soll sich das im kleinen in Santa Magdalena wiederholen?«
    »Wollen Sie, daß neunhundert Männer, Frauen und Kinder verdursten, weil ein einziger Mann ihnen das Weiterleben verweigert?«
    »Ich lehnte Gewalt grundsätzlich ab!« sagte Dr. Högli hart.
    »Mein Gott, warum sind Sie Arzt?« Pater Felix schnallte seinen breiten Gürtel mit dem Revolver ab und warf ihn auf den OP-Tisch. »Sie hätten das Zeug zum Märtyrer. Nur Wasser können Sie damit nicht herzaubern! Und nur das brauchen wir, keinen neuen Heiligen! Evita, geben Sie mir Ihre Kleider. Es ist nicht unter meiner Würde, im Weiberrock neunhundert Menschen zu retten!«
    Um die Mittagszeit, als die Sonne senkrecht über dem Land stand und der Sand und die Steine so heiß wurden, daß man sie nicht mehr anfassen konnte, als der Himmel eine einzige, hellgelbe Lohe wurde und selbst die Luft so mit Glut durchsetzt war, daß man sie kaum einzuatmen wagte, fuhr Pater Felix in Evitas schwerem amerikanischen Luxuswagen durch das leblose Dorf. Er hatte sich den Bart abrasiert und sah nun völlig verändert aus, jünger, noch asketischer, fast wie die verdurstenden Indios von Santa Magdalena.
    Dr. Högli hatte, als Pater Felix aus dem Schlafzimmer gekommen war, wo er sich rasiert hatte, leise gesagt: »Pater, ich habe Sie unterschätzt.«
    »Ich weiß. Sie haben mich für einen jener jungen Revolutionäre gehalten, die Krach um des Krachs willen machen wollen, auch wenn sie einen Priesterrock tragen. Aufstand um jeden Preis. So ist es nicht, Doktor. Wo sind die Weiberkleider?«
    Sie lagen auf dem Bett. Evitas Koffer waren ausgeräumt, ihre Sachen hingen in Höglis Schränken. Pater Felix zog das geblümte Sommerkleid an, aber trotz seiner Dürre war es ihm in den Schultern und um die Hüften zu eng. Er hatte Mühe, sich darin zu bewegen, ließ den Reißverschluß offen und zeigte auf seinen Nacken.
    »Doktor, nehmen Sie eine Schere und schneiden Sie einen Schlitz in den Ausschnitt. Er erwürgt mich ja! Donnerwetter, hat diese Frau eine Figur!«
    »Die hat sie!« Dr. Högli verzichtete auf eine Schere, packte den Stoff und riß ihn am Rücken ein. Pater Felix bewegte die Schultern.
    »Viel besser.« Er band sich das seidene Kopftuch Evitas um den Schädel und setzte sich dann auf das Bett. »Sie schlafen mit Evita?« fragte er plötzlich.
    Dr. Högli war von der Frage so überrascht, daß er verwirrt nach einer Antwort suchte. »Ist das eine Frage für einen Priester?« sagte er dann.
    »Natürlich. Das Allzumenschliche ist unser Jagdrevier.«
    »Ja, ich schlafe mit Evita hier in diesem Bett.«
    »Wollen Sie sie heiraten?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    »Sie lieben Evita doch?«
    »Ja«, sagte Dr. Högli schlicht. Was sollte man mehr darüber sprechen? Jede Erklärung seiner Liebe zu Evita empfand er als Kitsch.
    »Und

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