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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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nichts zu sagen. Sie musste viel Zeit allein mit Faiz in der Wüste verbringen; da war es am besten, sie zügelte ihr Temperament. Wer konnte schon sagen, wozu Faiz imstande war?
    Die Stunden dehnten sich. Unermüdlich trotteten die Kamele durch den glühend heißen Sand. Die Hitze war gnadenlos. Zu Arabellas Glück bestand Faiz darauf, unterwegs anzuhalten, damit er beten konnte, sodass sie ein wenig Zeit hatte, die Beine auszustrecken und einen Schluck zu trinken.
    Jonathan hatte ihr Brot und Konfitüre als Reiseproviant eingepackt. Zur Mittagszeit bot sie Faiz an, mit ihm zu teilen. Er lehnte ab, obwohl er sie damit kränkte.
    »Haben Sie denn keinen Hunger?«, fragte Arabella.
    »Ich habe etwas dabei, aber ich esse erst, wenn die Sonne untergeht«, sagte er.
    Arabella wunderte sich, gab aber keinen Kommentar ab.
    Als es dunkel wurde, hielten sie, um ihr Lager aufzuschlagen. Faiz sattelte die Kamele ab und gab ihnen Wasser und Futter, mit dem sie eines der Tiere beladen hatten. Dann legte er eine Bettrolle aus und bot Arabella eine Matte an, auf der sie schlafen konnte. Sie ging mit der Matte auf die andere Seite des Lagerfeuers, so weit wie möglich von Faiz weg, und benutzte ihre Tasche als Kopfkissen.
    Der schweigsame Faiz aß irgendetwas, das nach Datteln und Dörrfleisch aussah, während Arabella das zweite Sandwich verzehrte, das sie mitgebracht hatte. Danach legte sie sich auf ihre Matte, mit dem Rücken zu Faiz und dem Feuer, und versuchte zu schlafen. Sie lag erst ein paar Minuten da, als plötzlich Faiz’ Stimme erklang.
    »Was Sie für Maggie und Tony tun, ist gut«, sagte er.
    Arabella riss erstaunt die Augen auf. Machte er ihr tatsächlich ein Kompliment? Sie setzte sich auf und blickte zu ihm hinüber. Durch den Rauch des Feuers sah er noch bedrohlicher aus als sonst.
    »In der kurzen Zeit, die ich in Marree bin, habe ich erfahren, wie viel das Hotel allen Menschen in dieser Gegend bedeutet«, sagte sie.
    Faiz nickte. »Sie sind nicht mehr dieselbe, die Sie waren, als Sie in die Stadt gekommen sind«, sagte er. »Ich kann sehen, dass Sie Uri sehr gern haben.«
    Arabella lächelte. »Das stimmt. Und es tut mir leid, dass ich Ihre Kamele als … als stinkende Viecher bezeichnet habe. Ich wusste ja nicht, dass Kamele …«
    »Schon gut. Vergessen Sie nur nicht, dass Uri kein Streicheltier ist. Er ist zum Arbeitstier geboren.«
    Faiz legte sich hin und war bald darauf eingeschlafen, wie seine regelmäßigen Atemzüge Arabella verrieten. Auch sie legte sich wieder hin, fand aber keinen Schlaf. Ihr wurde klar, dass in Faiz trotz seines seltsamem, ja bedrohlichen Äußeren ein guter Kern steckte. Und was Faiz gesagt hatte, stimmte tatsächlich: Sie war ein völlig anderer Mensch als das verwöhnte Mädchen, das von hilfsbereiten Aborigines aus der Wüste gerettet worden war. Inzwischen war sie kaum noch wiederzuerkennen. Ein paar Wochen hatten nicht nur ihr Leben verändert, sondern auch ihren Charakter. Es war unglaublich, dass sie erst in einer einsamen Wüstenstadt wie Marree inmitten einer bunten Mischung verschiedenster Menschen leben musste, damit diese Veränderung eintrat.
    Doch Arabella wusste, dass vor allem Jonathan für ihre Veränderung verantwortlich war. Sie fragte sich, ob sie wieder die verwöhnte, egoistische Frau werden würde, wenn sie in ihr altes Leben zurückkehrte.
    In ein träges und sinnloses Leben, wie sie nun erkannte.
     
    Als am nächsten Morgen Farina in Sicht kam, siegte bei Arabella trotz der Erschöpfung die Neugier, und sie fragte Faiz nach der Stadt. Offenbar war Farina früher eine blühende kleine Ortschaft gewesen, doch es war offensichtlich, dass diese Zeiten längst der Vergangenheit angehörten.
    »Wie viele Menschen leben in Farina?«, fragte Arabella.
    »Es gibt ein kleines Afghanen-Viertel, am Stadtrand hausen die Aborigines. Heute leben nur noch eine Handvoll Weiße in Farina, aber auf den umliegenden Farmen gibt es ein paar mehr.«
    Er berichtete weiter, dass Farina im Jahr 1878 zur Stadt erhoben worden war – in einem Reservat, das als Government Gums bekannt war. Optimisten hatten vorhergesagt, die Stadt würde Zentrum eines riesigen landwirtschaftlichen Gebiets werden, doch die ständige Dürre machte diesen Träumen bald ein Ende. Dennoch wuchs Farina anfangs rasch; über vierhundert Menschen zogen hierher. Es gab zwei Hotels – das Transcontinental und das Farina –, eine Kirche, eine Schule und mehrere Geschäfte. Außerdem wurde im Transcontinental

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