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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Geduld üben. Banggu wusste nicht, wie lange er mit dem Dingo, dem alten Mann und dessen Belehrungen in der Höhle blieb oder wie das Wissen um bestimmte Dinge zu ihm gelangt war. Als er nämlich, gekräftigt an Leib und Seele, aus dieser kalten Umgebung trat, war ihm bewusst, dass sein Bruder und die zwei Inselbewohner nicht mehr auf Erden wandelten und dass seines Vaters Hand ihn anleitete, in die bunten Berge der drei Stämme zu fliehen.
     
    Sie schenkten ihm ein Pferd. Ladjipiri wollte kein Pferd. Er brauchte so etwas nicht! Überdies hatten diese Tiere, wie die Kühe, kein Totem, und er fühlte sich unwohl bei ihnen. Doch als es an der Zeit war, aufzusatteln und mit Mr.Merry zu reiten, konnte er sich nicht weigern. Er geriet ganz durcheinander, als er versuchte, dem Pferd das Kopfgeschirr anzulegen; das Tier wich ihm dauernd aus und hob und senkte blitzschnell den Kopf, doch dann kam Ned ihm zu Hilfe.
    »Hast du noch nie ein Pferd geritten?«, fragte er.
    Ladjipiri nickte. »Doch, habe ich, aber anderer Mann hat diese Dinger drangemacht.«
    »Macht nichts. Ich zeige dir, wie es geht. Du streifst ihm diese Riemen über den Kopf, dann nimmst du das glänzende Gebiss hier und schiebst es ihm ins Maul …«
    An dieser Stelle des Unterrichts blickte der neue Besitzer des Pferdes erschrocken drein. Er war nicht erpicht darauf, seine Hand auch nur in die Nähe der großen Zähne des Tieres zu bringen, würde aber das Gesicht verlieren, wenn er es nicht wagte, und dank Neds geduldiger Unterweisung an den folgenden Tagen war er bald so geschickt in diesen Dingen wie alle anderen auch.
    Dann geschah etwas Seltsames. Das Pferd folgte ihm, wann immer er vergaß, es anzubinden, was mehrere Männer veranlasste, ihm zuzubrüllen: »Mach den verdammten Gaul fest. Binde ihn an einem Baum an oder sonstwo!«
    Um sicherzugehen, dass er sich dieses wundersame Geschehen nicht nur einbildete, ließ er das Pferd eines Tages außerhalb des Blickfelds der Treiber grasen, entfernte sich von ihm und versteckte sich in einer Baumgruppe.
    Und wirklich, das Pferd sah ihn fortgehen, besann sich kurz und trabte hinter ihm her. Ihm schien es, als betrachtete das Tier ihn als seinen Gefährten, womöglich gar als Freund, und diese Ehre machte ihn demütig.
    Als er an den folgenden Tagen neben der großen Herde ritt, versuchte er, sich für das Pferd ein passendes Totem zu überlegen, das er ihm in einer geheimen Zeremonie verleihen wollte, doch es fiel ihm schwer, ein geeignetes zu finden.
    Als Ned ihn nach dem Namen seines Pferdes fragte, missverstand er ihn. Er dachte, Ned wollte das Aborigine-Wort für Pferd wissen, und er antwortete »Yarraman«. Der Ausdruck war erst kürzlich in die Sprache der Ureinwohner eingegangen. Und so wurde das Pferd Yarraman genannt, was er lustig, aber auch enttäuschend fand. Er hatte die Gelegenheit versäumt, seinem Tier selbst einen Namen zu geben.
    Doch Yarraman schien es nichts auszumachen, und er trug Ladjipiri freudig, wohin er wollte.
    Die Schwierigkeiten begannen, als sie die Berge erreichten. Einen großen Treck zu führen stellte einen Mann, der es gewohnt war, auf seinen Reisen den direkten Weg zu nehmen, vor Probleme. Jetzt war er froh über das Pferd, weil er vorausreiten und die sichersten Strecken ausfindig machen musste, nicht nur für das Vieh, sondern auch für die rumpelnden Wagen. Er betrachtete diese als die größten Hindernisse und hätte sie am liebsten umgekippt, mitsamt den ganzen Sachen, die diese Weißen für lebenswichtig hielten.
    Nach dreiundzwanzig Tagen langsamen Fortkommens rasteten sie in einem Dorf namens Greenvale, das sie mit großen Märkten für den Verkauf von Rindern der umliegenden Farmen erstaunte. Da ihre Tiere bei guter Gesundheit waren, machte man Duke Kaufangebote.
    Ladjipiri, der Händler, fand ihre Art zu handeln sehr interessant.
     
    »Ich dachte, das hier ist Rinderland«, sagte Ned zu Harry, während sie durch das Dorf schlenderten. »Warum sind dann so wenige Rinder auf den Märkten?«
    »Weil die Viehwege hier draußen wegen Überschwemmungen unpassierbar waren; ich denke allerdings, dass sie jetzt jeden Tag kommen werden.«
    »Ich dachte, die nasse Jahreszeit ist vorbei.«
    »Ist sie auch, aber der Monsun bringt massive Regenfälle nach Nordqueensland, und die verursachen gewaltige Überschwemmungen. Das geschieht jedes Jahr«, fügte er hinzu. »Manche Flüsse können dann mehrere Meilen breit sein. Das ist hart für die Viehzüchter, doch sie lächeln,

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