Im Tal der flammenden Sonne - Roman
»Wenn du eine der Legehennen schlachtest, wird Maggie deinen Kopf am Spieß braten, sobald sie wieder hier ist.« Sie hatten jeden Tag zu Mittag Eier gegessen. Wenigstens darauf konnten sie sich verlassen.
»Vielleicht könnte Jimmy irgendein Wildtier für uns erlegen. Ich hab gehört, Wombat soll ziemlich gut schmecken, und Känguru habe ich sogar schon probiert«, sagte Jonathan. »Das Fleisch hat einen etwas strengen Geschmack, aber wenn die Aborigines es würzen, ist es gar nicht schlecht.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist …«, sagte Arabella.
»Känguruschwanzsuppe ist auch nicht schlecht«, fügte Jonathan hinzu.
Arabella seufzte. »Also gut. Vielleicht sollten wir es damit versuchen, bis Tony wiederkommt. Aber Schlangen oder Maden esse ich auf gar keinen Fall!«
Arabella – da war man sich einig – war die beste Kandidatin, sich wegen eines Schmerzmittels für Wally an Rita zu wenden. Jonathan und Ted würden inzwischen mit Wally sprechen. Gemeinsam hofften sie ihn überzeugen zu können, Ritas Heilmittel zu nehmen. Doch der Erfolg war fraglich.
Arabella näherte sich dem Aborigine-Lager, wo Rita und einige andere Frauen in der Nähe ihrer Hütten im Schatten saßen. Sie waren gerade erfolgreich von ihrer Suche nach Buschessen zurückgekehrt – mit roten Beeren, dicken Maden und einer stacheligen Frucht. Arabella war froh darüber, denn das Essen bot ihr einen Einstieg ins Gespräch. Jimmy und Ruby waren ebenfalls in der Nähe, sodass sie mithören konnten.
»Hallo, Rita«, sagte Arabella.
»Was tun Sie denn hier, Missus?« Es war typisch Rita, dass sie ohne Umschweife zur Sache kam.
»Im Hotel sind uns die Nahrungsmittel ausgegangen. Die Schafscherer haben gestern alles aufgegessen, was wir hatten. Da haben wir uns gesagt, dass du uns vielleicht helfen könntest, Buschwild zu fangen.«
»Buschwild?«, wiederholte Rita, verwirrt von dem Ausdruck.
»Ja. Känguru oder Emu. Schlangen oder Maden sind nicht unbedingt unser Geschmack …« Arabella verstummte und errötete, als sie die Verwirrung auf den Gesichtern der Aborigine-Frauen sah.
»Ich besorg Ihnen ein Känguru, Missus«, rief Jimmy, bevor Rita antworten konnte.
Arabella konnte nicht wissen, dass im Allgemeinen die Männer für die Jagd zuständig waren, während den Frauen das Sammeln von Beeren, Früchten, Wurzeln und Insekten zufiel.
»Würdest du das tun, Jimmy? Wir wären dir sehr dankbar«, sagte Arabella.
»Sicher, Missus. Im Augenblick kann ich aber noch nicht jagen. Erst später, wenn die Sonne tiefer steht.«
»Danke, Jimmy.«
»Warum holen Sie sich nicht ein Schaf von einer Farm, Missus?«, fragte Rita.
»Keiner der Männer will es schlachten. Und selbst wenn sie es tun würden – sie wüssten nicht, wie sie es häuten oder zerlegen sollten, wie es Tony getan hat.«
Die Frauen kicherten.
Jimmy lachte. »Ich kann mich erinnern, wie Wally einmal Tony zu Hilfe gerufen hat, als er eine Schlange in seinem Haus entdeckte. Wally hatte ein Gewehr mit nur einer Kugel darin. Er sagte immer, er würde diese Kugel für Schlangen aufheben, doch als er mal in die Situation kam, eine Schlange erschießen zu müssen, hat er’s nicht fertig gebracht.« Jimmy schüttelte den Kopf und lachte.
Arabellas Herz schlug plötzlich schneller. Genau das hatte auch Terry zu ihr gesagt – dass Wally nur eine einzige Kugel in seiner Waffe habe, um sich gegen Schlangen zu schützen. Doch sie hatte ihm nicht geglaubt. Nun aber bestätigte Jimmy diese Geschichte. Offenbar war Wally wirklich nicht der brutale Schläger, für den Arabella ihn gehalten hatte.
»Ich bin auch wegen Wally gekommen«, sagte sie nun. »Er hat immer noch große Schmerzen.« Sie blickte Rita an. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten …«
Rita betrachtete Arabella aufmerksam mit ihren dunklen, ausdruckslosen Augen.
»Wallys Bein entzündet sich. Könntest du eine Medizin zubereiten, mit der wir die Entzündung bekämpfen können? Und hast du ein Mittel, das ihm gegen die Schmerzen hilft?«
»Für diesen nutzlosen weißen Kerl werde ich gar nichts tun!«, stieß Rita wütend hervor.
Arabella hatte diese Reaktion befürchtet. »Ich weiß, er hat es nicht verdient, aber wenn wir nichts unternehmen, wird er sterben.«
»Er hat versucht, mich umzubringen! Da kann er von mir aus sterben!«, rief Rita und erhob sich zu ihrer vollen Größe. Arabella wich unwillkürlich einen Schritt zurück, doch Rita stapfte wütend davon.
Bedrückt schlug
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