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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Sie hatte das Gespräch offenbar fortsetzen wollen, zuversichtlich, dass die Tränen nicht wieder einsetzen würden, und war sehr geschickt umgeschwenkt, als sie Milly mit einbeziehen musste.
    »Das erfordert Übung«, überlegte Lucy Mae. Milly sagte immer, Rosa sei ein von ihrem Vater maßlos verwöhntes kleines Biest, doch aus Lucy Maes Sicht war sie eine sehr liebenswerte Person.
    Sie war aufgeregt wegen der Einladung zum Tee und hoffte fast, Rosa würde eine Botschaft schicken mit einem Vorwand, um das Ganze abzusagen; denn sie selbst traute sich nicht abzulehnen. Sie würde es von ihrer Mutter immer wieder zu hören bekommen. Da wäre es einfacher hinzugehen.
    Lucy Mae war zum Tor geschlendert und ging schon die mit Laub bedeckte Straße entlang, ehe ihr bewusst wurde, dass sie weder Hut noch Handschuhe trug. Doch dann war es ihr plötzlich egal. Vollkommen egal! Sie ging weiter, dachte an Dukes Brief, fragte sich, ob Rosa das Datum gesehen hatte. Er war vor drei Wochen geschrieben worden.
    Duke dürfte inzwischen schon mit dem Viehtrieb unterwegs sein.
     
    Bei den Vorbereitungen für den Treck war Tottie so gründlich wie ihr Mann. Während er sich vergewisserte, dass die gesamte Ausrüstung in gutem Zustand war, legte sie Gemüse ein und pökelte Fleisch, und Ned fand, dass diese Vorbereitungen denen für eine Seereise nicht unähnlich waren.
    Er war ein wenig verwundert, dass er zu Küchenarbeiten herangezogen wurde, während andere Männer Ausstattungsgegenstände einfetteten und verpackten, nahm es jedoch gelassen, da er sah, dass sie ihn brauchte, um die schweren Proviantsäcke auf den Vorratswagen zu laden, nachdem sie sie auf ihrer Liste abgehakt hatte.
    Sie kamen erstaunlich gut miteinander aus. Sie bestand darauf, dass er sie Tottie nannte, weil sie ihn sonst Mr.Heselwood nennen müsse; sie riet ihm, sich einen Bart wachsen zu lassen, um sich das Rasieren zu ersparen, und sich eine Schaffelljacke zu besorgen, weil Harry gesagt hatte, dass die Nächte im fernen Westen sehr kalt sein konnten.
    Als er alles, wobei er ihr fürs Erste zur Hand gehen konnte, getan hatte, teilte Ned Harry pflichtgetreu mit, er müsse jemanden aufsuchen, sei aber am frühen Morgen zurück.
    »Gut. Ich möchte dich hierhaben, damit du die Dinge im Auge behältst. Ich muss nach Oberon, um nach weiteren Rindern zu schauen. Wenn sich noch Viehtreiber um den Posten bewerben, sprich mit ihnen, und wenn du sie für tauglich befindest, sag ihnen, sie sollen am Morgen wiederkommen. Verlass dich auf dein Urteil; schick das Gesocks weg.«
    Merlin, das Hütepferd, war ein lebhafter Bursche, und Ned nahm an, er genieße den Ritt nach Mango Hill so wie er selbst, wobei das Pferd, anders als sein Reiter, nicht die Last der Beklommenheit zu tragen hatte.
    Er versuchte, an andere Dinge zu denken. Etwa an den Zorn seines Vaters, wenn er erführe, dass er Saul verkauft hatte. Und wie Jasin mit den Zähnen knirschen würde, wenn ihm gemeldet wurde, dass sein Sohn, sein einziger Sohn, sich nicht wie befohlen zur Übernahme seiner Pflichten eingefunden hatte.
    Man könnte meinen, der alte Herr sei beim Militär gewesen, so wie er sich aufführte und die Leute herumkommandierte.
    Ned hatte erwogen, Jasin zu schreiben, ehe er in die Wildnis aufbrach. Doch nach dem kränkenden Telegramm – kein Gedanke! Seine Mutter allerdings sollte er wirklich benachrichtigen.
    Edward hatte nichts dagegen gehabt, mit siebzehn nach England geschickt zu werden. Er fand es aufregend, allein durch die Weltgeschichte zu reisen, und hatte es sich an Bord des Schiffes gutgehen lassen. Er freute sich darauf, bei den Verwandten seiner Mutter zu wohnen. Auch sie waren eine Adelsfamilie und wohlhabend, und da er mit dem guten Aussehen und den guten Manieren der Familie auf der Schwelle erschien, rechnete er damit, gut zu ihnen zu passen. Er war nicht auf die Idee gekommen, dass das nicht der Fall sein könnte. Dass sie auf ihn herabsehen würden als bloßen Siedler, der ihnen gesellschaftlich nicht das Wasser reichen konnte. Dass sie sich über seinen Akzent mokieren und erstaunten Gästen heimlich entschuldigende Blicke zuwerfen würden, wenn seine Ausdrucksweise sie verblüffte.
    Seine Vettern nannten ihn einen ausgemachten Lügner, als er ihnen auf ihre Frage antwortete, dass sein Vater über Tausende von Rindern herrschte. Da dies das Fass zum Überlaufen brachte, fing Edward zu raufen an. Und darin war er gut, war er doch auf einer Rinderfarm aufgewachsen. Er wurde in

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