Im Tal der Mangobäume
Der junge Lord Heselwood! Ich werde darauf bestehen, dass sie hier übernachten. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Lady Georgina würde es von mir erwarten. Wie ist es nur dazu gekommen, dass Duke in Edwards Gesellschaft ist? Einerlei. Alice, die zwei Gästezimmer müssen gelüftet und mit dem besten Leinzeug bezogen werden. Sofort!«
Als Alice davonhastete, beklagte Milly den Umstand, dass Edward von Duke begleitet wurde. So etwas Lästiges aber auch, dachte sie stirnrunzelnd. Es ist kein Kind unterwegs. Lucy Mae hat Dukes Heiratsantrag nicht angenommen. Sie ist frei, ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Milly schüttelte den Kopf. Es war zu spät, Duke mitzuteilen, es sei nicht mehr nötig, nach Brisbane zu kommen. Verflixt!
Gereizt ging sie im Salon auf und ab, bis Lucy Mae endlich nach Hause kam, mit Schachteln voller Kleider beladen, die Milly zu begutachten gedachte, bevor sie in den Kleiderschrank ihrer Tochter wanderten. Es war unerlässlich, dass sie sich schön machte für den Gast. Die Gäste.
»Ich möchte, dass du zum Telegrafenamt gehst und auf dieses Telegramm von Duke antwortest, und beeile dich, sie schließen bald!«
»Was für ein Telegramm?«
Milly ging über ihre gereizte Erwiderung hinweg. »Schreib, du bestehst darauf, dass sie bei uns übernachten.«
»Ich denke nicht daran. Ich will nicht, dass Duke hier wohnt. Ich muss allein mit ihm sprechen.«
»Um Himmels willen, es geht hier nicht um Duke. Verstehst du nicht, Edward Heselwood ist bei ihm. Er ist jetzt Lord Heselwood. Ist das nicht großartig?«
»Großartig? Inwiefern? Du hast immer gesagt, er ist ziemlich unerträglich.«
»Als junger Bursche, aber jetzt nicht mehr. Er ist erwachsen geworden. Gib ihm eine Chance, Lucy Mae. Er ist die beste Partie im Land, Himmel noch mal. Geh und gib das Telegramm an Duke auf, sonst muss ich Alice schicken.«
»Sie wird es nicht rechtzeitig schaffen. Ich kümmere mich morgen darum.«
»Kümmern? Was soll das heißen, kümmern?«
»Ach komm, Mutter. Du hast Duke geschrieben, dass ich ein Kind erwarte. Hast du die erschreckende Nachricht je richtiggestellt? Ihm von meiner Fehlgeburt berichtet? Natürlich nicht! Und jetzt kommt der Ärmste hierher … Wirklich, Mutter, du bist unmöglich, jetzt versuchst du auch noch, mich mit Dukes Freund zu verkuppeln.«
»Ich weiß nicht, wie sie Freunde geworden sind«, begann Milly, doch Lucy Mae war aus dem Zimmer geflüchtet. Bedrückt.
Während Milly die Mädchen einen Frühjahrsputz machen und die Köchin die Speisekammer mit Gerichten füllen ließ, die den Gaumen von einem oder zwei jungen Gentlemen erfreuen würden, fuhr Lucy Mae im Gig in die Stadt.
Ihr erster Besuch galt dem Schifffahrtskontor, wo sie in Erfahrung brachte, dass die
Jindalee
voraussichtlich am Mittwoch in Rockhampton auslaufen und Samstagmorgen um acht Uhr im Hafen von Brisbane vor Anker gehen würde. Danach begab sie sich eilends in das elegante
Regency Hotel
, wo sie für Samstag ein Zimmer für Mr.Duke MacNamara reservierte.
Da heute Montag war, würde ein Telegramm ihn rechtzeitig erreichen, weshalb sie es an die Mango-Hill-Station, via Rockhampton, schickte.
Lucy Mae hatte in der vergangenen Nacht Stunden mit dem Versuch verbracht, ein dieser Lage angemessenes Telegramm zu formulieren, doch das gestaltete sich als äußerst schwierig, da die Lage selbst so verworren war. Erst als sie das Telegrammformular vor sich hatte, fasste sie endlich einen Entschluss – das Ergebnis erfreute sie keineswegs, war jedoch das beste, das sie unter den gegebenen Umständen zu bieten hatte:
Unterkunft für dich reserviert im
Regency Hotel
– stop – LucyMae
. Sie behauptete, der Name werde in einem Wort geschrieben und müsse als solches berechnet werden, und »nein«, sagte sie entschlossen zu dem Beamten, »eine Rückantwort ist nicht nötig«.
Da sie es nicht eilig hatte, nach Hause zu kommen, schlenderte sie in das Café Linden in der Queen Street, in dem es zu ihrem Verdruss keinen freien Tisch gab, doch dann rief jemand nach ihr.
Es war Rosa, die einen Tisch am Fenster hatte.
»Wie schön, dich zu sehen«, sagte Lucy Mae, als sie zu ihrer Freundin trat. »Erwartest du jemanden?«
»Nein, ich vertreibe mir nur die Zeit. Charlie geht um elf mit mir die neue Abteilung vom Museum besichtigen.«
»Was gibt es dort?«
»Ich weiß nicht, Zehennägel von Dinosauriern oder so etwas. Er ist im Vorstand und muss eine Einführung geben. Was machst du gerade?«
»Ach,
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