Im Tal der flammenden Sonne - Roman
einer Schüssel Wasser nach mir!«
»Es ist abscheulich, wie du andere Leute behandelst. Rita wollte dir helfen. Ich kann es ihr nicht verdenken, dass sie mit einer Schüssel Wasser nach dir geworfen hat. Du hast es nicht anders verdient.« Wütend stürmte Arabella aus dem Zimmer. Sie eilte an Jonathan vorbei, der den Wortwechsel mit angehört hatte. Anstatt Arabella zu folgen, trat er an Wallys Bett und bestand darauf, seine Wunde weiterzuversorgen.
»Du weißt wirklich, wie man sich Feinde macht, Wally«, sagte er.
»Das ist mir egal«, sagte Wally mürrisch. »Wer braucht diese Frauen denn überhaupt?«
»Du«, sagte Jonathan.
Wally sah ihn verblüfft an.
»Ohne Ritas Hilfe wirst du sterben, und es wird ein langsamer und sehr qualvoller Tod für dich sein. Ich an deiner Stelle würde meinen Stolz vergessen und Rita um Hilfe bitten.«
Am Spätnachmittag kam Jimmy zur Hintertür herein, ein totes Känguru im Schlepptau. Arabella hätte das erlegte Tier lieber nicht gesehen, doch Jimmy schien ihr Unbehagen gar nicht zu bemerken.
»Fleisch, Missus!«, sagte er.
»Weißt du, wie man ein Heilmittel gegen eine Entzündung zubereitet, Jimmy?«, fragte Arabella.
»Nein, Missus. Aber Rita versteht sehr viel davon.«
»Ja, ich weiß, aber sie hat sich geweigert. Wally Jackson wird sterben, wenn er keine Hilfe bekommt.«
Jimmy zuckte die Schultern. »Ich werde jetzt ein Feuer machen und das Fleisch zubereiten«, sagte er und hob das Känguru am Schwanz hoch. »Ist es in Ordnung, wenn ich Holz vom Stapel nehme, Missus?«
»Ja, sicher«, sagte Arabella. Sie ging zurück in die Küche und fragte sich, ob sie sich weigern könnte, Rita Klavierstunden zu geben, solange sie Wally nicht half, aber sie wusste, dass sie das nicht fertig brachte. Rita hatte sie vor einem Schicksal bewahrt, über das sie lieber nicht nachdenken wollte, und sie hatte versprochen, Rita im Gegenzug einen Gefallen zu erweisen.
Arabella zerbrach sich noch immer den Kopf darüber, wie sie Wally helfen könnte, als Rita, Lily und Missy an der Hintertür erschienen. Sie hatten wilde Jamswurzeln dabei, die zusammen mit dem Kängurufleisch zubereitet werden sollten.
»Könntet ihr das Fleisch mit ein paar Buschgewürzen schmackhafter machen?«, fragte Arabella die Frauen.
Lily entrollte ein Tuch, in dem ein paar Samenschoten lagen. »Damit wird das Fleisch gut, Missus!«
»Danke. Ich hoffe, ihr kommt zum Abendessen zu uns«, sagte Arabella. »Mit euren Kindern.«
»Gern, Missus«, sagte Missy und lächelte. Arabella wusste nicht, dass grundsätzlich alle Mahlzeiten unter den Aborigines geteilt wurden. Jeder in der Gruppe brachte irgendetwas mit, das gekocht werden konnte, und dann aßen alle zusammen.
Plötzlich kam Arabella eine Idee. Sie sah Rita an. »Wenn du eine Medizin gegen Wallys Infektion bereitest, sorge ich dafür, dass Jonathan dir heute Abend ein paar Drinks ausgibt.« Sie wollte Ritas Trinken zwar nicht unterstützen, doch ihr fiel keine andere Möglichkeit ein, Wally zu helfen.
Ritas Augen wurden schmal, als sie über den Vorschlag nachdachte. Lily und Missy verharrten in erwartungsvollem Schweigen.
»Wally hat gesagt, er hätte gar nicht mit dem Nachttopf nach dir geworfen, Rita, und ich glaube ihm«, fuhr Arabella fort. »Er hat auf das Toilettenhäuschen gezielt. Es war ihm peinlich, den Nachttopf zu benutzen, und das kann ich verstehen.«
»Wie viele Drinks können wir haben?«, fragte Rita.
Arabella dachte darüber nach. Sie durfte nicht allzu großzügig sein, da die Vorräte begrenzt waren und das Hotel so tief in der Kreide steckte, doch sie war sicher, dass Maggie und Tony es verstehen würden, da Wallys Leben auf dem Spiel stand. »Drei«, sagte sie.
»Fünf«, sagte Rita.
»Drei, und zusätzliche Klavierstunden«, hielt Arabella dagegen.
Rita hatten die Klavierstunden sehr gut gefallen, und sie freute sich auf weitere. »Na schön. Ich werd für Wally suchen, was er braucht.«
Arabella lächelte.
Als der letzte Schimmer des Sonnenlichtes am westlichen Horizont schwand, konnte Arabella das Kängurufleisch riechen, das im Feuer nicht weit vom Hotel gegart wurde. Sie war in der Küche, als Rita und die Mädchen an der Hintertür erschienen. Sie hatten verschiedene Wurzeln, Blätter, gemahlene Samenschoten und ein Büschel grasartiger Pflanzen dabei.
»Legen Sie das in kochendes Wasser, Missus, und kochen Sie einen Tee daraus«, sagte Rita. »Den geben Sie Wally dann zu trinken. Es ist ein gutes Mittel
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