Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Pferde striegeln, bis sie glänzen wie mit Speck eingerieben. Sie werden die silberbeschlagenen Trensen und Sättel auflegen, ihre schönsten Kleider anziehen, silberne Sporen an den blanken Stiefeln tragen, ihre schwarzen Festtagshüte aufsetzen, ihre Frauen werden die Spitzenmantillas tragen und die buntesten Kleider …«
    »Sind Sie verrückt, Jack?«
    »Drei Mann werden die Kirchenfahnen tragen. Zwölf singen im Kirchenchor mit. Außerdem gibt es in Santa Magdalena genau zweiundzwanzig Kommunionkinder, die in weißen Spitzenkleidchen als Engelchen den Brautpaaren vorausgehen. Und das werden Sie mit Gewehrgranaten alles zusammenschießen, was?«
    »Soviel Idiotie kann man nicht hinnehmen.« Haverston nahm einen Schluck Ginger Ale. »Warum verhindern Sie diesen Blödsinn nicht?«
    »Versuchen Sie es doch, Großmaul!« Paddy hob die Hand. »Haverston, ich will Ihnen einmal etwas ins Ohr flüstern. Kommen Sie mit Ihrer Rübe mal runter …«
    Haverston lachte laut. Man soll lieb zu Betrunkenen sein, dachte er. Morgen wird Paddy mir nichts mehr ins Öhrchen zu flüstern haben. Morgen beginnt für Santa Magdalena ein neuer Abschnitt seiner Geschichte.
    Er beugte sich, noch immer auf der Sessellehne sitzend, zu Paddy hinunter und hielt ihm das linke Ohr hin.
    Das war der große Fehler, der einem Profi wie Haverston nicht hätte unterlaufen dürfen. Blitzschnell schossen Paddys Hände vor und legten sich wie Eisenklammern um Haverstons Hals. Die Ginger-Flasche polterte auf die Bodenkacheln und zerplatzte, mit einem wilden Ruck versuchte Haverston, sich zu befreien, seine Hand schnellte zum Gürtel … aber wer Paddys unheimliche Kräfte kannte, wußte, daß Haverston keine Chance hatte. Ein einziger kräftiger Druck der dicken Finger, die Luft blieb wie abgeschaltet weg, das Hirn bekam keinen Sauerstoff … Dann wurde Ricks Körper schlaff, lag über Paddys Knien und streckte sich.
    »Das wär's, mein Junge!« sagte Paddy rauh – gar nicht mehr betrunken oder verblödet. Zur Sicherheit schlug er ihm noch die Faust gegen die Schläfe, warf sich den Besinnungslosen über die Schulter und trug ihn in die Bibliothek. Dort band er ihm mit Leukoplaststreifen aus der Hausapotheke Hände und Füße zusammen, verklebte auch den Mund und setzte den schlaffen Körper in den ledernen Sessel neben die Kaminattrappe.
    Haverston war ein zäher Hund. Er wachte schneller auf, als Paddy erwartet hatte. Er bäumte sich hoch und stieß durch den verklebten Mund undeutliche Laute aus. Paddy setzte sich Haverston gegenüber und klopfte ihm fast freundschaftlich auf die auf- und abschnellenden Knie.
    »Intelligenz ist gut, Rick«, sagte er. »Aber ab und zu haben auch andere Menschen einen lichten Moment. Ich weiß, was Sie sagen wollen: ›Nach mir kommen andere. Die Organisation hat mehr Typen wie mich!‹ Aber gehen wir jetzt von einer Tatsache aus: Noch einmal lasse ich mich nicht überrumpeln. Hinter mir steht eine kleine Privatarmee, Rick, die euch schwer zu schaffen machen wird. Meine Indios – sie hassen und sie lieben mich, so paradox das ist. Ich gebe ihnen Arbeit und Pesos, Land und Wohnung, auch wenn sie dafür schuften müssen. Aber sie leben besser als Tausende ihrer Brüder in diesem Land. Das wissen sie. Meine Capatazos – das sind stolze Kerle, Mexikaner, viele sind spanischer Abstammung, haben das Blut der Konquistadoren in ihren Adern. Sie sind hart und brutal, aber sie können auch weich wie Quark werden, wenn man sie dort trifft, wo ihre sentimentale Romantik schlummert. Und die ist morgen hellwach, Rick! Diese Hochzeit ist ein Höhepunkt in ihrem Leben! Und das alles wollten Sie mit Ihren Gewehrgranaten zusammenschießen! Ich bin ein Saukerl, Haverston, zugegeben, aber das mache ich nicht mit! Ich bin kein Mörder! Sie mögen jetzt unter Ihrem Pflaster grinsen … nein, mit den eigenen Händen morde ich nicht! Ich kann mich nicht einmal – trotz einer Flasche Whisky – entschließen, Sie eigenhändig umzubringen, mag es auch ein noch so großer Genuß sein! Ich kann es einfach nicht. Was Sie allein tun, dazu brauche ich Hilfstruppen. Rick …« Paddy beugte sich vor. Haverston starrte ihn voll Haß an. »Ich werde Sie gleich ins Zimmer von Emanuel Lopez tragen. Er hat sich von Ihren Arschbackenschüssen erstaunlich gut erholt. Er muß freilich noch auf dem Bauch liegen und bedauert, daß er nur eine Matratze und kein Weib unter sich hat. Aber ich glaube, Lopez wird sehr munter werden, wenn ich Sie zu ihm ins Zimmer

Weitere Kostenlose Bücher