Im Tal der Mangobäume
bewusst, dass sie nicht die Tochter der Ehrenwerten Delia war, sondern die Tochter von Adelaide Brooks. Und Jasin Heselwood hatte es gewusst.
Ich habe Ihre Mutter gekannt! Wir sind mit demselben Schiff gekommen.
Dann wusste Georgina es auch. Und Milly Forrest, ohne Zweifel.
»Bist du sehr aufgebracht?«, fragte Juan. »Es tut mir leid, Liebes, wenn ich dir weh getan habe. Du weißt, das würde ich nicht wollen, nicht um alles in der Welt. Aber deine vielen Fragen zu dem Schiff!
Emma Jane
. Da spürte ich im Herzen, dass du deiner Mutter näherkamst. Dass sie die Hand nach dir ausstreckte.«
»Vielleicht«, sagte Rosa traurig. »Ja, Papa, ich glaube, das hat sie getan. Aber ich bin eigentlich nicht aufgebracht. Nur verwirrt. Da gibt es jetzt viel zu überdenken. Kann ich an einem anderen Tag wiederkommen, damit wir darüber reden können?«
»Sehr gern. Auch wenn das niederschmetternd für dich ist, fühle ich eine unendliche Erleichterung. Komm zum Essen, so bald du kannst. Wir haben viel zu besprechen.«
»Hast du noch mehr Fotografien?«
»Nein. Ich konnte nur diese eine retten.«
Rosa lächelte. »Überflüssig zu sagen: Delia hat sie vernichtet.«
»Leider, ja.«
Man könnte sagen, dachte Rosa, dass auch Delia berechenbar war.
Während Charlie sich an diesem Abend beim Essen bewundernd über die Entdeckung ausgedehnter Goldadern unweit von Rockhampton ausließ, betrachtete Rosa ihn und beschloss, alles beim Alten zu belassen. Sie hatte sich schon halbwegs damit abgefunden, dass Delia nicht ihre Mutter war, und empfand eine neue Hochachtung für die Frau, die sie an Kindes statt angenommen hatte. Sie sah keinen Sinn darin, es Charlie zu sagen. Dies war ihre ganz persönliche Angelegenheit.
Was nun ihr Kind anging, das kleine Wesen, das sie in sich trug, das war eine andere Geschichte. Wie der Vater, so die Tochter, könnte man sagen, dachte sie bei sich. Nur dass diese Tochter ein kleines bisschen gerissener war. Kein Mensch würde jemals erfahren, dass Jasin der Vater war. Nicht einmal Juan Rivadavia, der ihr sicher nichts vorwerfen, sondern eine solche Mitteilung womöglich gar amüsant finden würde, weil er noch verärgert war wegen Charlies Brüskierung.
»Meine Stiefbrüder, die MacNamaras, haben Besitztümer in der Gegend von Rockhampton«, sagte sie munter. »Vermutlich halten sie schon Goldklumpen in der Hand, während wir uns hier unterhalten.«
»Ja. Schreibe ihnen doch und erkundige dich, ob es lohnend ist, dort in Minen zu investieren.«
Sie seufzte. »Ich halte es für besser, wenn du ihnen schreibst.«
Charlie griff nach der Abendzeitung. »Ja, natürlich. Durchaus.«
Einer von den besagten MacNamaras ritt mit seinem Partner Ned Heselwood nach Longreach. Er hatte keine Ahnung, dass Ironstone Mountain, unweit seiner ehemaligen Farm Mango Hill und nur fünfundzwanzig Meilen von Rockhampton entfernt gelegen, im Begriff war, Berühmtheit zu erlangen.
Die zwei Männer waren ermattet, doch sie tränkten ihre Pferde und erfrischten sich in einem Wirtshaus so lange, wie es dauerte, um zwei Bier hinunterzukippen; danach begaben sie sich zum Landkontor. Dort machten sie ihren Anspruch auf Weideland mit dem Namen Antonia Springs geltend, mit Hilfe eines Amtsverwalters, der sich über ihre Berechnungen bezüglich des Flusses, ihrer brandgerodeten Grenzen und diverser Grenzsteine sorgsam Notizen machte. Diese Einzelheiten trug er sodann in die aktuelle Landkarte jenes Gebietes ein und erteilte die Genehmigung, diese Siedler als Eigentümer zu registrieren: Männer, die sich auf dem Land ansiedelten und es in Besitz nahmen, bis die Regierung Landvermesser ausschickte, um offizielle Landkarten der betreffenden Gebiete zu verfertigen. Dieser Vorgang nahm mitunter Jahre in Anspruch.
Sowie Antonia Springs registriert war, legten sie die Papiere und Karten vor, die erforderlich waren, um den Anspruch auf die Gubbins-Station durch die Unterzeichneten Harold und Antonia Merriman geltend zu machen. Die Namen stifteten ein wenig Verwirrung, doch der geduldige Amtsverwalter erfasste die Situation und machte sich, trotz MacNamaras sichtlicher Ungeduld, gewissenhaft ausführliche Notizen.
»Das dauert ja Stunden«, flüsterte Duke Ned zu. »Kannst du ihn nicht antreiben, dass er sich beeilt?«
»Es muss alles seine Richtigkeit haben«, meinte Ned achselzuckend. »Geh du doch solange ins Wirtshaus, ich komme nach, sobald ich hier fertig bin.«
»Nichts lieber als das!« Und im Nu war Duke
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