Im Tal der Mangobäume
krank, Missus«, sagte sie. »Sie bringen ihn und Ihren Wagen am besten zu mir nach Hause. Wir müssen ihn waschen, damit das Fieber runtergeht, und dann fest zudecken, wenn er zittert. Er braucht Krankenkost, die Sie ihm unterwegs nicht geben können. Kommen Sie.«
Tottie wusste nicht recht, was sie tun sollte, doch Ned, der sich große Sorgen um Harry machte, riet ihr, das Angebot anzunehmen.
»Bleib du hier bei ihm, bis es ihm bessergeht.«
»Sie scheint ein guter Mensch zu sein«, sagte Ginger, als Tottie ihn fragend ansah. »Ehrlich gesagt, ich glaube, Sie haben keine andere Wahl.«
»Aber Harry wird sich ärgern, wenn er erfährt, dass wir den Treck verlassen haben.«
»Das ist jetzt nicht wichtig«, sagte Ned sanft. »Er muss erst wieder gesund werden. Bleib du hier, bis er genesen ist, und wenn wir in Longreach sind, komme ich euch holen.«
Tottie umarmte Ned und dankte ihm, dann kletterte sie auf den Kutschbock. Mit den Tränen kämpfend, folgte sie Mrs.Elsie Wise zu einem großen Haus mit rotem Dach; sie hatte schreckliche Angst um Harry und davor, an diesem einsamen Ort bei Fremden zurückgelassen zu werden.
Sie weinte den ganzen Weg bis zur Haustür.
»Verdammt und zugenäht, wo sind die zwei bloß abgeblieben?«, fragte Ginger, als Mrs.Merriman mit der Farmersfrau weggefahren war.
Ned wusste, wen er meinte. Er stellte sich die Frage nach Duke und Matt schon seit Tagen.
»Ich weiß es nicht. Ich mache mir Sorgen um sie. Harry war verärgert, als sie vor vier Tagen nicht zurück waren. Meinst du, wir sollen Alarm schlagen? Bekannt geben, dass sie vermisst werden?«
»Wem sollen wir es hier draußen bekannt geben? Ich bin sicher, die faulen Säcke machen sich bei den Pallisers ein flottes Leben. Vermutlich jagen sie die Töchter durch die Scheune. Harry ist zu weichherzig, das ist das Problem. Von jetzt an halten wir die Leute am straffen Zügel. Nicht lockerlassen. Und die zwei dürfen die Nachtschicht übernehmen, wenn sie sich herablassen aufzutauchen.«
»Wir können Duke wohl kaum Befehle erteilen. Die halbe Herde gehört ihm.«
»Jetzt werde du bloß nicht auch noch weich! Natürlich können wir Duke Befehle erteilen, oder wir können seine Rinder an der Straße abladen. Ich habe den ganzen Unsinn satt.«
Ned grinste. »Du bist ein harter Kerl, Magee.« Sie entfernten sich zusammen vom Küchenwagen. »Ich habe mit Treibern gesprochen, die aus Longreach zurückkamen, die haben gesagt, dahinten gibt es eine Menge Ärger. Offenbar jagen Siedler, die ihre Farmen aufbauen, die Schwarzen mit Gewehren von ihrem Land. Sie stellen sogar eigens Farmarbeiter ein, um es von ihnen zu ›säubern‹, wie sie das nennen.«
Ginger zuckte mit den Achseln. »Nichts hat sich geändert. Diese Kerle machen allen das Leben schwer. Das Dumme ist nur, sie sind in der Überzahl.«
»Ein Freund von mir ist mit einem Kommando Berittene Einheimischenpolizei auf dem Weg hierher, um den Frieden zu wahren. Das könnte helfen.«
»Nein, wird es nicht. Es wird lange Zeit keinen Frieden geben, nur Mord und Totschlag. Halte dein Gewehr bereit. Und bleib sauber«, fügte er hinzu. Damit ging er zu einer Gruppe Männer, die untätig am Lagerfeuer saßen, und rief ihnen zu, sie sollten sich an die Arbeit machen.
Ein neues Zeitalter, sinnierte Ned und beschloss, sich ebenfalls in Bewegung zu setzen. Er schob sein Gewehr ins Futteral, stieg auf sein Pferd, ritt zu seinem Platz an der Flanke der Viehherde, die vorwärtstrottete, und nahm die Wärme von Tottie Merrimans Umarmung mit sich.
Anfangs hatte er sich über sie lustig gemacht, dann hatte er gelernt, sie zu bewundern, insbesondere, wenn sie mit den täglichen Mühen dieser rauhen Gegend kämpfte. Da hatte er versucht, ihr zu helfen, um mehr mit ihr zusammen zu sein, doch wurde ihm bewusst, dass sich das nicht gehörte, und er wahrte mit Bedacht einen angemessenen Abstand. Aber er hatte sie so gern, er vermisste ihre Gesellschaft und dachte am Ende viel öfter an sie, als schicklich war. Sie war eine verheiratete Frau. Die Frau seines Freundes!
Um der Schwärmerei, wie er es nannte, zu begegnen, wandte er seine Gedanken Jasin zu. Sein Vater konnte alle angenehmen Gefühlsregungen erstarren lassen. Ned nahm sich vor, seinen Eltern von Longreach aus zu schreiben, einem Ort, von dem sie vielleicht noch nie gehört hatten. Tiefer in der Wildnis gelegen, als Jasin je vorgedrungen war. Ein Brief würde vermutlich länger als einen Monat brauchen, um sie zu
Weitere Kostenlose Bücher