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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schiebe …«
    Es half nichts, daß sich Haverston im Sessel hochschnellte, die Beine anzog und von sich wegtrat, daß er hinter seinen Klebestreifen laut stöhnte und mit den zusammengeklebten Händen um sich stieß. Paddy gab ihm eine schallende Ohrfeige, die Haverston auf den Boden warf, dann packte er ihn an den Füßen und schleifte ihn quer durchs Haus bis zum Gästetrakt.
    Emanuel Lopez, der mit verbundenem Hintern auf einer Art Diwan lag und eine alte Zeitung las, zuckte hoch, als Paddy ins Zimmer polterte. Dann erkannte er in dem Gegenstand, den Paddy hinter sich herschleppte, Rick Haverston und erhob sich vorsichtig. Noch schmerzte jede Bewegung. Man hatte Dr. Högli nicht geholt, sondern ein notdürftig in Erster Hilfe ausgebildeter Capatazo hatte die beiden Projektile mit Messer und Pinzette aus den Hinterbacken herausgeholt, hatte Lopez eine Tetanusspritze verpaßt und Penicillintabletten gegeben. So etwas machte man hier unter sich ab. Den Doktor holte man nur bei kritischen Sachen. Einen Schuß in den Hintern rechnete man nicht dazu. So war Lopez fieberfrei, hatte einige Schmerzen, die aber erträglich waren, und wartete auf seine Rache. Wenn er an Haverston dachte, knirschte er mit den Zähnen.
    »Besuch!« sagte Paddy.
    »Wie angenehm, Sir«, antwortete Lopez höflich und verbeugte sich sogar. »Ich habe ihm auch noch Grüße von Polizeichef Mendoza Femola auszurichten.«
    Haverston bäumte sich auf dem Boden auf und schnellte wie ein Fisch auf dem Trockenen durch die Luft. Paddy drehte sich um und verließ schnell das Zimmer. Schon beim Zuziehen der Tür hörte er ein klatschendes Geräusch und lautes Aufstöhnen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit hing Rick Haverston außerhalb der Hacienda, in einem stillen felsigen Seitental, an einem verkrüppelten Baum. Eine Gruppe Indios saß um ihn herum. Die Angehörigen der Toten, die er mit seinen Autorädern zermalmt hatte, beschäftigten sich schweigend mit ihm. Sie hatten ihn ausgezogen und schnitten mit scharfen Messern kleine Risse in seinen Körper – von der Stirn bis zu den Zehen. Er blutete kaum. Doch während die einen die Schnitte ausführten, rieben die anderen staubfein gemahlenen Pfeffer in die Wunden.
    Wer kann das aushalten? Rick Haverston brüllte und brüllte, es war nichts Menschliches mehr in dieser Stimme. Beim Morgengrauen erst wurde er still. Sein Herz versagte einfach.
    Jack Paddy stand hinter dem großen Panoramafenster, als seine Capatazos auf glänzenden Pferden und im Schmuck ihrer silberbeschlagenen Festuniformen zur Kirche ritten. Die Frauen in ihren langen bunten Gewändern und den Spitzenmantillas über den hohen Haarkämmen waren schon mit zwei blumengeschmückten Wagen vorausgefahren. Vom Tal her klang der scheppernde Ton der Glocke. Es war ein heißer Tag, wie alle Tage, in den vergangenen Monaten, und doch kam es Paddy jetzt vor, als stehe er allein zwischen kalten Wänden.
    Sie heiratet! Matri heiratet. Wer hindert mich jetzt, in den Jeep zu springen und nach Santa Magdalena zu fahren? Die Kirche ist für jeden da, und ich möchte sehen, ob Pater Felix den Mut hat, mich aus dem Haus Gottes hinauswerfen zu lassen. Schließlich bin ich Matris Ziehvater, sie war ein Findelkind, man hat sie mir einfach vor die Tür gelegt, ich habe sie großgezogen wie meine eigene Tochter. Habe ich da nicht auch Rechte?
    Er blickte seinen Capatazos nach, wie sie stolz auf ihren schönen Pferden aus dem Tor ritten. An diesem Sonntagmorgen waren sie alle Freunde. Am Montag würden wieder Tote vor der Tür liegen. Cuelva hatte berichtet, daß sieben Indios im Sterben lagen, darunter vier Kinder.
    Es ist eine Kraftprobe, dachte Paddy verbissen. Die Sonne, ich oder Högli und Pater Felix … wer ist stärker? Das Kapitel Rick Haverston ist abgeschlossen, aber das Drama um Santa Magdalena geht weiter.
    Vor der breiten Treppe zur Veranda hielt Jorge Cuelva. Er war der letzte Reiter, die anderen Capatazos zogen, stolz in ihrer Pracht, im Schritt ins Tal hinab. Cuelva legte grüßend die Hand an den schwarzen spanischen Hut.
    »Hau ab!« schrie Paddy aus dem Fenster. »Du sollst an der Hostie ersticken!«
    »Ich habe den Auftrag, Patron, Ihnen den Dank Ihrer Leute auszusprechen.« Cuelva ließ sein herrliches Pferd tänzeln, das Fell glänzte in der Sonne wie Seide.
    Paddy wußte, für was sie ihm dankten. Er knallte das Fenster zu, warf sich in den Sessel und hieb mit den Fäusten auf den Tisch, als sei er eine Kesselpauke.
    Dann war es still auf der

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