Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
viel Merkwürdiges aus der Wüste kommen sehen, aber Sie sind mit Abstand das Merkwürdigste. Wie ein Gespenst haben Sie ausgesehen, als Sie heute Nachmittag in die Bar wankten.«
    Arabella schnappte vor Empörung nach Luft. Doch bevor sie etwas sagen konnte, hatte Maggie die Schublade einer Kommode aufgezogen und einen Spiegel herausgenommen. Sie reichte ihn der verdutzten Arabella. Als diese hineinschaute, stieß sie einen Entsetzensschrei aus. Maggie zuckte erschrocken zusammen.
    »O Gott! Wie lange bleibt das so?«, fragte Arabella mit Tränen in den Augen. Trotz des Sonnenbrands an ihren Armen, Schultern und Füßen war sie auf den schlimmen Anblick ihres Gesichts nicht gefasst gewesen. Ihre Haut war krebsrot. Auf dem Nasenrücken und den geschwollenen, aufgeplatzten Lippen hatten sich Blasen gebildet. Das Weiß ihrer Augen stach unnatürlich hervor. Ihre sonst so gepflegten Haare sahen aus, als hätte sie ein Jahr auf der Straße gelebt.
    »Ein, zwei Wochen auf jeden Fall«, sagte Maggie. »Sie werden sich häuten wie eine Schlange, allerdings nicht auf einmal. Die Haut wird sich in Fetzen abschälen, sodass Sie eine Zeit lang wie eine Patchworkdecke aussehen werden.«
    »O Gott! Mummy wird mich gar nicht wiedererkennen«, jammerte Arabella. »Ich werde dieses Zimmer erst verlassen, wenn ich wieder wie ein normaler Mensch aussehe!«
    »Das geht nicht, Sie können nicht hier oben bleiben«, sagte Maggie. »Ich habe schon genug um die Ohren, auch ohne dass ich dauernd die Treppe rauf- und runterrenne, um nach Ihnen zu sehen.«
    »Wie soll ich denn allein zurechtkommen?«, rief Arabella wehleidig. »Schauen Sie sich doch meine Beine an! Ich glaube kaum, dass ich gehen kann.«
    »Mein Mann hat sich mal mit einem gebrochenen Bein fünf Meilen weit durch die Wüste geschleppt. Da werden Sie mit ein paar Ameisenbissen doch wohl eine Treppe schaffen, Miss Fitzherbert.«
    Tonys Pferd hatte damals vor einer Schlange gescheut. Er war abgeworfen worden und hatte sich dabei das Bein gebrochen. Sein Pferd war in die Stadt zurückgelaufen. Tony hatte sein Überleben nur seinem Mut und seinem zähen Lebenswillen zu verdanken. Trotzdem hätte er um ein Haar sein Bein verloren, weil es brandig geworden war. Erst eine Medizin der Aborigines hatte ihn heilen können.
    »Aber ich hab mir den Knöchel verstaucht!«, stöhnte Arabella. »Es tut schrecklich weh!«
    Maggie besah sich Arabellas Knöchel. Er war kaum geschwollen und nur leicht verfärbt. »Je eher Sie ihn wieder belasten, desto besser.«
    »Und wenn ich eine Lungenentzündung kriege?«, jammerte Arabella. »Ich bin noch nie so leicht bekleidet in der Kälte herumgelaufen.«
    »Hätten Sie eine Lungenentzündung bekommen, wäre Ihnen das Jammern längst vergangen, so schlecht würde es Ihnen dann gehen.«
    Diese Maggie ist eine herzlose Person, dachte Arabella wütend. »Ich kann doch so nicht unter die Leute«, klagte sie bei einem weiteren Blick in den Spiegel.
    »Sie sind hier im Outback, Miss Fitzherbert. Hier ist kein Platz für Eitelkeit. Wir haben andere Sorgen. Außerdem, wie stellen Sie sich das vor? Wer soll Sie versorgen?«
    »Sie werden doch Personal haben! Irgendjemand wird mich ja wohl bedienen können!«
    Maggie lachte laut auf. »Personal? Bedienen? Hier gibt’s kein Personal. Tony und ich machen alles allein. Er steht hinter der Bar und erledigt alle handwerklichen Arbeiten, und ich koche und putze. Entweder Sie bezahlen für das Zimmer, oder Sie gehen mir zur Hand, solange Sie da sind.«
    »Meine Eltern werden natürlich für das Zimmer bezahlen, wenn sie mich hier abholen«, entgegnete Arabella hastig. Der Gedanke, beim Putzen und Kochen helfen zu müssen, versetzte sie in Panik. Von solchen Dingen verstand sie nichts.
    »Das könnte Wochen oder gar Monate dauern.«
    Arabella glaubte sich verhört zu haben. »Monate?«
    »Ganz recht. Selbst wenn Ihre Eltern in Alice Springs einen Afghanen anheuern und auf Kamelen hierherreisen würden, wären sie mehrere Wochen unterwegs.«
    Arabella schüttelte stur den Kopf. Ihre Eltern würden einen schnelleren Weg finden, ganz bestimmt. »Meine Eltern werden alle Hebel in Bewegung setzen, um mich zu finden, und mein Vater wird sich erkenntlich zeigen, wenn Sie gut für mich sorgen. Ich bin das einzige Kind, und sie lieben mich abgöttisch.«
    Maggie war einen Augenblick sprachlos. Diese junge Frau war offenbar nicht nur maßlos verwöhnt, sie lebte anscheinend auch in einer Fantasiewelt. Was für Eltern waren das,

Weitere Kostenlose Bücher