Im Tal der flammenden Sonne - Roman
gegen Schmerzen. Und packen Sie das hier unter dem Verband auf seine Wunde«, fügte sie hinzu und reichte ihr die Handvoll Gras.
»Trocken?«, fragte Arabella. »Einfach so?«
»Ja, Missus. Es zieht das Gift aus dem Körper. Deshalb ist es auch gut bei Schlangenbissen.«
»Könntest du dich nicht um Wally kümmern, Rita? Du weißt wenigstens, wie man es richtig macht.«
»Stimmt, Missus, aber ich helfe diesem nutzlosen weißen Kerl nicht! Wenn Sie nicht wollen, kann Missy es tun.«
Missys Augen weiteten sich, und sie schimpfte in ihrer Stammessprache wild drauflos. Zwischen ihr und Rita entbrannte ein hitziger Wortwechsel, bis Rita schließlich drohend die Arme hob. Missy verzog sich schleunigst.
»Sie will es auch nicht«, sagte Rita. »Wally hat böse Dinge zu Missy gesagt, über ihre schwarzen Kinder. Sie müssen sich schon selbst um Wally kümmern, Missus.« Damit verschwanden auch Rita und Lily.
Arabella ging in die Küche und seufzte tief. Blieb ihr denn gar nichts erspart?
»Was ist los?«, fragte Stuart.
»Rita hat Kräuter gebracht, die Wally helfen sollen, aber sie will sie ihm nicht selbst verabreichen, und Missy auch nicht. Offenbar hat Wally sie beleidigt, indem er irgendetwas über ihre Kinder gesagt hat.«
»Das hat mit Respekt zu tun«, sagte Stuart.
»Was meinst du damit?«
»Wenn Wally Missy beleidigt hat, indem er etwas Abfälliges über ihre Kinder gesagt hat, dann hat sie keinen Respekt vor ihm und kann ihm keine Hilfe leisten. So einfach ist das.«
Arabella seufzte und schüttelte den Kopf.
»Wenn du mir sagst, was zu tun ist, mach ich es«, sagte Stuart.
Arabella war verblüfft. »Du willst Wally helfen, nachdem er versucht hat, deine Mine zu plündern?«
»Die Mine ist mir egal, Arabella. Wäre es anders, wäre ich jetzt dort und würde sie bewachen.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Es ist etwas geschehen, als ich draußen in der Wüste war … etwas hier drinnen.« Er legte eine Hand auf sein Herz. »Das Gold bedeutet mir nichts mehr.«
»Was ist denn geschehen?«, fragte Arabella. Jonathan war in der Bar, sodass sie und Stuart sich allein in der Küche aufhielten.
»Ich habe jahrelang nach Gold gesucht, weil ich dachte, es würde mir Befriedigung und Glück verschaffen, aber es hat mich zum Schlechten verändert. Um ein Haar hätte ich etwas sehr Schlimmes getan, über das ich lieber nicht reden möchte.«
»Hast du es dann doch nicht getan?«, fragte Arabella ängstlich.
»Nein. Aber allein schon, dass ich es vielleicht getan hätte …« Stuart schauderte.
Arabella konnte sehen, dass er tief erschüttert war. Sie streckte eine Hand aus und berührte seinen Arm. »Was wirst du jetzt tun?«
»Ich weiß es noch nicht. Solange ich ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und ein paar Dollar in der Tasche habe, bin ich zufrieden. Vorerst will ich nur ein ruhiges und einfaches Leben.«
»Willst du denn nicht eines Tages eine eigene Familie haben? Frau und Kinder?«
Stuart dachte wieder an Catherine und ihr kurzes gemeinsames Glück.
»Ich muss dir etwas gestehen, Arabella«, erwiderte er. »Ich hatte immer schon Probleme, mich zu binden.«
»Du meinst, du willst dich nicht an eine Frau binden?«
»Ja.«
»Das zeigt nur, dass du noch nicht die richtige Frau getroffen hast«, sagte Arabella.
Stuart sah ihr in die Augen. »Da könntest du Recht haben«, sagte er. »Vielleicht ist der wirkliche Schatz, nach dem ich gesucht habe, nicht aus Gold, sondern aus Fleisch und Blut.« Sein Blick wanderte zu Arabellas Lippen, und sie war sicher, dass er sie küssen wollte.
In diesem Augenblick kam Jonathan in die Küche. »Hat Rita etwas für Wally gebracht?«, fragte er.
Arabella und Stuart zuckten zusammen, als sie so plötzlich seine Stimme hörten.
»Ja … Rita und die Frauen waren hier«, sagte Arabella stockend.
»Gib mir Bescheid, wenn das Mittel fertig ist, dann bringe ich es zu Wally«, sagte Stuart augenzwinkernd zu ihr, bevor er zur Hintertür hinausging.
Jonathan sah ihm finster nach.
»Stimmt etwas nicht, Jonathan?«, fragte Arabella.
»Nein, alles in Ordnung.«
»Du klingst aber nicht sehr überzeugt.«
»Ich bin nur besorgt.«
»Weswegen?«
»Du kennst Stuart kaum. Ich weiß, mich kennst du auch nicht viel besser, aber du solltest vorsichtig sein.«
»Ich verstehe nicht, weshalb du so besorgt bist«, sagte Arabella.
Jonathan nahm ihre Hand und zwang sie, ihn anzuschauen. »Ich habe gesehen, was beinahe passiert wäre.«
»Du glaubst, Stuart wollte mich
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