Im Tal der Mangobäume
so viele Faustkämpfe verwickelt, dass sein Onkel ihn einen Schläger nannte und von ihm verlangte, Manieren zu lernen oder aber sein Haus zu verlassen.
»Du bist mit einem anrüchigen Ruf zu uns gekommen«, sagte er. »Zu deinem eigenen Besten möchte ich den Namen der Familie nicht besudeln, indem ich den Grund dafür über meine Lippen kommen lasse, doch glaube mir, hätte einer von meinen Söhnen eine solch niederträchtige Tat begangen, dann hätte ich ihn persönlich ausgepeitscht. Es obliegt dir daher, Gott um Vergebung zu bitten und um die Fähigkeit, deine Taten zu bereuen.«
An jenem Abend hatte Edward zum ersten Mal seit seinem im Rausch begangenen Angriff auf Mrs.MacNamara die Ungeheuerlichkeit seines Tuns eingesehen und eine Scham gefühlt, die ihm wochenlang Übelkeit bereitete. Es war, als sei seine Selbstachtung irreparabel zu Bruch gegangen.
Nach und nach begann er die Stücke aufzulesen, und er sah ein, dass er sich nicht mehr in einer Position befand, in der er den Sohn vom Boss herauskehren konnte, sondern zu einer Art armem Verwandten herabgesunken war. Irgendwie gelang es ihm, sich in dieser unangenehmen Umgebung einzugewöhnen, bis er höhnische Bemerkungen über den Grund für seinen Aufenthalt in England hörte und wusste, es war durchgedrungen, dass er aus seiner Heimat verbannt worden war.
Über all dies dachte er nach. Er sah ein, dass er gegen Klatsch nicht viel ausrichten konnte, erkannte aber, dass er sich auf andere Weise wehren konnte. Er wandte sich sportlichen Betätigungen zu, angefangen mit Kricket. Zu Hause hatte er nur amateurhaft gespielt, jetzt aber engagierte er sich und wurde bald ein geschätzter Spieler.
Irgendwann hörten die Leute auf, ihn zu quälen. Er wurde sogar eingeladen, einem Jagdverein beizutreten, lehnte aber ab, einfach weil ihm die Ausrichtung zu förmlich war, wodurch er sich abermals als Außenseiter brandmarkte. Unterdessen hatte er im Laufe der Jahre seine eigenen Interessen entdeckt und erfreute sich der famosen Geselligkeiten, die unverheirateten Männern in der Stadt geboten wurden – bis sein Vater befand, es sei an der Zeit, nach Hause zu kommen.
Edward war überrascht, dass er so bald vor den Toren von Mango Hill angelangt war, und musste sich eilends in die Gegenwart zurückversetzen, um eine Situation zu meistern, die unter Umständen äußerst peinlich werden könnte.
Hunde bellten, als er zu dem kleinen Anwesen ritt, und wie erwartet, herrschte auf der Farm rege Betriebsamkeit. Er umrundete das Wohnhaus und folgte dem aufgewirbelten Staub zu den Sammelplätzen, wo Pferde mit Brandzeichen versehen wurden.
»Ich möchte zu Duke«, rief er den Viehhütern zu.
»Beim Schmied«, antwortete einer und wies mit dem Daumen in die entsprechende Richtung.
In der Schmiede begutachtete Duke Eisenwaren, während der Schmied auf dem Amboss auf ein rotglühendes Hufeisen einschlug. Er war dicker, kräftiger geworden, aber es war Duke, kein Zweifel! Zuerst hörte MacNamara ihn nicht über die Schläge des Hammers hinweg, doch dann drehte er sich um und blinzelte die Gestalt an, die da im Licht stand.
»Kann ich Sie kurz sprechen?«, rief Edward.
»Ja«, sagte Duke nichtsahnend.
Lächelnd trat Edward näher. »Kennen Sie mich nicht mehr?«
»Ich sehe nichts bei dem Licht. Sollten wir uns kennen?«
»Ja, schon. Ich bin bei Harrys Treck dabei. Wir werden zusammen reiten.«
»Ah, gut!« Duke war sichtlich verblüfft, streckte aber die Hand aus. »Wie war doch gleich Ihr Name?«
»Ned.«
»Ach ja, richtig! Harry hat von Ihnen gesprochen. Und bei Gott, wenn ich Sie jetzt so ansehe, sind Sie nicht der, den ich in einer Regennacht in Brisbane auf der Straße aufgelesen habe? Ich habe Sie in eine Droschke mit einem wunderlichen Kutscher verfrachtet! Jetzt erinnere ich mich an Sie!«
Nun war es an Ned, verwirrt zu sein. »Das waren Sie? Dann muss ich mich bei Ihnen bedanken. Ich muss gestehen, ich weiß nicht mehr viel von der Nacht damals, hatte viel zu viel getrunken im
Palace
.«
Duke lachte. »Ich auch! Ich habe Sie im
Royal Park Hotel
abgeliefert.«
»Ich wollte noch auf etwas anderes hinaus, Duke, hoffentlich nehmen Sie es mir nicht übel. Ich würde es begrüßen, wenn wir Freunde sein könnten.«
»Warum auch nicht?«
»Mein Name. Er lautet Heselwood. Ned Heselwood.« Er wappnete sich gegen einen Zornesausbruch.
»Heselwood?« Duke wischte sich blinzelnd ein Stäubchen aus dem rechten Auge. »Heselwood. Carlton
Weitere Kostenlose Bücher