Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Laut aus, und Arabella lachte auf.
Erst als eines von Faiz’ Kamelen schnaubte, wurde ihr bewusst, dass sie nicht allein war. »Oh …«, sagte sie verlegen, als sie sich umwandte und sah, dass der Kameltreiber sie beobachtete.
»Sind Sie so weit?«, fragte er kalt.
»Ja, ich will mich nur noch von Jonathan verabschieden.« Arabella ging zum Hotel. Sie wünschte sich, jemand anders würde sie nach Farina bringen. Faiz war ein seltsamer Mann, in dessen Gesellschaft sie sich nicht wohl fühlte.
»Faiz ist gekommen«, sagte sie in der Hotelküche zu Jonathan. »Ich mache mich jetzt auf den Weg.«
»In Ordnung«, erwiderte er, doch Arabella konnte sehen, dass er besorgt war.
»Es wird schon alles gut gehen, Jonathan. Ich bin zurück, bevor du mich vermissen kannst.« Aber ich werde dich schrecklich vermissen, fügte sie im Stillen hinzu. Tränen brannten ihr in den Augen, doch sie versuchte tapfer, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen.
»Pass gut auf dich auf«, flüsterte Jonathan und nahm ihre Hände in seine.
»Ich verspreche es«, sagte sie und blickte in seine dunklen Augen.
»Ich wollte, ich könnte dich begleiten«, fügte Jonathan hinzu.
Arabella wusste, dass es zwischen ihnen noch vieles zu besprechen gab. Sie wollte ihm sagen, was sie für ihn empfand, hatte aber Angst davor, denn sie war nicht sicher, wie er es aufnehmen würde. Jonathan war mit seinen Gefühlen eher zurückhaltend gewesen, seit sie sich geküsst hatten.
Arabella sah auf ihre Hände hinunter, die Jonathan noch immer drückte, und er ließ sie verlegen los.
»Entschuldige«, sagte er leise.
»Schon gut«, entgegnete sie. Ein Teil von ihr wünschte, er hätte sie nicht losgelassen, doch sie errötete und wandte den Blick ab.
»Ich gehe jetzt lieber …«
»Warte, Arabella«, sagte Jonathan.
»Ja?«, sagte sie hoffnungsvoll.
»Ich habe Faiz gebeten, dir eine Burka mitzubringen. Und einen Hijab , damit du deinen Kopf vor der Sonne schützen kannst.«
»Warum muss ich das denn tragen?«
»Das musst du nicht. Faiz hat es vorgeschlagen, um deine Haut vor der Sonne zu schützen.« Alle Spuren des schweren Sonnenbrands, den Arabella erlitten hatte, waren verschwunden, aber sie wollte kein Risiko eingehen.
»Also gut«, sagte sie. Sie war überrascht, aber auch ein wenig misstrauisch, dass gerade Faiz einen solchen Vorschlag gemacht hatte.
Jonathan trat auf die Straße. Arabella folgte ihm.
»Hast du die Burka und den Hijab mitgebracht?«, fragte er Faiz, der inzwischen herangeritten war.
Der Afghane gab keine Antwort. Stattdessen beugte er sich zu einer Tasche vor, die sein Kamel trug, und zog etwas hervor, das wie ein großes, zusammengefaltetes Tuch aussah. Er reichte es Arabella. Sie faltete das Tuch auseinander, wusste aber nicht, was sie damit anfangen sollte. Als sie versuchte, es sich umzulegen, rutschte es ihr herunter.
Faiz stieß einen ärgerlichen Laut aus, trat einen Schritt vor und nahm ihr das Tuch aus den Händen. Während sie stocksteif dastand, wickelte er es um ihren Körper und zog ihr den Hijab über den Kopf. Beide Kleidungsstücke waren leicht und erstaunlich kühl.
»Danke«, sagte Arabella so freundlich sie konnte.
Faiz erwiderte nichts. Das Kamel, das er für sie mitgebracht hatte, kniete sich auf die Vorderbeine, und Arabella stieg auf, während Jonathan ihre kleine Tasche am Sattel befestigte. Dann stieg auch Faiz auf sein Kamel. Die beiden Tiere erhoben sich aus der knienden Haltung.
Jonathan blickte zu Arabella hinauf. »Komm bald zurück«, sagte er.
So, wie er diese Worte sagte, berührten sie Arabellas Inneres, und sie wusste, dass Jonathan sich wirklich um sie sorgte. Das Herz strömte ihr vor Freude über. Doch ihr Glücksgefühl wich rasch tiefer Traurigkeit bei dem Gedanken, dass sie beide getrennt würden, sobald ihre Eltern wiederkamen.
Sie waren fast eine Stunde schweigend geritten, als Faiz endlich sein Schweigen brach. »Uri ist jetzt entwöhnt«, sagte er. »Er muss bald zusammen mit den anderen Jungtieren in einen Pferch.«
Arabella erschrak. »Aber er hat Bess so gern. Er würde sie schrecklich vermissen! Außerdem hat Paddy gesagt, dass Uri normalerweise fünf Jahre bei seiner Mutter verbracht hätte, und …«
Faiz schüttelte ungeduldig den Kopf. »Er hat keine Mutter, und er muss zum Arbeiten abgerichtet werden«, sagte er kalt. »Das ist seine Bestimmung.«
»Bestimmung«, murmelte Arabella. Sie war wütend über Faiz’ herzlose Art, beschloss aber, vorerst
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