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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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unbehaglich. Es war ihm unangenehm, Arabella um einen Gefallen zu bitten, nachdem er ihr gegenüber erst so ungnädig gewesen war. »Wir haben uns gedacht, Sie könnten regelmäßig auftreten … sagen wir, freitag- und samstagabends. Was halten Sie davon?«
    Arabella verschlug es die Sprache. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. »Deshalb wollten Sie mit mir reden?«
    »Ja, der Gedanke ist uns gekommen, weil unsere Gäste sich gestern Abend so großartig unterhalten haben. So etwas wird den Leuten hier draußen nicht oft geboten. Es gibt wenig Abwechslung im Outback.«
    »Ich spiele gern noch einmal für Ihre Gäste, aber sobald der Zug wieder fährt, werde ich die Stadt verlassen. Das wird ja wohl nicht mehr lange dauern, oder?«
    Tony zögerte. Er wollte ihr die Illusionen nicht nehmen, aber er wusste, wie viel Zeit hier draußen vergehen konnte, bis manche Dinge erledigt wurden. »Das ist schwer zu sagen«, meinte er mit einem Seitenblick auf seine Frau, die keine Miene verzog.
    »Egal. Ich bin sicher, dass der Zug bald kommt, aber bis dahin spiele ich gern für Ihre Gäste«, versicherte Arabella.
    »Großartig! Sie werden sehen, bald wird der Laden hier voll sein.« Tony war ganz aufgeregt. »Die Leute sind begeistert von Ihrem Können. Wenn Sie ein paar Abende die Woche spielen, bin ich gern bereit, Ihnen einen Teil der aufgelaufenen Kosten zu erlassen.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Arabella, verblüfft über das unerwartete Lob. »Aber sollte ich Ihnen nicht in der Küche helfen, Maggie?«
    »Wenn wir zwanzig oder mehr Gäste am Abend zum Essen haben, kann ich es mir leisten, Missy und Lily zu bezahlen. Die beiden werden froh sein, sich den einen oder anderen Shilling verdienen zu können, ohne sich dafür den Männern …« Sie brach ab, doch Arabella wusste, was sie meinte, und wurde rot.
    »Aber was ist, wenn die Einheimischen und die Leute von den Farmen meine Musik nicht so begeistert aufnehmen wie die Schafscherer gestern?«, gab Arabella zu bedenken.
    »Warum lassen wir es nicht darauf ankommen?«, sagte Tony. »Probieren wir’s aus, dann sehen wir ja, was dabei herauskommt.«
    »Einverstanden«, willigte Arabella ein.
    Tony nickte ihr zu und ging in die Bar zurück.
    »Jonathan wird wahrscheinlich heute zurückkommen«, sagte Maggie. »Er wird sich ärgern, dass er gestern nicht da war, um Sie spielen zu hören. Ich glaube, er ist ein Mann, der Kultur zu schätzen weiß. Stuart ist übrigens auch wieder da. Er ist heute früh schon gekommen und ruht sich noch ein wenig aus. Als ich ihm erzählt habe, was gestern hier los gewesen ist, war er außer sich.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, ich glaube, er hat sich Sorgen um Sie gemacht. Vielleicht hat er sich in Sie verguckt.«
    Arabella lief rot an.
    »Dann hat er in Jonathan allerdings einen Konkurrenten«, fuhr Maggie lächelnd fort. »Jonathan mag Sie sehr, das sieht sogar ein Blinder.«
     
    Jonathan staunte, als er um die Mittagszeit zurückkehrte und von Maggie erfuhr, was am Abend zuvor geschehen war.
    »Warum haben Sie uns nie erzählt, dass Sie Klavier spielen können, Arabella?«
    Sie zuckte die Achseln. »Das ist doch nichts Besonderes. Meine Mutter hat auch Klavier gespielt, aber viel besser als ich.«
    Maggie blickte sie erstaunt an. »Ihre Mutter?«
    »O ja, sie ist eine begnadete Pianistin. Sie hat oft für Freunde gespielt und ist sogar schon öffentlich aufgetreten.«
    »Und Sie nicht?«, fragte Jonathan.
    »Um Himmels willen, nein«, entgegnete Arabella. »Ich wollte nicht als billige Kopie meiner Mutter dastehen.«
    Jonathan glaubte langsam zu verstehen, weshalb es Arabella an Selbstvertrauen fehlte. Sie hatte anscheinend stets im Schatten ihrer Mutter gestanden.
    »Sie wissen offenbar gar nicht, wie viel Talent Sie haben«, sagte Maggie freundlich.
    »Nur weil die Schafscherer begeistert waren, heißt das noch lange nicht, dass ich begabt bin«, wehrte Arabella bescheiden ab. »Die Männer hören bestimmt nicht oft Musik. Wie sollen sie da einen guten Vortrag von einem schlechten unterscheiden können?«
    »Na ja, sie sind ständig unterwegs und kommen höchstens einmal im Monat nach Hause. Konzerte werden sie da sicherlich nicht besuchen. Aber man muss kein Kenner sein, um zu hören, wie wundervoll Sie spielen«, versicherte Maggie ihr. »Im Lauf der Jahre ist immer mal wieder ein Gast bei uns gewesen, der sich an den Flügel gesetzt hat, aber keiner war auch nur annähernd so talentiert wie Sie. Hätten Sie nicht Lust, heute

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