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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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geschäftig umherliefen, begierig aufzubrechen.
    Alle Pferde waren schließlich eingefangen bis auf zwei, und das ärgerte Marcus, weil er diese Bande sofort verlassen musste. Es blieb keine Zeit, nach den Tieren zu suchen. Er hoffte, dass er das Lagerdorf finden konnte. Unter keinen Umständen wollte er sich herablassen, Palliser nach dem Weg zu fragen.
    »Also dann, fertigmachen!«, rief er vier Polizisten zu und schritt zu seinem Pferd.
    Als er an der Spitze seines Kommandos vom Lagerplatz ritt, tippte er vor Palliser an seinen Hut und nickte den Stammesmännern ergeben zu, froh, den Viehzüchter ihren Klagen zu überlassen.
     
    Ein paar Stunden später fand er das Fuhrmannslager. Es hatte sich schon zu einem kleinen Dorf entwickelt mit einer breiten Straße, um Ochsengespannen das Wenden zu ermöglichen. Was Namen betraf, fehlte es hier offenbar an Einfallsreichtum, dachte Marcus, der an einem Fuhrmannsladen, einem Fuhrmannsbillardsalon und einem Fuhrmannsgasthaus vorbeikam, doch leider gab es noch kein Fuhrmannspost- und -telegrafenamt.
    Polizisten oder nicht, Schwarze waren im Dorf nicht zugelassen, weshalb Marcus Pompey zum Korporal beförderte und ihn anwies, irgendwo unterwegs das Lager aufzuschlagen.
    »Du sorgst für Ordnung unter den Männern«, wies er ihn an und machte sich auf zum Gasthaus. Seine Leute konnten sich selbst etwas zu essen besorgen; er freute sich zur Abwechslung auf eine in der Küche zubereitete Mahlzeit und hoffte, dass das Gasthaus mit anständiger Kost aufwarten konnte.
    Es wurde plötzlich still in der Bar, als der Polizeiinspektor in der Tür erschien; rauhe Ochsenknechte, schlaksige Viehtreiber und ein bulliger Schmied, der seinen Lederschurz noch trug, wandten ihm den Rücken zu, senkten die Stimmen und betrachteten die Flaschenreihen hinter der Theke.
    Marcus schmunzelte. Dieses Verhalten amüsierte ihn jedes Mal. Autoritätspersonen waren im Busch aus diversen Gründen nicht beliebt. Einem entlaufenen Strafgefangenen hätte man eine freundlichere Begrüßung gewährt.
    Er ging unbekümmert hinein, bestellte einen Whisky, dann noch einen und fühlte sich besser als seit Tagen. Da es nicht so aussah, als habe er die Absicht, jemanden zu verhaften, wurden die Gespräche in der Bar wieder aufgenommen, und er erkundigte sich unterdessen nach einer Mahlzeit und einem Bett. Und – er hätte es beinahe vergessen – wo er zwei Pferde kaufen könne.
    Der Schankwirt war erleichtert, seinen Stammgästen mitteilen zu können, dass der Bulle und seine »Neger« nur auf der Durchreise waren.
    Marcus hatte beschlossen, sich eine Pause zu gönnen. Die Vorgänge in dem alten Lagerdorf konnte jemand anders untersuchen. Ein einzelner Polizist wäre verrückt, Fuhrleute in einem Hinterwäldlerkaff wie diesem zu befragen. Da könnte ihm alles mögliche zustoßen. Es war ohnehin nicht seine Aufgabe. Morgen wollte er einen Bericht schreiben, worin er Palliser für Schwierigkeiten verantwortlich machte und beschuldigte, seine Autorität zu untergraben, und er würde auch erklären, wie der angriffslustige Schwarze, der mit seinem Speer gedroht hatte, zu Tode gekommen war, als er am Mischief Creek der Bewachung entkam.
    Doch zuerst einmal … eine Ruhepause.
    Das Essen war widerlich, und sein Bett roch nach Schimmel, doch der Whisky war gut. Marcus nahm eine Halbliterflasche mit nach oben und setzte sich im Dunkeln auf den Balkon, lauschte auf das gelegentliche Krachen und Brüllen der Zecher unten, und es war ihm vollkommen egal, als sich eine Schlägerei bis nach draußen auf die Straße ausdehnte.
    Zwei Viehtreiber ritten vor das Gasthaus. Immer zu zweit, sinnierte er. Zu viele Männer waren Katastrophen begegnet, wenn sie allein unterwegs waren. Dies war ein rauhes Land, aber Marcus fand es aufregend. Er konnte sich nicht vorstellen, selbst Farmer oder Viehzüchter und von den Launen der Natur mit ihren Waffen Überschwemmung und Dürre abhängig zu sein.
    Die Viehtreiber führten ihre Pferde zu einem Pferdetrog auf der gegenüberliegenden Straßenseite, und die Tiere tranken gierig. Dann banden sie sie an einen Pfosten und begaben sich ins Gasthaus, wobei sie einen Bogen um die Hiebe der Peitschen machten, die von zwei streitenden Betrunkenen geschwungen wurden.
    Als sie auf die Holzveranda unter ihm traten, hörte Marcus den einen Mann sagen: »Ich wusste doch, dass es hier irgendwo ein Gasthaus geben muss.«
    Der andere Mann sagte nichts darauf, oder wenn, dann entging Marcus seine Antwort.

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