Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
ist.«
     
    Duke hatte alles unter Kontrolle. Er war jetzt froh, Murphys Vormann Snowy Drummond behalten zu haben; denn er wusste, dass er ihm während seiner Abwesenheit Mango Hill zuverlässig überantworten konnte. Nachdem das geregelt war, war er mit Harry übereingekommen, sich wegen der Übernahme weiterer Rinder von ihm mit Paul zu treffen. Er konnte es sich nicht leisten, seine eigenen Herden zu verkleinern.
    Und nun war es an der Zeit, das zu tun, was er seit seinem Entschluss, auf diesen Viehtrieb mitzukommen, vor sich hergeschoben hatte: Lucy Mae zu schreiben.
    Auch wenn ihm bewusst war, dass sie auf diesem Treck unweigerlich mit allen möglichen Problemen zu kämpfen haben würden, war es ihm gelungen, jeglichen Gedanken an Gefahr abzuschütteln. Gefahren lauerten auch hier. Schlangen, Krokodile, Fieberkrankheiten, Stampeden, schlechtes Wetter … all dies war nicht auf das unerforschte Hinterland beschränkt, daher hatte es keinen Sinn, sich über dergleichen Gedanken zu machen. Hinsichtlich der Aborigines war es so, wie Harry sagte: Man musste eben jederzeit bewaffnet sein.
    Dennoch, überlegte er, er würde sehr lange fort sein. Monate. Deswegen sollte er Lucy Mae wenigstens schreiben. In Verbindung bleiben.
    Doch sein Brief entwickelte ein Eigenleben.
    Zu Beginn hatte Duke die Hoffnung ausgedrückt, dass es ihr gutgehe und das Wetter in Brisbane jetzt, am Ende der feuchten Jahreszeit, milder sei. Dann teilte er ihr mit, er werde in wenigen Tagen mit seinem Vieh nach Westen aufbrechen; er schilderte die großen Entfernungen, die sie zurücklegen würden, und das ließ ihn etwas sentimental werden, als bestünde die Möglichkeit, dass er Lucy Mae nicht wiedersehen würde. Und schon beschrieb er den nächsten Bogen, erklärte ihr, dass er sie vermisse und es ihm aufrichtig leidtäte, sollte er sie in irgendeiner Weise gekränkt haben.
    Es schien ihm nicht bewusst zu sein – wohl aber Lucy Mae, als sie den Brief las –, dass das Schicksal seines Vaters schwer auf ihm lastete. Zwar erwähnte er Pace nicht, doch schien er anzunehmen, dass er von der langen Reise womöglich nicht zurückkehren würde. Lucy Mae schien es wie eine Vorahnung. Und dann kam es: Er schrieb ihr, dass er sie innig liebe, bat sie abermals um Verzeihung für sein beleidigendes Benehmen aufgrund seiner Dummheit und trug ihr in aller Aufrichtigkeit an, ihm die Ehre zu erweisen, seine Frau zu werden.
     
    Lucy Mae weinte, als sie den Brief erhielt. Sie war seelisch erschöpft. Als sie die Bogen wieder und wieder las, verwischten Tränen die ernsten Worte des Vaters des Kindes, das sie in sich trug. Dann verbarg sie den Brief in ihrer Rocktasche. Sie konnte es nicht ertragen, mit irgendjemandem darüber zu sprechen, schon gar nicht mit ihrer Mutter, die bislang noch nichts davon gemerkt hatte, dass ihr erstes Enkelkind sich regte.
    Das Hausmädchen meldete eine Besucherin. »Ich habe sie ins Wohnzimmer geführt.«
    »Mutter wird sie empfangen«, rief Lucy Mae durch die geschlossene Tür, wobei sie verzagt ihr feuchtes Taschentuch an die Augen drückte.
    »Ihre Mutter ist ausgegangen.«
    »Ach ja, das hatte ich vergessen. Wer ist es denn?«
    »Mrs.Palliser.«
    »Wer?«
    »Die Frau von Dr.Palliser.«
    »Rosa? Oh. Ist gut. Ich bin gleich da.«
    Rosa war enttäuscht, dass Milly nicht zu Hause war. »Ich bin hier vorbeigekommen, und da dachte ich, wie nachlässig von mir, dass ich Ihre Mutter eine ganze Weile nicht besucht habe. Und Sie müssen Lucy Mae sein, ja? Ich glaube, ich sah Sie auf der Beerdigung.«
    »Ja, Mrs.Palliser, die bin ich, und es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Meine Mutter wird es bedauern, Sie verpasst zu haben. Kann ich Ihnen einen Tee anbieten?«
    »Nein, danke. Aber nennen Sie mich doch Rosa.« Sie lächelte. »Ich wollte fragen, ob Sie und Ihre Mutter an einem Nachmittag zum Tee kommen möchten. Nur wir drei Damen unter uns. Mittwoch vielleicht?«
    Lucy Mae schüttelte den Kopf. »Bedaure, nein. Sie fühlt sich in letzter Zeit nicht wohl. Vielmehr, ich fühle mich nicht wohl.« Und sie brach in Tränen aus.
    Rosa keuchte. »Du meine Güte! Was fehlt Ihnen, Lucy Mae?« Sie legte den Arm um sie, versuchte sie zu trösten, aber das schien alles nur noch schlimmer zu machen. Lucy Mae schluchzte herzzerreißend und sie tat Rosa furchtbar leid. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie sanft.
    »Würden Sie bitte die Tür schließen!«
    »Möchten Sie, dass ich gehe?«
    »Nein. Verzeihung. Es ist bloß … die

Weitere Kostenlose Bücher