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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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schon mit dem Abwasch anfangen. Wenn ich nur wüsste, wo die beiden so lange bleiben!« Maggie band ihre Schürze ab.
    Arabella war todmüde. Sie hoffte, dass die beiden Aborigine-Frauen tatsächlich kamen, sonst würde sie sich die Nacht um die Ohren schlagen und abspülen müssen. Ihre Ahnung trog sie nicht, denn im gleichen Augenblick sagte Maggie:
    »Wenn die beiden mich im Stich lassen, müssen Sie schon mal mit dem Abwasch anfangen, sonst stehe ich bis morgen früh in der Küche. Ich helfe Ihnen, sobald ich kann.«
     
    Arabella stapelte das schmutzige Geschirr ineinander, als sie jemanden hinter dem Haus laut zetern hörte. Sie spähte aus dem Fenster und sah Rita, die Lily und Missy die Leviten las. Ein Stück entfernt lag ein Eimer. Arabella fragte sich, ob eine der Frauen ihn versehentlich umgestoßen oder ob Rita ihm aus Wut einen Tritt verpasst hatte. Bei Ritas Anblick bekam Arabella weiche Knie. Sie hoffte inständig, dass Rita nicht mit ins Haus kam.
    Sie hatte Glück: Lily und Missy wankten allein durch die Hintertür. Missy war immer noch betrunken, und auch Lily wirkte angeschlagen.
    »Maggie hat gesagt, ihr sollt schon mal mit dem Abwasch anfangen«, meinte Arabella nervös.
    Die beiden Frauen beachteten sie kaum. Sie zankten sich, und Arabella glaubte herauszuhören, dass es dabei um einen Mann ging. Als Missy das schmutzige Geschirr abspülen wollte, ließ sie prompt einen Teller fallen.
    »O nein!« Arabella bückte sich und machte sich verärgert daran, die Scherben aufzulesen.
    Lily schrie Missy an, und im Handumdrehen war die schönste Rauferei im Gang. Die beiden Frauen zogen sich an den Haaren und schlugen kreischend aufeinander ein. Arabella wusste nicht, was sie tun sollte. Jetzt wünschte sie, Rita wäre hier und würde die beiden trennen. Maggie bekam von dem Krawall nichts mit, weil die Gäste lauthals zu singen angefangen hatten.
    »Aufhören!«, rief Arabella verzweifelt. »Hört sofort auf!« Da sie sich nicht traute, dazwischenzugehen, füllte sie ein Glas mit Spülwasser und schüttete es den beiden ins Gesicht. Missy und Lily schnappten erschrocken nach Luft, doch sie fassten sich schnell wieder. Missy flüchtete zum Hintereingang hinaus. Die zeternde Lily folgte ihr.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Jonathan verwundert. Er hatte nach Arabella sehen wollen und die lautstarke Auseinandersetzung schon im Flur gehört.
    »Lily und Missy«, stieß Arabella hervor, der vor Aufregung die Knie zitterten. »Die beiden sollten den Abwasch machen, haben sich aber in die Haare gekriegt.«
    Jonathan sah sich um. »Mir scheint, Sie können Hilfe brauchen.«
    »Müssen Sie nicht Tony zur Hand gehen?«
    »Stuart Thompson ist gerade gekommen, er kann ihm helfen.«
    »Hoffentlich schlagen Lily und Missy sich nicht die Köpfe ein. Die hatten sich ganz schön in den Haaren.«
    »Morgen früh werden sie nicht mal mehr wissen, weshalb sie sich gestritten haben.«
    Jonathan begann mit dem Abwasch, und Arabella trocknete ab.
    »So haben wir uns den heutigen Abend nicht vorgestellt, hm?« Er lächelte ihr zu.
    »Ganz bestimmt nicht.« Arabella erwiderte sein Lächeln zaghaft. Allmählich beruhigte sie sich. »Ich habe mich noch gar nicht für die Kleider bedankt. Das war sehr großzügig von Ihnen.«
    »Eine Lady kann gar nicht genug Kleider haben.«
    »Ich fürchte, eines habe ich schon ruiniert. Beim Feuermachen kam eine Rußwolke aus dem Kamin, und ich hab alles abgekriegt.«
    »Hört sich an, als wäre es ein kurzweiliger Abend gewesen«, sagte Jonathan trocken.
    »Der schlimmste Abend meines Lebens! Ich verstehe wirklich nicht, wie jemand freiwillig länger als eine Minute in diesem elenden Kaff bleiben kann.«
    »Manchmal offenbart sich Schönheit nur bei genauerem Hinsehen«, erwiderte Jonathan.
    Arabella schnaubte verächtlich. »Marree ist die hässlichste Stadt, die ich je gesehen habe. Die Häuser sind heruntergekommen, immerzu wirbelt roter Staub durch die Luft, die Aborigines vegetieren in größter Armut vor sich hin, und das afghanische Viertel ist primitiv. Ich kann es kaum erwarten, von hier wegzukommen.«
    Sie bemerkte nicht den Ausdruck von Traurigkeit in Jonathans dunklen Augen.
     
    »So, das wär’s«, meinte Jonathan, als er Arabella den letzten gespülten Teller reichte.
    »Gott sei Dank.« Sie trocknete ihn ab und legte ihn auf den Stapel sauberen Geschirrs auf der Anrichte. So hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht geschuftet. Eigentlich hatte sie überhaupt noch nie

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