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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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hinaus. Im Schein einer Fackel konnte sie erkennen, wie Lily von einem der Scherer herumgestoßen wurde. Auch Rita hatte die Schreie offenbar gehört, denn schon kam sie herbeigelaufen und stürzte sich auf den betrunkenen Mann. Im Nu war die schönste Rauferei im Gange. Arabella beobachtete, wie die beiden sich prügelten. Nach einem gezielten Tiefschlag ging der Scherer ächzend in die Knie. Rita versetzte ihm einen kräftigen Tritt in den Hintern, und er fiel vornüber in den Staub, wo er ein paar Sekunden liegen blieb. Dann rappelte er sich auf und torkelte davon, zutiefst gedemütigt. Lily und Missy, die ebenfalls herbeigeeilt war, jubelten Rita zu. Lily reichte ihr eine Flasche Bier. Rita nahm einen langen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken ihre blutige Nase ab.
    Plötzlich begann sie zu keuchen, schwankte und fiel mit dem Gesicht voran zu Boden. Arabella griff sich erschrocken an den Hals. Doch Lily goss ihr kurzerhand den Rest Bier über den Kopf. Rita schüttelte sich und setzte sich mühsam auf. Die beiden Frauen nahmen sie in ihre Mitte, legten sich jeweils einen ihrer massigen Arme um die Schultern und schleppten sie nach Hause. Arabella konnte sie noch eine ganze Weile kichern und lallen hören.
    Schockiert ging sie wieder hinein. Sie hatte noch nie Frauen gesehen, die sich prügelten, schon gar nicht mit einem Mann. Obwohl sie geahnt hatte, wie stark Rita war, konnte sie kaum glauben, dass sie den Scherer tatsächlich niedergeschlagen hatte. Hoffentlich blieb es die einzige Prügelei an diesem Abend.
    Doch keine fünf Minuten später hörte Arabella, wie unten klirrend etwas zu Bruch ging. Mit pochendem Herzen riss sie die Tür auf. Maggie, die das Scheppern ebenfalls gehört hatte, eilte an Arabellas Zimmer vorbei zur Treppe. »Hoffentlich prügeln sie sich nicht! Wenn sie uns den Laden kurz und klein schlagen, können wir dichtmachen!«, rief sie. Sorgenfalten standen ihr auf der Stirn.
    Arabella folgte Maggie zögernd nach unten und spähte ihr über die Schulter. In der Bar war ein Fenster zu Bruch gegangen. Zwei Männer, der eine hager, der andere grobschlächtig, standen sich kampflustig gegenüber. Tony versuchte, die Streithähne zu trennen, doch die Gemüter waren zu sehr erhitzt.
    Anscheinend ging es darum, wer von beiden der bessere Scherer war; außerdem beschuldigte der eine den anderen, ihm Geld gestohlen zu haben. Als Nächstes ging es um Frauen. Der Dürre warf seinem Kontrahenten vor, mit seiner Frau zu flirten, und deutete an, dass eins seiner Kinder gar nicht von ihm, sondern von dem grobschlächtigen Klotz war. »Der Junge ist genauso hässlich wie du«, giftete er. »Und ich weiß, dass du dich bei mir zu Hause rumgetrieben hast, wenn ich nicht da war!«
    »Du bist ja nicht ganz dicht, Freundchen«, gab der andere zurück. »Oder vielleicht nicht Manns genug für deine Frau!«
    Das reichte. Schon flog ein Glas und traf das Raubein am Kopf. Der Hüne erstarrte einen Augenblick und ging dann unvermittelt zum Angriff über. Mit lautem Gebrüll stürzte er sich auf den Dürren, der sich ängstlich duckte. Ehe man sich’s versah, war eine Massenschlägerei im Gange. Maggie und Arabella wichen erschrocken in den Salon zurück, als zwei ineinander verschlungene Männer in den Flur rollten und ihnen den Weg zur Treppe versperrten.
    Maggie musste hilflos mit ansehen, wie Barhocker und Tische umstürzten und zersplitterten. Arabella brach in Tränen aus. Sie wünschte, Jonathan und Stuart wären da. Jetzt benutzten die Männer sogar Stuhl- und Tischbeine als Waffen. Gelegentlich sauste ein Trümmerstück durch die Luft und flog gefährlich nahe an den beiden Frauen vorbei, die sich in den Speisesaal flüchteten. Der Spiegel über dem Kamin ging zu Bruch; die zierlichen kleinen Tische zerbrachen unter dem Gewicht miteinander ringender Männer, die sie unter sich begruben. Arabella zitterte am ganzen Leib. Starr vor Entsetzen beobachtete sie den Gewaltausbruch, hörte den Aufprall von Fäusten, das Klirren von Gläsern und das wüste Gefluche. Wie in Trance wich sie immer weiter zurück, bis sie gegen das Klavier stieß. Um die scheußliche Geräuschkulisse auszublenden, riss sie das Tuch herunter, mit dem das Instrument abgedeckt war, setzte sich und begann, mit zitternden Fingern Greensleeves zu spielen, eines ihrer Lieblingslieder. Bald war sie dermaßen in ihr Spiel vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, wie Maggie hinter sie trat und ihr staunend zuhörte.
    Es dauerte nicht

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