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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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weitergegebenen Kenntnisse des Landes in fremden Gebieten Wasser, Nahrung und Obdach finden sollten. »Wir würden die Zeichen nicht lesen können. Und wir kennen ihre Gesetze nicht. Das könnte gefährlich sein.«
    »Ihr müsst eure Ältesten bitten, euch den Weg zu bereiten«, sagte Banggu, doch das war ein kümmerlicher Rat und für die meisten unvorstellbar.
    Er überquerte den Fluss und ritt dann weiter in die Ebene, wobei er sich immer in der Nähe eines Baches hielt, weil er unterdessen wusste, dass ein Pferd sehr viel Wasser brauchte. Dies veranlasste ihn, über den Nutzen eines Tieres nachzudenken, das nicht einfach dorthin gehen konnte, wohin er wollte. Er hatte nie Wasser für sich schleppen müssen; jetzt trug das Pferd sein eigenes Wasser in weggeworfenen Wassersäcken, die Banggu auf den Viehwegen gefunden hatte. Sein Vater würde schallend lachen, könnte er diese Vorkehrungen sehen.
    So ritt er still auf Giddyap dahin, als er vor sich Reiter sah, die eine Gruppe Schwarzer zusammentrieben und Peitschen auf sie niederknallen ließen, als seien sie Vieh.
    Es war eine Familiengruppe. Harmlos. Frauen mit Säuglingen, Kinder, Alte und nur wenige junge Männer. Sie weinten, rannten und strauchelten, zogen sich gegenseitig weiter, bestrebt, den Pferdehufen nicht in die Quere zu kommen. Es mussten um die vierzig Personen gewesen sein.
    Banggu betrachtete das Geschehen mit offenem Mund. Er stieg vom Pferd und ließ Giddyap zurück, um näher an das Grauen heranschleichen zu können. Er versteckte sich im Gebüsch und sah hilflos mit an, wie zwei Frauen, von den langen Viehpeitschen getroffen, gezwungen waren, schneller zu dem Bach zu rennen. Dieser war tief und hatte steile Ufer, Zeugnis von der Gewalt der Fluten, die in der Regenzeit durch diesen Wasserlauf tosten.
    Er sah junge Menschen, die sich in den steinigen Bach stürzten, und hörte die Schreie der Viehhüter, sie sollten verschwinden.
    »Der Bach hier ist unsere Grenze«, rief einer. »Kommt bloß nicht wieder, mieses Pack, sonst schießen wir mit den Gewehren auf euch!«
    Damit schoss er in die Luft, was das Chaos im Wasser um angstvolle Schreie ergänzte.
    Da die Reiter die Schwarzen nun vertrieben hatten, machten sie sich auf den Heimweg, und Banggu verzog sich leise. Er ging rückwärts und geradewegs in einen Viehhüter mit einem Gewehr hinein!
    »Hab ich dich!« Damit drückte der Mann ihm die Waffe in den Rücken.
    Banggu war schon voller Wut, nachdem er die Misshandlung der armen Buschmenschen hatte mitansehen müssen. Er verschwendete keine Sekunde. Er drehte sich blitzschnell herum, packte das Gewehr am Lauf und rammte es dem Viehhüter an den Kopf. Doch der hünenhafte Mann versetzte ihm einen so harten Boxhieb, dass Banggu meinte, er habe ihm den Schädel eingeschlagen. Er konnte nicht atmen. Kräftige Hände lagen um seine Kehle, drückten schmerzhaft das Leben aus ihm heraus, und er erkannte, dass er an diesem fremden Ort sterben würde, nachdem er den weiten Weg gekommen war.
    Doch dann fühlte er, wie der Mann gegen ihn sackte und die Hände herabsanken, und Banggu rutschte auf die Erde. Der Mann stand ein paar Sekunden ganz still, bevor er auf ihn fiel.
    Ein Schwarzer mit entschlossener Miene, an die vierzig Jahre alt, schätzte Banggu, zog seinen Angreifer auf die Seite und murmelte Banggu zu, er solle mit ihm kommen. Er schleppte ihn fort von dem reglosen Viehhüter, dem ein kurzer Speer im Rücken steckte, aber Banggu wollte sein Pferd holen gehen. Er versuchte, dies in seiner Sprache zu erklären, doch der Mann wollte nichts davon wissen. Er plapperte kopfschüttelnd auf Banggu ein und wollte ihn mit sich zerren.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Banggu die fremden Worte erfasste. Ob er sie hatte übersetzen können oder ob sein Verstand zu demselben Schluss gekommen war, er begriff am Ende das Problem und lief seinem Retter nach.
    Das Pferd würde er zurücklassen müssen. Pferde hinterließen Spuren. Jeder schwarze Spurenleser, der etwas auf sich hielt, könnte ihm folgen. Würde sagen, hier waren zwei Pferde, nicht bloß eins. Waren zwei Schwarze hier. Barfuß. Haben Viehhirten getötet. Einer ist weggelaufen, zum Bach. Der andere ist verschwunden, zu Pferd.
    Außerdem, dachte er, war dieser schmale Gebüschstreifen am Bach zu dicht für ein Pferd, um darin in Deckung zu gehen. Die andere Möglichkeit wäre, es zu riskieren, ins offene Land zu reiten.
    Er stürmte das steile Ufer hinunter, durchquerte platschend den Bach und

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