Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Bein«, fügte Arabella hinzu.
»Dann würden wenigstens die Schmerzen aufhören«, sagte Wally mit verzerrtem Gesicht, während er sein Bein unterhalb der Wunde umklammert hielt. »Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte«, sagte er mit angehaltenem Atem.
»Was hattest du am Fenster zu suchen? Nachttöpfe durch die Gegend werfen und Rita beschimpfen ist nicht die beste Idee, wenn es dir so schlecht geht.«
»Der verdammte Topf roch nicht besonders gut, deshalb musste ich ihn irgendwie loswerden«, knurrte Wally.
Arabella spürte, dass es ihm peinlich war, einen Nachttopf benutzen zu müssen. Sie stieß einen hilflosen Seufzer aus. Am liebsten hätte sie das Zimmer verlassen, musste aber ständig an Maggie denken: Maggie hätte ihre Gefühle beiseitegeschoben und jedem geholfen, der Hilfe brauchte. Und Arabella strebte danach, wie Maggie zu sein.
Sie wandte sich an Stuart. »Der Verband sollte gewechselt werden«, sagte sie.
»Das kann ich erledigen, wenn du willst«, antwortete er.
»Nein, ich mache das schon. Aber bleib bitte in der Nähe.«
»In Ordnung«, versprach Stuart.
Sie wandte sich wieder an Wally. »Lass mich einen Blick auf deine Wunde werfen«, sagte sie.
Wally ließ sich aufs Kissen zurückfallen und legte einen Arm über den Kopf. Als Arabella sich ihm vorsichtig näherte, konnte sie erkennen, dass sein Gesicht schweißnass war. Es schien, als würde er jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren. Die Gewissheit, dass er zu schwach war, ihr etwas anzutun, verlieh ihr neuen Mut, und vorsichtig wickelte sie den Verband von seiner Wunde. Maggie hatte sie ordentlich genäht, doch sie blutete immer noch ein wenig.
Niemand sprach ein Wort, als Arabella Wallys Wunde behutsam reinigte und dann den frischen Verband anlegte. Als sie anschließend aufräumte, sagte Wally so leise, dass sie ihn kaum hörte: »Danke.«
Arabella warf einen ungläubigen Blick auf ihn. Sie konnte nicht erkennen, ob er es widerwillig gesagt hatte oder ob er es aufrichtig meinte und nur verlegen war. »Das habe ich für Maggie getan«, sagte sie und verließ das Zimmer. Stuart schloss hinter ihnen die Tür.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
»Ja. Maggie hätte ihm geholfen, und ich will sie nicht enttäuschen.«
»Du bist sehr freundlich«, sagte Stuart.
»Ohne dich hätte ich es nicht gekonnt. Danke.«
»Es gibt keinen Grund, mir zu danken. Ich spiele gern den Helden.« Er lächelte, und seine blauen Augen funkelten.
»Und das kannst du auch gut«, sagte Arabella kokett.
Während sie lachend zur Treppe gingen, kehrte Jonathan in die Küche zurück. Er hatte am Fuß der Treppe gestanden und ihre Worte mit angehört. Eifersucht nagte in ihm. In seinen Augen war ein rastloser Mann wie Stuart nicht der Richtige für Arabella. Er würde es ihr sagen müssen – zu ihrem eigenen Besten.
»Guten Morgen, Leute«, rief eine Stimme von der Hintertür her. Es war Terry. »Wie geht’s Wally?«
»Haben Sie es noch nicht gehört?«, fragte Arabella mit einem Blick auf Jonathan.
»Ich wollte Terry eben sagen, dass Wally sich mit Rita nicht besonders versteht«, sagte Jonathan.
»Haben Sie denn auch schon die Delle im Dach der Außentoilette gesehen?«, fragte Arabella.
Terry runzelte die Stirn. »Delle?«
»Ja, dank Wallys Nachttopf. Ich bin mir nicht sicher, ob er auf die Außentoilette oder auf Rita gezielt hat.«
Terrys Augen weiteten sich. »Ich gehe rauf und rede mit ihm«, sagte er. »Keine Sorge, er wird euch keinen Ärger mehr machen. Wenn er auch nur auf die Idee kommt, landet er sofort hinter Gittern.«
Nachdem Terry hochgegangen war, erkundigte sich Jonathan nach Wallys Bein.
»Ich mache mir Sorgen«, sagte Arabella. »Das Bein sieht aus, als könnte es sich entzünden. Maggie sagte, Rita hätte ein Aborigine-Heilmittel gegen Infektionen, aber ich bezweifle, dass Wally dafür zu haben ist.«
»Ist ihm denn nicht klar, dass er sterben könnte?«, sagte Jonathan. »Wenn Terry gegangen ist, werde ich ihm einen anderen Nachttopf bringen und versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen.«
Später an diesem Nachmittag, als Arabella sich in der Küche zu schaffen machte, hörte sie fremde Stimmen in der Bar. Jonathan bediente dort. Sie wollte schon hinübergehen, um festzustellen, mit wem er sprach, als er in die Küche kam.
»Habe ich in der Bar eben fremde Stimmen gehört?«, fragte sie. Ihr gefiel Jonathans Miene nicht.
»Ja. Eine Meute Schafscherer ist hereingeschneit.«
»Schafscherer!«,
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