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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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die Tür gerichtet. Duke war nicht darauf erpicht, auf den ersten Menschen zu schießen, der aus der Hütte kam, deswegen hielt er Abstand von dem Sergeant und dessen geladenem Gewehr und beobachtete den Rauch, der sich aus dem Schornstein in die eisige Nacht kräuselte.
    »Ist er da drin?«, zischelte der Inspektor hinter ihm.
    »Das nehme ich nicht an«, flüsterte Duke.
    »Aber jemand ist in der Hütte«, sagte Krill. »Sieht man am Rauch.«
    »Dann mal los!« Marcus befahl den anderen Polizisten, rund um die Hütte Stellung beziehen, dann rief er: »Hier spricht die Polizei. Legt die Waffen nieder und kommt raus. Ihr seid umzingelt. Rauskommen, Hände hoch.«
    Es blieb still. Unheimlich still. Duke fragte sich, warum er vergessen hatte zu fragen, ob Dwyer gefährlich war. Er war ein Räuber, aber hatte er jemandem etwas zuleide getan? Jemanden erschossen?
    Krill gab einen Schuss auf die Hütte ab. »Das wird sie aufwecken«, sagte er.
    Keine Reaktion.
    Die dunkle Gestalt eines Vogels flatterte über sie hinweg, und in der Ferne waren die Schreie eines weiteren zu hören.
    »Ich zähle bis zehn, so lange habt ihr Zeit, um herauszukommen«, rief der Inspektor. »Wir haben nicht vor, die ganze Nacht hier zu stehen.«
    Er fing an zu zählen, ohne Erfolg.
    »Also dann, Krill, gehen Sie rein. Nehmen Sie zwei von den Jungs mit. Seien Sie vorsichtig.«
    Der Vortrupp hielt sich in Deckung, soweit es möglich war, und stürmte dann die Holztür. Sie stießen sie auf, und Duke hörte Schreie und Rufe. Marcus rannte mit einem Revolver in der Hand zu der Hütte, und dann kam Krill heraus, und Marcus begann zu schreien.
    »Was?«, brüllte er Krill an. »Was für ein Kanu? Wo?«
    Die Antwort war offenbar nicht befriedigend, denn Marcus stieß Krill zur Seite und stürmte in die Hütte. Duke hörte die laute Stimme des Inspektors und das Schluchzen einer Frau.
    »Was geht hier vor?«, fragte er einen Polizisten, der auf ihn zukam.
    »Ich gehe die Pferde holen, Boss.«
    »Nein. Da drinnen. Ist Dwyer drin?«
    »Nein.« Der Polizist klang aufgebracht. »Kein Bösewicht. Bloß Frau und Kind.«
    Soweit es Duke betraf, war wohl das Schlimmste vorüber, und er konnte nur noch abwarten, bis man ihn rief. Er lehnte sein Gewehr an einen Baum und zündete sich einen Stumpen an, eine Gewohnheit, die er sich bei Ned abgeschaut hatte, der Pfeifen nicht mochte, und weitere Polizisten versammelten sich einer nach dem anderen vor der Hütte.
    Marcus hatte offenbar vergessen, dass Duke da war. Er trat ins Freie, erteilte Krill Anweisungen und ging mit einem Polizisten um die Hütte herum Richtung Fluss.
    Ein paar Minuten später hörte Duke die Frau einen entsetzlichen Angst- und Schmerzensschrei ausstoßen, und ein Kind fing zu kreischen an. Ein paar Sekunden lang war er wie gelähmt. Dann rannte er zu der Hütte, und im Laufen rief er: »Was geht da drin vor?«
    Das Schreien brach abrupt ab.
    Krill stellte sich ihm in den Weg. »Der Inspektor ist Dwyers Kanu suchen gegangen. Da unten.« Er zeigte hin. »Hinten herum.«
    Duke schob sich an ihm vorbei. Weitere Polizisten kamen aus der Hütte. Sie machten keine Anstalten, ihn aufzuhalten, als er hineinstürmte.
    Als Erstes erblickte er eine alte Sturmlaterne auf einem Blechbord an der gegenüberliegenden Wand. Sie gab nur ein trübes Licht, aber es genügte, ihn eine Aborigine-Frau in einem Kattunhemd erkennen zu lassen, die an einem kleinen Tisch saß, vornübergesackt, als sei sie eingeschlafen, vielleicht beim Essen.
    Doch der bekannte Geruch sagte ihm, dass sie tot war. Von ihrem Kopf tropfte Blut. Er drehte sich rasch nach dem niedrigen Bett um und sah nach dem Kind.
    Ein kleiner Junge, etwa sechs Jahre alt, lag bäuchlings auf einer Decke. Der schwarze Flecken, der sich unter ihm ausgebreitet hatte, war Blut, dennoch fühlte Duke nach dem Puls in der Hoffnung, ein Lebenszeichen zu finden. Doch er kam zu spät. Er zog die restliche Decke über das Kind, als ob es fröre, und wandte sich dann der Frau zu, für die er auch nichts mehr tun konnte.
    Die zwei draußen gebliebenen Polizisten drehten sich um und starrten hinterher, als er Krill nachrannte.
    »Sie sind tot!«, rief er. »Sie wurden umgebracht. Wer hat das getan?«
    »Sie haben sich gewehrt wie die Tiger«, sagte Krill. »Wären sie brav gewesen, wäre ihnen nichts geschehen.«
    »Verdammter Lügner!« Duke packte Krill und schüttelte ihn. »Sie wurden ermordet.«
    Er wandte sich an die Polizisten. »Wer hat das getan? Antwortet

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