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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Veranda. Dort zögerte sie einen Augenblick, bevor sie sich neben Rita setzte, die sie verwundert musterte.
    »Wo ist Wilson?«, fragte Arabella.
    »Weiß ich nicht. Einer von seinen Kumpels hat ihm ’nen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet und ihn weggebracht«, sagte Rita und lachte mit dröhnender Stimme.
    »Ich wollte dir danken für das, was du für mich getan hast«, sagte Arabella. »Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn du mir nicht zu Hilfe gekommen wärst.«
    Rita zuckte die massigen Schultern in einer Geste, die zu besagen schien: Ist doch nichts dabei.
    »Ich werde es dir nicht vergessen«, sagte Arabella und meinte es aufrichtig. »Wenn ich etwas für dich tun kann, brauchst du es mir nur zu sagen.«
    Rita schaute sie seltsam an. Arabella wusste, was sie dachte. Was könnte sie schon für Rita tun? Arabella lächelte unwillkürlich. »Ich weiß, ich bin nicht halb so stark wie du, Rita«, sagte sie, »aber vielleicht kann ich mich trotzdem irgendwie erkenntlich zeigen. Ich möchte, dass du weißt, wie dankbar ich dir bin.«
    Rita schien nachzudenken. »Ich möchte lernen, so Musik zu machen wie Sie, Missus«, sagte sie plötzlich.
    Arabella hob erstaunt die Brauen. »Du willst Klavier spielen lernen?«
    Rita presste die Lippen zusammen und wandte den Blick ab.
    »Ich würde es dir sehr gern beibringen«, sagte Arabella mit einem Blick auf Ritas fleischige Hände mit den wunden Knöcheln. Ihre schwieligen, dicken Finger waren nicht gerade die einer Pianistin, doch Ritas musikalische Erwartungen waren wohl auch eher bescheiden. »Ich kann dir die Grundlagen gleich jetzt zeigen, wenn du willst.«
    Ritas Augen wurden groß, und zum ersten Mal sah Arabella eine Spur Verletzlichkeit darin. »Das wäre schön«, sagte sie. »Solange es sonst keiner sieht. Ich will nicht, dass irgendwer über mich lacht, sonst muss ich ihm eine Tracht Prügel verpassen.«
    Einen Augenblick lang war Arabella beunruhigt, aber dann sagte sie: »Am besten, wir machen einfach die Tür zum Speisesaal zu.«
    Rita nickte, erhob sich und ging ins Haus. Arabella folgte ihr. Sie sah hinüber zu Jonathan, der hinter der Bar stand. Er war sichtlich verwirrt, dass sie Rita in den Speisesaal folgte. Arabella sah ihn an, legte nur einen Finger an den Mund und schloss die Tür leise hinter sich.

18
     
     

     
     
     
     
    Lautes Gelächter weckte Arabella. Sie warf einen Blick auf die Uhr neben ihrem Bett und stöhnte auf, als sie sah, wie spät es war. Als sie erneut das Lachen hörte, ging sie auf den Balkon und spähte um die Ecke des Hotels. In einiger Entfernung konnte sie die Schafscherer sehen, die bei den Ställen ihre Pferde sattelten. Zwei Afghanen fütterten die Tiere, tränkten sie und rieben sie ab. Die Schafscherer zeigten auf Uri und lachten. Es war albern, doch in Arabella stieg Zorn auf.
    Sie beobachtete, wie die Truppe davonritt. Es tat ihr nicht leid, die Männer gehen zu sehen, vor allem nicht den grobschlächtigen Wilson. Ängstlich ließ er seinen Blick schweifen. Offenbar hatte er eine Heidenangst davor, Rita könnte noch einmal auftauchen. Wilson hatte nichts mehr von dem großmäuligen, überheblichen Grobian, der er am Abend zuvor gewesen war. Arabella zog sich rasch an und ging nach unten.
    »Tut mir leid, dass ich verschlafen habe«, sagte sie in der Küche zu Jonathan. Er war dabei, Toast zu machen, um ihn in den Speisesaal zu bringen, wo Stuart und der Bahnhofsvorsteher Ted Wallace beim Frühstück saßen.
    »Warum hast du mich heute Morgen nicht geweckt?«, fragte Arabella.
    »Ich dachte, du wolltest die Schafscherer lieber nicht noch einmal sehen«, sagte Jonathan.
    »Nicht unbedingt, das stimmt. Ich hab gehört, wie sie vorhin über Uri gelacht haben.«
    »Paddy hat ihm eine Flasche Milch gegeben, als die Schafscherer aufsattelten«, sagte Ted. »Uri glaubte wie immer, die Stute würde ihn säugen. Es sieht ja auch wirklich lustig aus. Da mussten sogar diese rauen Burschen lachen.«
    Arabella lächelte matt.
    Jonathan bemerkte die dunklen Ringe um ihre Augen. »Es ist gar nicht deine Art, so lange im Bett zu bleiben«, sagte er. »Hast du gestern Abend nicht einschlafen können?«
    »Ich habe eine Ewigkeit gebraucht«, gestand Arabella. Dass sie von Albträumen heimgesucht worden war, sagte sie ihm nicht. In einem dieser Albträume hatte Maggie einen tödlichen Herzschlag erlitten, nachdem sie erfuhr, dass die Bank das Hotel wieder übernehmen musste.
    »Hattest du Angst, die Schafscherer könnten

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