Im Tal der Mangobäume
mir, ihr Mistkerle. Eine junge Frau und ein kleiner Junge. Euer eigenes Volk! Sagt mir, wer das getan hat!«
Sie hoben nur die Schultern. Ohne Reue. Ohne Mitleid.
»Sie verschwinden besser. Dies ist Sache der Polizei.«
»Darauf können Sie Gift nehmen. Ich werde das nicht auf sich beruhen lassen.«
Die Stimme hinter ihm war fest, beherrscht. »Du kommst am besten mit mir, Duke.«
»Wohin?«
Marcus erwiderte: »In die Stadt. Dwyer ist in einem Kanu entkommen. Auf die andere Seite des Flusses.«
»Dwyer kann mich mal! Da drinnen wurden eine Frau und ein Kind ermordet.«
»Sie war seine Frau.«
»Was?« Duke war fassungslos. Er rief sich die fortwährende Abneigung seines Bruders gegen die Existenz der Berittenen Einheimischenpolizei in Erinnerung. Paul behauptete stets, die Männer würden zu nichts anderem ausgebildet als zur Auslöschung der Aborigines. Er hatte sogar laut protestiert, als sie in Rockhampton auftauchten, aber da ihr verantwortlicher Inspektor ein Freund war, hatte Duke sich aus dem Streit herausgehalten.
Jetzt war er bis ins Mark erschüttert. Darüber, dass Marcus so gefühllos sein konnte.
»Na und? Sie war nicht gefährlich. Und das Kind? Bist du verrückt geworden?«
Marcus drehte sich um und nickte Krill zu, und Duke dachte, sie würden ihn bedrohen. Er griff nach seinem Gewehr und richtete es auf Marcus.
»Du wirst dich dafür verantworten müssen!«
Doch da erfolgte ein Hitzestoß, und die Hütte stand in Flammen.
»Ihr Schweine!«, schrie Duke. Alle traten ungerührt zurück von dem Scheiterhaufen, zu dem die kleine Hütte geworden war. Das hieß, alle bis auf Beresford, der bereits zu den Pferden schritt, auf einen schrillen Pfiff des Mannes hin, der sie hütete.
Duke blieb nichts anderes übrig, als sich dem Polizeitrupp anzuschließen, der wieder nach Cloncurry ritt. Er wusste, wenn er die Morde meldete, würde niemand etwas unternehmen, selbst wenn man ihm glaubte.
Zwei Menschen hätten ihm geglaubt. Zwei Kalkadoon-Männer, die die Polizisten hatten kommen sehen, aber auch nicht mehr dagegen tun konnten als der weiße Mann, der dem großen Polizeiboss seinen Protest entgegengeschrien hatte. Der Boss trug eine schwarze Uniform mit Silberknöpfen und hieß Beresford. Sein Name war ihnen durchaus geläufig. Ihr Freund Dinny hatte sie vor ihm und seinen bösen schwarzen Polizisten gewarnt.
Am nächsten Morgen kamen Stammesangehörige, um in der Asche nach den Überresten ihrer Verwandten und ihres Sohnes zu suchen, um ihnen eine anständige Bestattung ermöglichen zu können. Sie wurden von vier Kalkadoon-Kriegern in voller Trauerbemalung bewacht, die geduldig warteten, während die Frauen Klagelieder sangen und weiße Blumen über den schwärzlichen Flecken in dem einst makellosen Busch streuten.
Banggu war der Anführer der Kalkadoon-Gruppe. Sie wollten sofortige Vergeltung und bestanden darauf, dass sie noch heute Abend die Rosslyn-Station überfielen. Sie niederbrannten!
»Nein«, sagte Banggu. »Ihre Zeit kommt, wenn der Krieg beginnt. Wir wissen, wer der Anführer dieser Bande war, und wir wissen, wo er wohnt.«
»Aber er wird von vielen Gewehren beschützt.«
»Das große Haus auf der Rosslyn-Station auch. Wir müssen zuerst den Ältesten sagen, dass es Beresford und seine Polizisten waren, die dies getan haben. Er ist ein großer Mann unter den Weißen. Es liegt nicht an uns zu entscheiden, was mit ihm geschehen soll.«
Sie verließen das Gebiet umgehend und begaben sich rasch nach Südwesten zu dem Sammelplatz. Dabei bemerkten sie immer mehr Spuren von Fuhrwerken und Planwagen, die von Pelican Waters gekommen waren, von dem Banggu wusste, dass es jetzt einen anderen Namen hatte: Winton.
Ned war steif, als er am Morgen aus dem schmalen Bett stieg. Er streckte sich und dehnte seine Muskeln, dann sah er, dass die anderen drei Betten, Dukes eingeschlossen, unbenutzt waren. Offenbar waren sie die einzigen Gäste in dieser Luxusherberge im Busch.
Er ging die Treppe hinunter in den Hof, um sich nach Handtüchern und einem Waschraum umzusehen, und da saß Duke unter einem Mastixbaum auf einer Bank.
»Was machst du da?«, rief er. »Du siehst verheerend aus. Hast du ganze Nacht getrunken?«
»Nein. Ich konnte nicht schlafen. Mir ist übel. Verdammt übel.«
»Was hast du gegessen?«
»Nichts, wenn ich es recht überlege. Nein, mir ist einfach schlecht im Magen. Die Schweine haben heute Nacht eine Frau und ein Kind ermordet.«
»Wer? Die Buschräuber?«
»O
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