Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Abend ein bisschen zu spielen, damit Jonathan Sie auch einmal hören kann?«
»Sicher, warum nicht.« Arabella freute sich, für ihn spielen zu können.
»Gut. Und jetzt entschuldigt mich bitte – ich habe eine Verabredung mit meinen Hennen, die hoffentlich ein paar Eier gelegt haben.«
Jonathan schlug sich entschlossen mit beiden Händen auf die Schenkel. »Und ich muss noch einige Aufnahmen entwickeln.«
»Darf ich die Bilder sehen, wenn sie fertig sind?«, fragte Arabella. Die Fotos, die er ihr gezeigt hatte, hatten ihr sehr gefallen.
»Gern, aber ich brauche ein paar Stunden. Ich glaube, einige Aufnahmen sind sehr gut geworden. Das Licht über dem Salzsee war einzigartig. Sie werden sehen.«
»Ich lass mich überraschen«, sagte Arabella und folgte Maggie nach draußen, um zu fragen, ob sie ihr helfen könne. Noch vor einer Woche wäre sie nicht im Traum auf diese Idee gekommen. Zu Hause hatte niemand auch nur die kleinste Handreichung von ihr verlangt, während hier von ihr erwartet wurde, dass sie für ihre Unterbringung arbeitete.
Inzwischen war die Arbeit für Arabella keine lästige Pflicht mehr, sie machte ihr Freude. Außerdem mochte sie Maggie und Tony immer mehr, und die beiden schienen aufrichtig dankbar für ihre Bereitschaft, die Gäste mit ihrem Klavierspiel zu unterhalten. Das gab Arabella zum ersten Mal im Leben das Gefühl, gebraucht zu werden, etwas Sinnvolles zu tun – eine ganz neue und überaus angenehme Erfahrung.
Als Arabella zum Hühnerhof ging, sah sie, dass Maggie schon mit ihrer Arbeit angefangen hatte. Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht und strauchelte. Sie konnte sich im letzten Moment an einem Zaunpfosten festhalten. Die Schüssel mit den Eiern fiel herunter.
Arabella lief zu ihr. »Maggie, alles in Ordnung?«
Maggie antwortete nicht. Sie atmete schwer. Erst als Arabella in den Verschlag eilte, hob sie den Kopf. Sie war kalkweiß im Gesicht und presste sich eine Hand an die Brust.
»Haben Sie Schmerzen?«, fragte Arabella besorgt.
Maggie schüttelte den Kopf. »Mir ist nur ein bisschen schwindlig«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Die verflixte Hitze … manchmal macht sie mir sehr zu schaffen.«
»Sind Sie sicher, dass nicht mehr dahintersteckt? Waren Sie schon beim Arzt?«
Wieder schüttelte Maggie den Kopf. »Was wissen die schon.«
Arabella kam der Gedanke, dass Maggie vielleicht Angst davor hatte, die Ärzte könnten irgendetwas feststellen. »Sie sollten sich untersuchen lassen. Vielleicht ist es ja etwas völlig Harmloses.«
»Wenn es harmlos ist, brauche ich keinen Doktor«, beharrte Maggie eigensinnig.
»Vielleicht ist mit Ihrem Blut etwas nicht in Ordnung.«
Maggie warf ihr einen verstörten Blick zu. »Wie kommen Sie darauf?«
»Eine Freundin meiner Mutter litt an Blutarmut. Ihr ist immer wieder schwindlig geworden, und manchmal wurde sie sogar ohnmächtig. Als die Ärzte herausfanden, was ihr fehlte, musste sie jede Menge Leber essen.«
»Ich esse gern Leber«, erwiderte Maggie, »und ich leide bestimmt nicht an Blutarmut.«
»Aber an die Hitze sollten Sie doch mittlerweile gewöhnt sein.«
»Wenn man sich während der heißesten Zeit des Tages ausruhen kann, ist es auszuhalten, aber ich hab nun mal keine Zeit für eine Pause.« Maggie sah auf die zerbrochenen Eier. »So was Dummes aber auch«, murmelte sie verärgert.
Arabella hob die Schüssel auf. »Gehen Sie hinein, und ruhen Sie sich ein wenig aus. Ich werde die Eier weiter einsammeln.«
»Danke, das ist nett von Ihnen«, sagte Maggie. Auf einmal war sie froh, Arabella bei sich zu haben.
Am Nachmittag breitete Jonathan die frisch entwickelten Fotografien auf einem Tisch im Speisesaal aus und rief Arabella. Verblüfft riss sie die Augen auf.
»Die sind wundervoll, Jonathan!«
»Das Foto hier habe ich im Morgengrauen gemacht, und das hier zeigt den Sonnenuntergang am Salzsee«, erklärte er. »Sehen Sie, wie das Salz das Sonnenlicht reflektiert?«
Arabella nickte und betrachtete das Foto beinahe andächtig. »So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen. Sie verstehen, wie man die perfekte Stimmung einfängt.«
»Danke«, sagte Jonathan. »Ich kann es kaum erwarten, bis der Farbfilm auf den Markt kommt. Angeblich soll es bald so weit sein. Dann kann ich die einzigartigen Farben der Wüste einfangen. Sie hätten den Sonnenuntergang sehen soll. Der ganze See hat rosa geschimmert. Es war ein unglaublicher Anblick.«
»Ich würde zu gern Ihre anderen Fotografien sehen.«
»Sagen
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