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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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erwachte Clarice’ Aufmerksamkeit wieder. Sie seufzte innerlich auf, als die Frau sagte, der Zug würde in zwei Tagen wieder verkehren. Wie oft schon hatte Edward ihr genau dasselbe gesagt, und jedes Mal hatte es die eine oder andere Verzögerung gegeben.
    »Wir werden an Heiligabend nach Marree fahren«, fuhr die Frau fort. »Wir haben über den Buschfunk davon gehört. In der Stadt wird ein Konzert gegeben.«
    Der Buschfunk, dachte Clarice verbittert. Eine ihrer Hoffnungen, etwas von Arabella zu hören, war der Buschfunk gewesen, der im Outback angeblich sehr gut funktionierte. Doch sie hatte bald erfahren müssen, dass nur Krankenhäuser und sehr wohlhabende Farmen sich ein Funkgerät leisten konnten. In der Nähe von Marree besaß niemand eins.
    »Wirklich?«, fragte die andere Frau, die sehr dunkles Haar hatte. »Ein Konzert, sagst du? Vielleicht sollten wir auch hinfahren. Werdet ihr den Zug nehmen?«
    »Ja, wir haben schon gebucht. Die Pianistin, die in Marree auftritt, soll wundervoll spielen, und wann bekommt man hier so etwas schon geboten?«
    Clarice verspürte augenblicklich einen Stich in ihrem Herzen. Ihre Gedanken kehrten zu Arabella zurück und daran, wie wundervoll sie Klavier gespielt hatte. Arabella war brillant gewesen – viel besser, als sie selbst geglaubt hatte. Doch sie hatte nie das nötige Selbstvertrauen besessen. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb sie und Edward diese verhängnisvolle Reise mit ihr unternommen hatten. Clarice und Edward waren sich sicher gewesen, es würde Arabellas Selbstvertrauen stärken, neuen Menschen zu begegnen und neue Orte zu sehen. Und nun hatte diese Reise ihr wahrscheinlich den Tod gebracht …
    »Wer ist denn diese Pianistin?«, fragte die dunkelhaarige Frau.
    »Ihren Namen weiß ich nicht, aber offenbar ist sie sehr hübsch, sehr jung und hochbegabt. Im Buschfunk wird ständig über sie geredet. Ich habe gehört, dass sie bereits vor Schafscherern und vor Gästen des Great Northern Hotels in Marree gespielt hat und dass alle sehr beeindruckt waren.«
    Clarice hielt den Atem an, während sie gebannt zuhörte.
    »Woher kommt sie denn?«
    »Ich weiß nicht, aber sie ist noch nicht lange in Marree, und niemand scheint zu wissen, was sie dort tut«, antwortete ihre Gesprächspartnerin.
    Clarice’ Herz schlug plötzlich heftig. Eine Million Fragen schossen ihr durch den Kopf. Die Frauen sprachen doch nicht etwa von ihrer Arabella? Clarice’ Hände zitterten, sie bekam kaum noch Luft.
    Dann aber rief sie sich zur Ordnung. Sie durfte ihre Hoffnungen nicht zu hoch hängen – umso bitterer würde dann die Enttäuschung sein. Diese Pianistin konnte nicht Arabella sein. Das war unmöglich. Selbst wenn sie wie durch ein Wunder noch lebte, würde sie kaum in einem gottverlassenen Nest im Outback Klavier spielen, sondern alles versuchen, um nach Alice Springs zu kommen und ihre Eltern wissen zu lassen, dass sie am Leben war.
    Aber die Frau hatte gesagt, die Pianistin sei sehr hübsch und sehr jung und hochbegabt, und genau das traf auf Arabella zu …
    »Ich werde Milton fragen, ob wir auch zu dem Konzert fahren können«, sagte die dunkelhaarige Frau. »Würdest du für ein paar Minuten auf Eddie aufpassen?«
    »Ja, geh nur.«
    Die dunkelhaarige Frau erhob sich und ging ins Hotel. Clarice fasste sich ein Herz und blickte die andere Frau an. »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Ich habe eben gehört, wie Sie ein Konzert in Marree erwähnten …«
    »O ja«, sagte die Frau, die ein grünes Kleid trug, freundlich. »Das ist sehr aufregend. In dieser Gegend hier bekommen wir so etwas nicht oft geboten.«
    Clarice versagte fast die Stimme. »Ist … ist die Pianistin aus der Großstadt?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Wir haben über den Buschfunk von ihr erfahren, und manchmal gibt es da atmosphärische Störungen, sodass man kaum etwas versteht.«
    »Könnte es sein, dass sie erst um die zwanzig ist?«
    »Sie soll sehr jung sein, das wäre schon möglich.«
    »Ist ihr Name zufällig … Arabella Fitzherbert?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
    Clarice seufzte enttäuscht.
    »Ich weiß nur«, fuhr die Frau fort, »dass das Konzert an Heiligabend in Marree stattfindet. Man hat uns versichert, dass der Zug uns hinbringt …« Dann wurde die Frau von den Kindern abgelenkt, die sich um eines der Spielzeuge zankten.
    Clarice stand auf und eilte ins Hotel, um möglichst rasch mit Edward zu reden. Sie ging in ihr Zimmer, musste zu ihrer

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