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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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das Begräbnis statt? In Brisbane? Wenn ja, dann sollten wir hingehen.«
    »Das weiß ich nicht. Sie müssen auf Bescheid von Lady Heselwood warten.«
    »Wer sind ›sie‹?«
    »Der Gouverneur hat vorerst einen persönlichen Diener mit der Handhabung der Lage betraut.«
    »Hm, das musste wohl sein«, meinte Charlie. Er schob Rosa den Flur entlang. »Das zeigt nur, man weiß nie, was einen erwartet.«
    Er blinzelte erstaunt, als er ihre tränenüberströmten Wangen sah. »Nicht weinen, Liebes. Du darfst dich nicht aufregen. Frauen in anderen Umständen neigen zu Gefühlsüberschwang. Ich lasse dir von der Haushälterin Tee und Plätzchen bringen. Oder möchtest du lieber Kuchen? Ich sehe mal, was da ist.«
     
    Rosa betrauerte Jasins Tod auf ihre Art. Als sie nach Brisbane zurückkehrten, suchte sie allein die St.-Stephen’s-Kathedrale auf und saß sehr lange in dem kalten, trübe beleuchteten Gotteshaus. Noch ganz durcheinander, erfüllt von aufrichtigem Schmerz über sein vorzeitiges Ableben, niedergedrückt von Schuldgefühlen, betete sie um Vergebung. Sie war sich nur allzu bewusst, dass sie nicht nur ihren Mann und das Kind hinterging, sondern auch ihre Freundin Georgina Heselwood, und betete reumütig für alle drei.
    Rosa wusste, dass ihr Kummer nie vergehen würde und sie alle Erinnerungen im Stillen bewahren musste, weil dieses Kind um ihr eigenes und ihrer aller Wohl willen Charlies Kind sein würde. Diesen Entschluss würde sie niemals rückgängig machen.
    Sie schloss das schwere Kirchenportal hinter sich und lächelte zaghaft in den strahlenden Sonnentag hinein. Sie sann darüber nach, dass dies der erste der besseren Tage für Charlie und Rosa Palliser sein sollte. Dafür wollte sie sorgen. Sie würden noch mehr Kinder haben, vielleicht vier …
    Die Luft war erfüllt vom Duft des alten Jasminbaumes. Rosa pflückte eine kleine weiße Blüte, um daran zu riechen, und hielt sie behutsam in der Hand, als sie weiterging.

[home]
    Kapitel 14
    Seit dem Tag, als er sich ein Pferd besorgt hatte, dem er den Namen Giddyap gab, weil das eine lustige, häufig gebrauchte Bezeichnung der Weißen für ein Pferd war, hatte Banggu viele schreckliche Dinge gesehen.
    Es waren jetzt mehr Rinderherden unterwegs, die einen kamen von Osten, die anderen aus dem Süden. Er sah, wie weiße Männer sich im Busch um des Rechtes wegen, sich Bäume anzueignen, gegenseitig umbrachten und die Leichen versteckten. Er sah, wie eine Bande Männer Rinder in eine andere Herde trieb, das Lager des Treibers verwüstete und seine Rinder stahl. Er fand einen Weißen, der sich Bell nannte, mit einem Speer in der Brust im verlassenen Busch. Er zog den Speer heraus und bedeckte die Wunde mit Schlamm, versuchte die Blutung zu stillen, aber es war zu spät; der Mann starb. Banggu türmte Steine über den Leichnam, so dass er nicht von Tieren gestört werde, und ritt weiter in die bunten Berge.
    Nachdem er sie überquert hatte, erwartete er, weites Land zu erblicken, gesprenkelt mit den üblichen Baumgruppen, so weit das Auge reichte, doch unter ihm grasten an beiden Ufern des Flusses große Rinderherden. Von seinem Aussichtspunkt aus konnte er Häuser sehen, in weiten Abständen, aber bewohnt; von den Schornsteinen kräuselte sich Rauch empor. Es war, als habe er eine falsche Richtung genommen und sei wieder in der Umgebung von Rockhampton angelangt.
    Verwirrt setzte er sich nieder, um sich zurechtzufinden; er kannte sich mit den Stammesgrenzen nicht so gut aus wie sein Vater. Er dachte, er befände sich möglicherweise noch in Mitakoodi-Land, doch er wollte ins Kalkadoon-Gebiet, um sich nach Nyandjara zu erkundigen. Sie würde inzwischen verheiratet sein und Kinder haben; aber es würde den Umweg lohnen, um sicherzugehen.
    Draußen im weiten Land begegnete er vielen Angehörigen des Volkes; einige führten ein normales Leben in ihrem eigenen Territorium, hielten die Gesetze ein und folgten je nach Jahreszeit den Verpflegungswegen. Sie wirkten gelassen, was die Weißen anbetraf, gingen ihnen möglichst aus dem Weg, um sich nicht in ihrem gewohnten Dasein stören zu lassen, aber er stieß auf immer mehr Menschen, die ihm Schreckensgeschichten von der Grausamkeit der weißen Männer erzählten. Diese Menschen waren verstört, sie waren zu sehr in ihrer Lebensweise gefestigt, um an Flucht zu denken.
    »Wie können wir ohne Erlaubnis andere Stammesgebiete betreten?«, jammerten sie.
    Eine Frau fragte, wie sie ohne die über Generationen

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