Im Tal der Mangobäume
klopfte ihm auf die Schulter. »Du hast schlimme Zeiten erlebt. Du kannst hier bei diesen Leuten bleiben, du bist jetzt bei ihnen willkommen. Ich werde Trader wissen lassen, wo du bist.«
Banggu nickte. Seinen Vater wieder umarmen zu können, das würde eine Freude sein. Sollte eine Freude sein, hätte sich nicht dieser Schmerz in seine Seele gebrannt. Nyandjara war tot! Die Liebe, die er im Herzen bewahrt hatte, war zerschmettert. Könnte er doch zu seinem lieben Bruder über diese furchtbare Sache sprechen, doch auch er war in die Traumzeit eingegangen.
Banggu ging an den See und watete hinein. Das Wasser war eiskalt, aber es half, ihn abzulenken von dem Schmerz, betäubte ihn für eine Weile … eine lange Weile, indes der Kummer nach und nach von Zorn abgelöst wurde.
Eine junge Frau beobachtete Banggu, den Mann, der aus dem Wasser kam; sie betrachtete seinen starken, glänzenden Körper, als er die Kälte abschüttelte und über den kiesigen Strand lief.
Sie ging ihm entgegen, wissend, dass ihr geschmeidiger Körper zu seinem passte, und blieb vor ihm stehen.
»Ist es kalt?«, fragte sie ihn.
»Ja.« Sein trauriger Blick erfasste ihre festen, vollen Brüste, aber sie weckten nicht einen Schimmer von Verlockung.
»Ah. Das ist nicht gut.« Sie seufzte. »Ich bin heute weit gegangen. Ich hätte gern ein Bad genommen.« Sie fasste ihre dichten Haare mit beiden Händen im Nacken zusammen und schlang sie zu einem Knoten, wobei die Anmut ihrer weiblichen Gestalt voll zur Geltung kam.
»So schlimm ist es gar nicht«, sagte er.
Sie sah schaudernd aufs Wasser. »Wenn ich hineingehe«, fragte sie, »wirst du mich wärmen, wenn ich herauskomme?«
»Wenn du es möchtest«, erwiderte er höflich.
»Versprichst du es?«
»Ja.«
Sie lief hinein und tauchte unter, kam kreischend und spritzend hoch. »Oh! Oh! Oh! Es ist zu kalt.«
Sie war in Sekundenschnelle wieder am Strand, sprang auf und ab und schüttelte ihre Hände. Da kam er zu ihr, die Arme wie versprochen weit ausgebreitet.
Sie führte ihn in den Wald zu ihrer Hütte aus Rinde, nur ein paar lange Schritte vom See entfernt, und dort wärmte er sie, und sie wärmte sein wundes Herz.
»Wie heißt du?«, fragte er.
»Ich bin Wiradji.«
»Ich habe dich noch nie gesehen.«
»Kapakupa hat mich hierhergebracht. Er sagt, du brauchst eine Frau. Aber wenn ich dir nicht gefalle, besorgt er dir eine andere.«
Banggu brauchte sie. Er drückte sie an sich. Um dessentwillen, was er jetzt empfand, wollte er sie nie wieder loslassen. »Wir sagen ihm, dass ich keine andere will.«
Auf dem ganzen Weg hatte Ladjipiri gefragt, ob jemand seinen Sohn gesehen habe, den Sohn des Händlers. Sein Name sei Banggu.
Lange Zeit geschah nichts; dann hörte er hier und da Geflüster über einen einsamen jungen Mann, der die Sprache der Darambal sprach. Ein Name wurde nicht genannt, doch es hieß, er halte sich im Mitakoodi-Land auf und reite ein Pferd.
Das ließ ihn zweifeln. Wozu sollte sein Sohn ein Pferd brauchen? Er hatte nie als Viehhüter gearbeitet und war es daher nicht gewohnt, sich von den stolzen Tieren tragen zu lassen. Und woher hätte er es nehmen sollen? Gestohlen, mutmaßte Ladjipiri.
Der einsame reisende Mann, von dem die Leute sprachen, war nur in der Wildnis gesehen worden, nie in den Siedlungen der Weißen oder auf den Farmen, daher könnte es Banggu sein. Und er hatte guten Grund, seinen Namen nicht zu nennen, sollte er von der Polizei gesucht werden. Andererseits könnte es irgendjemand sein. Zeitweilig hatte Ladjipiri das Gefühl, dass seine Suche aussichtslos sei, dass die Erde seinen Sohn verschluckt habe, doch hatte die Verantwortung auf diesem langen Marsch ihn so beschäftigt gehalten, dass ihm für Schwermut keine Zeit blieb.
Er war unendlich erleichtert, dass Mr.Merry seine Krankheit überwunden hatte, aber er sah dünner aus. Zu dünn. Er und seine brave Frau waren in dem Dorf Longreach wieder zu ihnen gestoßen, bevor alle den Ort Pelican Waters ins Auge fassten, den Ladjipiri gut kannte.
Es war traurig, dass Mr.Merry schon wieder Ärger hatte. Die Treiber weigerten sich, die Rinder ohne extra Bezahlung weiterzutreiben.
Trader verstand die Lage sehr gut. Er saß beim Küchenwagen, verscheuchte mit einem Zweig die Fliegen und hörte die Beschwerden mit an. Der ursprüngliche Plan war gewesen, die Rinder an diesen Ort zu bringen, an dem die Männer hätten ausgezahlt werden können. Aber da sie nun viele Meilen mehr zurücklegen sollten,
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