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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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herunterbrennt.« Stuart schenkte sich Tee ein und gab einen Klacks Marmelade auf seinen Toast. »Das wird mir nicht wieder passieren.«
    »Wollen Sie etwa schon wieder aufbrechen?«, fragte Jonathan.
    Stuart nickte. »Ja, für ein paar Tage.«
    »Geht Goolim mit?«
    »Nein. Aber er leiht mir eins seiner Packkamele.«
    »Kamele sind nicht leicht zu führen. Glauben Sie, Sie schaffen es allein?«
    »Ich denke schon. Goolim hat mir gestern gezeigt, worauf ich achten muss.«
    »Ich habe Arabella gerade einiges über die Afghanen erzählt«, sagte Jonathan.
    »Sie sind ein außergewöhnliches Volk.« Stuart nickte. »Was hätten die ersten Forschungsreisenden nur ohne sie angefangen?«
    »Ohne die Afghanen wäre das Outback niemals besiedelt worden«, sagte Jonathan.
    »Das wäre weiß Gott keine Katastrophe«, bemerkte Arabella trocken.
    Stuart und Jonathan wechselten einen verdutzten Blick.
    »Ohne die Afghanen und ihre Kamele hätten sich die ersten europäischen Siedler hier schwergetan«, sagte Jonathan.
    »Ich finde, Kamele sind grässliche Geschöpfe.« Arabella rümpfte die Nase.
    »Nun, im Gegensatz zu Pferden sind sie perfekt an das Leben in der Wüste angepasst«, sagte Stuart. »Kamele sind genügsamer als Ziegen und kommen tagelang ohne Wasser aus. Sie können binnen zehn Minuten über hundert Liter Wasser zu sich nehmen und es im Körper speichern. Und während der Regenzeit im Norden können sie genauso gut durch den Schlamm laufen wie bei uns hier über den Wüstensand, ohne einzusinken, weil sie dicke Sohlenpolster haben und die Zehen sich spreizen.«
    »Und man kann ohne Übertreibung sagen, dass die Afghanen genauso genügsam und robust sind wie ihre Kamele«, fügte Jonathan hinzu. »Sie können unter härtesten Bedingungen überleben.«
    »Und was machen sie hier draußen? Abgesehen davon, dass sie Leute wie euch beide in die Wüste führen«, sagte Arabella. »Maggie hat mir erzählt, sie würden auf ihren Kamelen Quellwasser für die ganze Stadt hierhertransportieren und Mohomet Basheer hätte früher mit ihrer Hilfe seine Waren draußen auf den Farmen verkauft. Aber es leben viele Afghanen hier, und nach allem, was ich gesehen habe, besitzen sie etliche hundert Kamele. Sie können doch nicht alle das Gleiche machen, oder?«
    »Sie transportieren nicht nur Quellwasser, sondern auch Lebensmittel und andere Waren aus dem Süden. Wenn der Zug aus irgendeinem Grund nicht verkehrt, sind die Menschen hier im Outback auf sie angewiesen. Ein Kameltreiber kann bis zu fünfzig Tiere führen. Sie beliefern sogar die Hotels entlang der Bahnlinie mit Schnaps – nicht nur Maggie und Tony.«
    Arabella blickte Jonathan erstaunt an. »Aber Tony hat doch gesagt, dass ihre Religion ihnen den Genuss von Alkohol verbietet.«
    »So ist es auch«, meldete Stuart sich zu Wort. »Deshalb sind die Afghanen wie geschaffen für diesen Job. Tony kann sicher sein, dass er die bestellte Menge Schnaps auch bekommt, weil die Afghanen nie etwas für sich selbst abzweigen.«
    »Aber nicht alle, die hier Afghanen genannt werden, stammen tatsächlich aus Afghanistan«, ergänzte Jonathan. »Viele kommen aus Kaschmir, Ägypten, Persien und der Türkei.«
    »Was ist mit ihren Frauen?«, fragte Arabella. »Ich habe noch keine gesehen.«
    »Ihre Frauen und Kinder haben sie in der Heimat zurückgelassen«, erklärte Jonathan. »Ursprünglich kamen diese Männer eigens zur Erschließung des Outback hierher, um später nach Hause zurückzukehren, aber viele sind geblieben und haben eine andere Arbeit gefunden. Faisal Ahmed – oder Fuzzy Ahmed, wie alle hier ihn nennen – verdiente seinen Lebensunterhalt damit, dass er auf der Rosebud Station Kupfer aus dem Boden kratzte. Und Goolim war früher fahrender Händler. Es hat ihn hierherverschlagen, weil er einem Ladenbesitzer viel Geld schuldete. Jeder, der eine Familie in der Heimat hat, schickt ihr regelmäßig Geld.«
    »Die Männer dürfen übrigens mehrere Ehefrauen haben«, warf Stuart ein, und seine Augen funkelten schelmisch. »Deshalb haben viele eine Aborigine oder eine Europäerin zur Frau.«
    »Oh«, machte Arabella und wich Stuarts Blicken aus. »Eine sonderbare Sitte. Ich finde ohnehin, sie sehen nicht sehr Vertrauen erweckend aus. Als der Zug hier in der Stadt hielt, sind ein paar ganz dicht herangekommen und haben versucht, in unser Abteil zu schauen. Mummy wäre fast zu Tode erschrocken.«
    »Die waren bestimmt nur neugierig oder wollten Ihnen Waren zum Verkauf anbieten«,

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