Im Tal der Mangobäume
beizugeben. Es genügte ihr, dass Trader es für gut befand, die Leute mitzunehmen.
Trader machte sie mit Pali bekannt, dem Anführer. Er war etwa dreißig Jahre alt und hatte einen verkrüppelten Arm. Er wiederum nannte die Namen von zwei weiteren Männern in seinem Alter sowie von zwei jungen Burschen und einem sehr alten Mann, worauf diese vortraten. Danach kamen die vier jungen Frauen; zwei von ihnen trugen Säuglinge in einer Schlinge, die sie sich um den Hals gebunden hatten. Auf Palis Geheiß setzten sie sich in den Schatten eines Eukalyptusbaumes, und er erbot sich, Fragen zu übersetzen, doch es war allein Tottie, die etwas wissen wollte; sie war fasziniert von der Gelegenheit, eine leibhaftige Aborigine-Familie kennenzulernen und etwas über sie zu erfahren.
Schließlich unterbrach Harry sie. »Tottie, wenn wir erst unterwegs sind, hast du jede Menge Zeit zu erkunden, wer sie sind und wie sie leben.«
»Heißt das, sie kommen mit uns?«
»Wenn sie wollen, ja.«
Sogleich gab es ringsum strahlende Gesichter. Tottie sprang auf und machte ein großes Aufheben um die Säuglinge.
An diesem Nachmittag kaufte sie ein neues Tagebuch nebst einem Vorrat an Federhaltern und Schreibfedern. Sie nahm sich fest vor, diesmal akkurat über ihr Fortkommen Buch zu führen. Sie freute sich auf die letzte Etappe der langen Reise, aber als sie zum Wagen kam, um ihre Einkäufe zu verstauen, bemerkte sie am Fuß der Schlafkoje ein unförmiges, in Jute eingeschlagenes Paket.
Waffen! Neue Gewehre, Pistolen und Schachteln mit Munition.
»Was hat das zu bedeuten?«, wollte sie von Harry wissen. »Machst du dich bereit, da draußen einen Krieg anzufangen?«
Er zögerte, dann sagte er: »Ich möchte dich nicht belügen, Tottie. Wir müssen von jetzt an vorsichtiger sein. Ich habe dir gezeigt, wie du mit dem Gewehr umgehen und es parat halten musst, aber du vergisst es andauernd, und das geht jetzt nicht mehr. Ich werde böse, wenn ich dich noch einmal ohne Gewehr reiten sehe. Das gilt auch für die Männer. Sie werden zu nachlässig.«
»Ist gut. Ich werde daran denken. Aber was hält uns jetzt auf? Ich dachte, wir würden morgen früh aufbrechen.«
»Nein, wir müssen es um ein, zwei Tage verschieben. Wir brauchen mehr Pferde, ich soll morgen welche bekommen. Mit etwas Glück.«
Stolz sah Tottie ihren Mann davonschreiten. Er hatte immer gut ausgesehen, erinnerte sie sich liebevoll, aber jetzt, da seine stahlblauen Augen aus dem von seinem rotblonden Bart fast verdeckten Gesicht blitzten, während die strohblond gewordenen Haare ihm nach wie vor dauernd in die Stirn fielen, wirkte er noch attraktiver. Er passte hierher, stellte sie fest, und ihr kamen die Tränen. Er war nicht mehr ein bloßer Viehzüchter; er war ein Boss, hochangesehen bei seinen Leuten, von denen ihm etliche angeboten hatten, zu bleiben und ihm zu helfen, die Dinge in Gang zu bringen.
»Mit etwas Glück«, hatte er gesagt. Tottie erkannte mehr und mehr, dass sie Berge von Glück brauchen würden, um den Gefahren zu begegnen, denen sie ausgesetzt waren, und ihr gelobtes Land zu finden.
Obwohl sie in der warmen Sonne auf dem Wagen saß und sich kein Lüftchen regte, fröstelte sie.
»Möge Gott uns helfen.«
* * *
Marcus war verliebt in die Landschaft hier draußen. »So ein gewaltiger Himmel«, schwärmte er. »Man kann nahezu um den Horizont herumsehen, so flach ist er. Und die Farbe, dieses Blau! Ohne jede Unterbrechung, nicht mal ein winziges Wölkchen. Er ist makellos!«
»Er ist unbarmherzig«, sagte Duke ungerührt. »Tagein, tagaus nichts als dieses blöde Blau. Wann regnet es mal? Wie weit ist es eigentlich noch bis Longreach?«
»Nur ungefähr fünf Meilen.«
»Gott sei Dank. Hoffentlich ist Harry mit der Herde dort.«
»Ist er. Der Wagenmeister sagt, deine Rinder sind schon seit Tagen da. Ich freue mich auf eine Rast, danach ziehe ich nach Nordwesten.«
»Der Wagenmeister hat auch gesagt, hier gibt es ringsum kein freies Land mehr. Sieht ganz so aus, als hätte Harry sich verrechnet.«
»Kein Mensch konnte ahnen, dass es so schnell gehen würde. Aber weiter weg ist noch viel Land zu haben.«
Marcus freute sich auf eine mehrtägige Rast in dieser Grenzstadt. Als Anführer seiner Truppe und ohne einen Sergeant hatte er haarsträubende Zusammenstöße mit Horden von Schwarzen hinter sich, die es sich nicht gefallen ließen, von neuen Viehweiden verscheucht zu werden, während Duke sich in Farmhäusern die Zeit vertrieb.
Da Marcus
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