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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Küche zu tun hatte, sah Rita, Lily und Missy herankommen. Tony lief auf die drei Frauen zu. Arabella beobachtete, wie Rita ihm irgendetwas in die Hand drückte. Neugierig schlich sie zur Hintertür und lauschte.
    »Geben Sie das der Missus, das wird sie gesund machen«, sagte Rita. »Es ist eine Wundermedizin!«
    »Danke, Rita. Ich sorge dafür, dass Maggie sie nimmt.«
    Als die drei Aborigines wieder gegangen waren, ging Tony zu einem Gebüsch und schüttete, nach einem verstohlenen Blick über die Schulter, die Arznei aus. Arabella schnappte erschrocken nach Luft. Warum tat er das? Wollte er denn nicht, dass Maggie wieder gesund wurde? Unschlüssig überlegte Arabella, was sie tun sollte. Tony hatte unterdessen zur Axt gegriffen und hackte Holz. Er schien wütend oder verzweifelt zu sein. Arabella beobachtete ihn. Ihre Gedanken jagten sich. Sie hatte immer gedacht, Tony liebe seine Frau. Jetzt war sie nicht mehr so sicher.
    »Was gibt’s da draußen so Interessantes?«, erklang plötzlich Maggies Stimme hinter ihr.
    Arabella fuhr zusammen. Sie hatte Maggie gar nicht kommen hören. »Ich … oh, gar nichts. Ich dachte, ich hätte Rita gehört, aber ich hab mich wohl getäuscht«, stammelte sie mit pochendem Herzen.
    »Alles in Ordnung, Arabella? Sie sind ja weiß wie die Wand!«
    »Ja … nein, mir geht’s gut.« Ihr kam auf einmal der Gedanke, dass Tony und Maggie vielleicht nicht an die Wirksamkeit der Aborigine-Medizin glaubten, sie sogar für schädlich hielten. »Darf ich Sie etwas fragen, Maggie?«
    »Sicher, nur zu.«
    »Stellen die Aborigines ihre eigenen Arzneien her?«
    »Ja, und zwar ganz hervorragende. Sie würden staunen, wie viel sie über Pflanzen und deren Heilwirkung wissen!«
    »Dann glauben Sie also an die Wirksamkeit dieser Arzneien?«
    »O ja. Ich habe schon viele genommen, wie die meisten Menschen im Outback. Wally zum Beispiel hatte vor einiger Zeit schlimme Zahnschmerzen. Rita gab ihm ein Stück Wurzel zum Auflegen, und im Nu waren die Schmerzen verschwunden. Wally war ganz baff.«
    »Und Tony? Was hält er davon?«
    »Er ist ebenfalls der Meinung, dass es auf jeden Fall einen Versuch wert ist. Ich hatte Ihnen doch erzählt, dass er sich mal das Bein gebrochen hatte. Es wurde brandig und konnte nur dank einer Arznei der Aborigines gerettet werden. Warum interessiert Sie das so? Fehlt Ihnen was? Soll Rita Ihnen etwas geben?«
    »Nein, ich war nur neugierig.« Arabella verstand überhaupt nichts mehr. Tony hatte also kein Interesse daran, dass Maggie gesund wurde. Die Frage war nur – warum?
     
    Den ganzen Tag über war Arabella außergewöhnlich still. Sie hatte keinen Appetit und rührte ihre Mahlzeiten kaum an. Unentwegt musste sie daran denken, wie Tony die Arznei weggeschüttet hatte, anstatt sie Maggie zu geben. Sie überlegte, ob sie sich Maggie anvertrauen sollte, entschied sich dann aber dagegen, weil sie sich nicht einmischen wollte.
    Da Jonathan bereits frühmorgens mit Paddy aufgebrochen und Stuart ebenfalls noch unterwegs war, aßen Arabella und die McMahons an diesem Abend allein. Maggie machte Spiegeleier auf Toast, und Arabella half ihr dabei. Gegen sieben Uhr zog Maggie sich erschöpft zurück. Arabella wollte nicht mit Tony allein sein und ging ebenfalls nach oben in ihr Zimmer.
    Später, als sie im Bett lag, hörte Arabella Jonathan zurückkommen. Sie hatte noch kein Auge zugetan. Gegen Mitternacht war sie immer noch wach, deshalb hörte sie Uris Blöken sofort. Arabella sprang auf und eilte auf den Balkon. Das Kamelfohlen stand unten auf der staubigen Straße und schrie herzerweichend.
    »Was machst du denn schon wieder hier, Uri?« Arabella freute sich über die Anhänglichkeit des Tieres, fürchtete sich aber gleichzeitig vor Tonys Reaktion.
    Sie eilte leise die Treppe hinunter und nach draußen. »Du sollst doch nicht mehr herkommen«, tadelte sie das Kamelfohlen, das kläglich schrie und mit der Schnauze gegen ihre Schulter stupste. Arabella schaute in seine großen braunen Augen und schmolz dahin. »Was soll ich bloß mit dir machen?« Jonathan wollte sie nicht schon wieder wecken, und das Kamel allein zurückzubringen traute sie sich nicht, also führte sie es in eine der Boxen im Stall. Schließlich hatte Maggie ja versprochen, mit Tony zu reden, falls das Tier noch einmal zurückkäme. Arabella setzte sich ins frische Stroh. Als Uri sich neben sie legte, erschrak sie, doch dann streichelte sie ihn und fing an, mit ihm zu reden. Sie erzählte ihm von zu Hause,

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