Im Tal der flammenden Sonne - Roman
rief Maggie erleichtert und eilte zu ihnen. Tony hatte eine große Beule an der rußgeschwärzten Stirn, und Wally schnappte gierig nach Luft. Ansonsten aber schienen die Männer unverletzt zu sein.
»Wo ist Stuart?«, fragte Maggie.
»Wir können ihn nicht finden«, sagte Tony, heiser vor Anstrengung. »Oben stand alles in Flammen, die Hitze und der Rauch haben uns zurückgetrieben. Jonathan kann von Glück reden, dass er nach draußen gekommen ist. Und ohne Wally hätte ich es nicht geschafft.« In der Diele war dicht vor Tony ein Teil der Decke eingestürzt. Hätte Wally ihn nicht ins Freie gezerrt, wäre er jämmerlich verbrannt.
»Danke, Wally«, rief Maggie kläglich.
Wally tat seinen Heldenmut mit einem Schulterzucken ab.
Dann kam Terry aus der Dunkelheit herbeigerannt. Seine Stiefel waren aufgeschnürt, sein Hemd war aufgeknöpft; es war offensichtlich, dass er sich in aller Eile angezogen hatte. »Du lieber Himmel, was ist passiert?«, stieß er hervor.
»Der Blitz ist in die Heuballen eingeschlagen, und dann ist der Generator explodiert«, sagte Tony.
»Ist jemand verletzt?«
»Nein, aber wir können Stuart nirgends finden«, sagte Maggie aufgelöst. »Er muss noch im Hotel sein!«
Terry blickte auf das brennende Gebäude. Das Feuer fraß sich rasch voran. Er war sicher, dass niemand in dem Gebäude überleben konnte. »Wisst ihr genau, dass Stuart nicht rausgekommen ist? Viele Zimmer gehen auf den Balkon hinaus. Von dort hätte er ins Freie gekonnt.«
»Wir waren drinnen, konnten ihn aber nicht finden«, sagte Tony und hustete.
»Dann ist er vielleicht rausgekommen«, meinte Terry hoffnungsvoll.
»Aber wir haben ihn nicht gesehen!«, sagte Maggie besorgt. »Und Tony hat draußen gesucht. Wo könnte er denn sonst noch sein? Das Feuer und die Explosion müssen ihn doch geweckt haben!«
Terry blickte auf das brennende Hotel. »Es könnte alles Mögliche passiert sein. Vielleicht ist er aufgewacht, in Panik geraten, aus dem Bett gesprungen, im Dunkeln gestolpert und hat sich den Kopf angeschlagen.«
»Ja, vielleicht ist das auch der Grund, weshalb er mir nicht geantwortet hat, als ich ihn von der Tür aus gerufen habe«, sagte Jonathan. Ihm graute bei dem Gedanken, dass Stuart vielleicht nur ein paar Meter von ihm entfernt bewusstlos auf dem Boden gelegen hatte.
»Wir müssen ihn rausholen«, sagte Arabella schluchzend. »Wir müssen etwas unternehmen!«
»Jetzt kann niemand mehr da hineingehen«, sagte Terry entschieden. Er wusste, wie allen zumute war, aber es war seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass niemand sein Leben sinnlos aufs Spiel setzte.
Auch das Dach des Heuschobers hatte Feuer gefangen, nachdem der Ast eines brennenden Baumes darauf gefallen war, doch der plötzliche Regen hatte die Flammen rechtzeitig gelöscht. Im Hotel jedoch war das Feuer schon zu weit ausgebreitet gewesen, als dass der Regen noch etwas hätte ausrichten können.
Inzwischen waren auch die Afghanen und die Aborigines herbeigeeilt, um zu helfen, doch sie konnten nichts mehr tun. Es war zu spät, um das Hotel noch zu retten.
»Es sind doch alle raus?«, fragte Paddy besorgt.
»Wir können Stuart nicht finden«, stieß Jonathan aus. Seine Stimme war vor Angst belegt. »Tony und Wally haben drinnen nach ihm gesucht, konnten aber keine Spur von ihm entdecken.« Jonathan war klar, dass auch die Treppe inzwischen brennen musste, so rasch hatte das Feuer sich ausgebreitet.
Ein paar Minuten lang standen alle da und beobachteten beklommen, wie die Flammen gen Himmel schlugen. Maggie ging zu Tony hinüber. Er legte den Arm um sie, während sie beide mit ansehen mussten, wie viele Jahre ihres Lebens ein Raub der Flammen wurden. »Jetzt wird die Bank nicht mehr viel bekommen«, flüsterte Maggie, auch wenn sie wusste, dass das unwichtig war angesichts der Tatsache, dass Stuart wahrscheinlich einen schrecklichen Tod gestorben war.
Entsetzt beobachteten sie, wie das Dach des Hotels schließlich mit einem lauten Krachen zusammenstürzte und einen Funkenwirbel in den Nachthimmel sandte.
Alle waren durchnässt, und der Regen nahm weiter zu. Die Kameltreiber kehrten zurück in die Ghan-Siedlung. Da einige Tiere aus ihren Pferchen ausgebrochen waren, als der Blitz eingeschlagen hatte, mussten die Männer sie einfangen, bevor sie zu weit fortliefen. Die Aborigine-Frauen und ihre Kinder standen bei den McMahons. Sie jammerten und stöhnten leise; das war ihre Art zu trauern. Maggie forderte sie sanft zum Gehen auf, da der
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