Im Tal der flammenden Sonne - Roman
fragte Arabella voller Angst.
»Das könnte durchaus passieren«, sagte Paddy. »Ich werde weiter nach ihm suchen.« Er eilte davon.
Arabella ließ sich auf eines der Klappbetten fallen und schlug die Hände vor das Gesicht.
»Vielleicht kommt er ja wieder, Arabella«, versuchte Jonathan ihr Hoffnung zu machen. »Du weißt, dass Uri dich gern hat, und er wird auch Bess vermissen. Sehen wir zu, dass Mohomet Basheer uns neue Kleidung gibt. Dann satteln wir Bess und machen uns ebenfalls auf die Suche nach Uri.«
Arabellas Miene hellte sich auf. »Du würdest mich begleiten?«
»Ja«, sagte Jonathan. »Überall hin.«
Mohomet erlaubte Arabella und Maggie, sich alles zu nehmen, was sie brauchten. Außerdem bot er ihnen an, sich in seinen privaten Zimmern zu waschen und frisch zu machen.
»Ich danke dir von Herzen, Mohomet«, sagte Maggie. »Du weißt, dass wir unsere Rechnung eines Tages begleichen werden.« Sie wusste nicht, wann oder wie, hatte aber die feste Absicht, ihre Schulden zurückzuzahlen.
Mohomet wusste, dass Maggie ihren Stolz hatte. »Ich weiß, Maggie«, sagte er deshalb nur.
»Vielen Dank, Mohomet«, sagte auch Arabella voller Wärme.
Der Afghane lächelte. Nichts mehr war von dem verwöhnten, hochnäsigen Mädchen geblieben, das sich damals ein Gewand bei ihm ausgesucht hatte, das sie von Kopf bis Fuß bedeckte.
Als Arabella zu den Ställen kam, hatte Jonathan Bess bereits gesattelt.
»Wenn Bess doch nur verstehen könnte, dass wir nach Uri suchen«, sagte Arabella. »Dann würde sie ihn sicher finden, bevor er zu weit wegläuft.«
»Vielleicht kann sie das ja«, sagte Jonathan, saß auf und hob Arabella hinter sich aufs Pferd. Sie schlang die Arme um seine Taille, und sie ritten los.
In den Ruinen des niedergebrannten Hotels bückte sich Terry, hob etwas auf und rieb mit dem Ärmel den Ruß ab.
Tony sah zu ihm hin. »Hast du was gefunden?«
»Eine Armbanduhr.« Terry kam aus dem Trümmern und zeigte sie Tony. »Ist das deine?«
»Nein.«
»Könnte sie von Jonathan oder von Les Mitchell sein?«
»Nein, ich habe nicht gesehen, dass einer von ihnen eine solche Uhr trägt«, sagte Tony.
»Dann muss sie Stuart gehören«, erklärte Terry.
»Zeig mal her«, sagte Maggie. »Stuart hat seine Uhr einmal in der Küche liegen lassen, deshalb weiß ich, wie sie aussieht.«
Tony reichte sie ihr. Maggie warf einen kurzen Blick darauf, und ihre Unterlippe bebte. Obwohl das Glas zerbrochen und geschwärzt war, erkannte sie die Uhr. »Es ist Stuarts«, flüsterte sie.
»Maggie und Tony tun mir schrecklich leid«, sagte Arabella, für die es ein tröstliches Gefühl war, sich an Jonathan anzulehnen. Sie ritten nach Westen den Fluss entlang. Am Ufer waren sehr viele Kamelspuren zu sehen; daher hofften sie, Uri bei den Tieren zu finden, die bei dem Unwetter davongelaufen waren. Doch sie wussten, dass die Spuren auch von Afghanen stammen konnten, die auf ihren Kamelen nach jenen Tieren suchten, die sie bisher noch nicht eingefangen hatten.
»Eine solche Tragödie rückt alles in ein ganz anderes Licht, nicht wahr?«, sagte Jonathan.
»Ja. Mir hat es bewusst gemacht, was für ein sinnloses Leben ich zu Hause in England geführt habe. Ich hatte keine Ziele, keinen Ehrgeiz … Ich beneide dich, Jonathan. Du weißt wenigstens, was du mit deinem Leben anfangen willst.«
Jonathan zügelte Bess, schwang sich von ihrem Rücken und half auch Arabella herunter. »Das dachte ich bisher auch immer.«
»Was meinst du damit?«
»Es gibt nur eines, das ich mit Sicherheit weiß, Arabella«, sagte er. »Dass ich mein Leben mit dir verbringen will. Was letzte Nacht passiert ist, hat mir vor Augen geführt, dass mein Leben ohne dich leer und sinnlos wäre.«
»Würdest du dein jetziges Leben aufgeben? Was du tust, ist sehr wichtig für dieses Land, besonders für die Aborigines.«
»Ich könnte auch in England eine sinnvolle Aufgabe finden.«
Es rührte Arabella, dass Jonathan bereit war, seine Träume aufzugeben, um mit ihr zusammen zu sein. Doch sie wusste, wie groß dieses Opfer war. »Nein«, sagte sie. »Du kannst Australien und das Outback nicht verlassen. Du würdest niemals glücklich sein. Ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben hier aufgibst.«
»Willst du damit sagen, du liebst mich, aber wir werden trotzdem nicht zusammen sein?«
»Nein. Ich würde lieber mit dir in einer Hütte hier in der Wüste leben, als ohne dich in einer Großstadtvilla. Es ist mir egal, wo wir leben, solange
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