Im Tal der flammenden Sonne - Roman
dass ich nichts für Sie tun kann. Glauben Sie mir, ich kann Sie sehr gut verstehen.«
»Das bezweifle ich«, versetzte Edward. »Aber keine Sorge, Sie brauchen sich nicht mehr mit der Angelegenheit zu belasten. Ich habe die Sache selbst in die Hand genommen, und wie es aussieht, wird Arabella bald wieder bei uns sein.«
Der Sergeant war wie vom Donner gerührt. Es war nicht die Andeutung, dass er seiner Pflicht nicht nachgekommen sei, die ihn so getroffen hatte – er wusste, dass trauernde Angehörige irgendjemandem die Schuld für den Verlust des geliebten Menschen geben mussten –, sondern vielmehr Edwards Überzeugung, seine Tochter lebend wiederzufinden. »Darf ich fragen, was Sie zu dieser Annahme veranlasst?«
»Ich habe professionelle Fährtenleser mit der Suche beauftragt. Sie haben mir versichert, dass sie Arabella wohlbehalten zurückbringen.«
Der Sergeant hatte das Gefühl, als hätte ihn jemand in den Magen geboxt. »Professionelle Fährtenleser?«, wiederholte er benommen.
»So ist es. Und ich muss sagen, ich finde es unerhört, dass Sie mich nicht auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht haben.«
»Wer sind diese Männer?« Sergeant Menner ahnte es zwar, wollte aber sichergehen.
»Sie nennen sich Billy, Danny und Charlie. Sie müssten bald zurück sein.«
Der Sergeant schloss die Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich fürchte, sie sind schon wieder da, Mr Fitzherbert«, sagte er dumpf.
Edward starrte ihn verständnislos an. »Was soll das heißen? Es war ausgemacht, dass sie sich nach ihrer Rückkehr unverzüglich bei mir melden.«
»Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihnen«, sagte der Sergeant leise.
Edward begriff überhaupt nichts mehr.
In diesem Moment trat Clarice aus dem Hotel. Sie und Edward hatten zu einem kleinen Spaziergang aufbrechen wollen. »Gibt es etwas Neues, Edward?«, fragte sie gespannt, als sie ihren Mann im Gespräch mit dem Sergeant erblickte.
»Nein, eigentlich nicht«, erwiderte Edward hastig. Er und Clarice hatten sich sehr viel von den Fährtenlesern versprochen, und er wollte ihr nicht die Hoffnung nehmen.
Clarice’ Blick wanderte zwischen den beiden Männern hin und her. Edward war kalkweiß im Gesicht, und der Sergeant senkte betreten den Kopf. Irgendetwas stimmte nicht. »Was ist denn, Edward? Hat man … hat man Arabellas Leiche gefunden?«
»Nein, nein«, antwortete Edward schnell. Er holte tief Luft und fuhr fort: »Der Sergeant meint, die Fährtenleser, die ich mit der Suche beauftragt habe, seien schon wieder zurück.«
»Wirklich?«, fragte Clarice hoffnungsvoll.
»Vielleicht handelt es sich um eine Verwechslung, Liebes. Sie hatten mir versprochen, sich sofort nach ihrer Rückkehr bei mir zu melden.«
»Ich wollte Ihren Mann gerade zu ihnen bringen, Mrs Fitzherbert«, warf der Sergeant ein.
Clarice schaute erst ihn, dann ihren Mann an. »Worauf warten wir? Gehen wir!«
»Bleib du lieber hier, Clarice.« Falls es »seine« Fährtenleser waren und sie schlechte Nachrichten hatten, wollte er es als Erster erfahren, damit er es seiner Frau schonend beibringen könnte.
»Kommt nicht infrage, Edward«, erwiderte sie mit Bestimmtheit. »Ich komme mit. Wenn ich noch länger die Wände anstarren muss, drehe ich durch!«
Schweigend machten die drei sich auf den Weg. Edward war schwer ums Herz. Sergeant Menner ebenfalls, wenn auch aus anderen Gründen. Als sie das ausgetrocknete Bett des Todd River erreichten, sahen Clarice und Edward sich verwirrt an.
»Was sollen wir hier, Sergeant?«, fragte Clarice.
Er fasste sie am Ellenbogen und half ihr die leicht abfallende Böschung hinunter. Edward folgte ihnen.
»Das werden Sie gleich sehen, Mrs Fitzherbert.« Der Sergeant machte sich an die Durchquerung des Flussbetts.
Clarice und Edward wechselten einen fragenden Blick. Am gegenüberliegenden Ufer fristeten Akazien und Eukalyptusbäume ein kümmerliches Dasein. Aborigines hockten in kleinen Gruppen im Schatten der Bäume. Das Flussbett war mit leeren Flaschen und Abfällen jeglicher Art übersät, der Gestank war kaum auszuhalten. Clarice und Edward machten betretene Gesichter.
»Ich glaube, es ist besser, ich bringe dich ins Hotel zurück«, sagte Edward zu seiner Frau. Tiefes Unbehagen überkam ihn.
»Nein, ich bleibe. Mach dir um mich keine Sorgen«, erwiderte Clarice und schüttelte ein Steinchen aus ihrem Schuh.
Der Sergeant war bereits die Böschung auf der anderen Seite hinaufgeklettert. Er schaute sich suchend um und steuerte dann
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