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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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besagte Lagerdorf war auf der Karte mit einem Sternchen markiert, und er war froh gewesen, es gefunden zu haben, wenn auch nur als ausgebrannte Ruine, bestätigte es ihm doch, dass er auf dem richtigen Weg war. Jetzt musste er allerdings das neue Lagerdorf ausfindig machen, das noch in keiner Karte verzeichnet war. Bei seinem letzten Aufenthalt, in einem Holzfällerlager, hatten sie ihm geraten, einem Herdenweg westlich von Mischief Creek zu folgen, bis dieser an einem großen Wald nach links schwenkte.
    »Reiter können den Wald durchqueren«, hatten sie erklärt. »Fuhrwerke und Viehherden müssen ihn umrunden. Er bedeckt eine große Fläche. Durchqueren geht schneller. Gehen Sie einfach immer geradeaus, bis Sie auf offenes Weideland stoßen. Dort sehen Sie einen Felsvorsprung, der wie ein Keil geformt ist. Ist nicht zu verfehlen. Dieser Orientierungspunkt verweist auf das neue Lagerdorf am Fluss.«
    Nach seinen Berechnungen bewegte sich der Inspektor mit seiner Truppe parallel zur Grenze von Cameo Downs, das etwa zehn Meilen rechts von ihm lag, und das war Marcus gerade recht. Er war froh, sich von Palliser-Gebiet fernhalten zu können.
    Als sie fünf Stunden später aus dem bedrückenden düsteren Wald mit dem rutschigen Unterholz traten, ahnte Marcus nicht, dass er sehr wohl auf Pallisers Besitz abgeschwenkt war. Und dass das Wohnhaus nur drei Meilen entfernt lag.
    Dies war Weideland, wie erwartet, aber von einem Felsvorsprung konnten sie nichts erkennen, auch war kein Fluss in der Nähe.
    Entmutigt beschloss Marcus, das Lager aufzuschlagen. Er hielt immer noch Ausschau nach Aborigines, die ihm die Brandstifter nennen würden, aber er musste auch das Lagerdorf ausfindig machen und Fuhrleute befragen. Sie konnten ihm helfen, sich Klarheit über die ganze Geschichte zu verschaffen.
    An diesem Nachmittag schrieb er eine Liste von Fragen an die Fuhrleute auf, die sie unterschreiben sollten:
    Name? Gewerbe?
    Waren Sie am Abend des Geschehens in Barleycorn’s Retreat anwesend?
    Haben Sie den Brand mit angesehen?
    Können Sie die Brandstifter identifizieren?
    Waren Sie bei dem Vorfall in Mischief Creek zugegen?
    Gab es einen Kampf zwischen weißen und schwarzen Männern?
    Warum haben die Schwarzen angegriffen?
    Wofür haben die Weißen Vergeltung geübt?
    Wurden weiße Männer getötet oder verletzt?
    Wenn ja, von wem?
    Wurden schwarze Männer getötet oder verletzt?
    Wenn ja, von wem?
    Das genügte ihm fürs Erste. Womöglich würden ihm im Laufe der Nacht weitere Fragen einfallen. Das geschah häufig. Er konnte die Liste notfalls am Morgen verlängern.
    Es war noch ungefähr eine Stunde bis Sonnenuntergang. Er machte es sich mit einem Whisky bequem und rief Krill zu: »Stellen Sie zwei Suchtrupps zusammen, und machen Sie das Lagerdorf und ein Schwarzenlager ausfindig. Und bringen Sie gleichzeitig Wild mit. Vorzugsweise Vögel, wilde Truthähne. Im Wald waren mehrere große Nester, also gibt es welche in der Gegend.«
    Es war friedlich, allein hier zu sein und auf die dunstigen blauen Berge zu blicken. Marcus seufzte. Alles war still. Er schien das einzige Lebewesen in diesem ganzen wilden Gebiet zu sein. Nirgends war eine Menschenseele zu sehen. Nichts rührte sich auf den niedrigen Hügeln, die so träumerisch blau waren, uralt und in sich ruhend. Der Schatten einer kleinen Wolke brannte eine dunkelgrüne Insel in das üppige Gras, das rauhen, ungebändigten Boden bedeckte, den Feind des Pfluges. Sein Pferd, das stets unweit seines Zeltes angebunden war, stand still neben einem hohen Eukalyptusbaum, in seine eigenen Erinnerungen vertieft.
    Marcus fragte sich, ob er sich die Mühe machen sollte, Aborigines zu befragen. Sie würden sowieso nur seine Zeit verschwenden. Ihre Namen bedeuteten nichts und ihre Kreuzchen als Unterschrift erst recht nichts.
    Er konnte sich ebenso gut einen Befragungsablauf ausdenken. Zudem war ihm ziemlich mulmig zumute wegen des Burschen, den sie verscharrt hatten, und er konnte gut auf die Gesellschaft angespannter schwarzer Männer verzichten. Er hatte genug von seinen eigenen Leuten hier. Ständig quasselten sie. Verdammte schlampige Bande.
    Marcus döste ein. Allzu bald war Krill mit mehreren Vögeln zurück und mit der Nachricht, dass die Polizisten bei den anderen Aufträgen versagt hatten.
    Verdammter Mist.
     
    Banggu zog weiter, obwohl er nicht wusste, wozu. Was konnte er denn tun? Einen Polizisten festnehmen? Oder töten? Noch einen. Sein Herz schlug schneller vor Entsetzen bei

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