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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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der springende Punkt, Paul«, sagte sie leise. »Es geht nicht darum, wer gewinnt und wer nicht. Mir ist es egal, was sie sich denkt. Wenn es dich nicht stört, dann geh mit. Ich mache in der Zwischenzeit einen Spaziergang.«
    Sie trat auf die Queen Street, mischte sich unter die anderen Fußgänger und spazierte munter drauflos in der Gewissheit, Paul würde ihr folgen. Als er das nicht tat, musste sie notgedrungen weiterlaufen, obgleich es ihr schwerfiel, nicht zurückzublicken, um zu sehen, ob er ihr nicht doch nachlief.
    Rasch bog sie um eine Ecke und verlangsamte ihren Schritt, spähte – ohne etwas zu sehen – in Schaufenster, horchte auf seine Stimme. Schließlich blieb sie stehen und gab vor, sich für eine aufwendig gestaltete Auslage zu interessieren. Mit jeder Minute geriet sie mehr in Rage. Er musste nicht mit ihnen in die Kirche gehen! Sie könnten das leicht auch noch später tun, nur sie und Paul, und dann für seine Mutter beten.
    Sie beschloss, weiterzueilen und aus der anderen Richtung zum Hotel zurückzukehren. So zu tun, als hätte sie einfach nur ein bisschen frische Luft gebraucht. Ihn dann zu entdecken, wie er auf sie wartete. Neugierde trieb sie dazu zurückzublicken. Ein großer Fehler! Denn nun sah sie sie, alle drei, John Pace, Eileen und Paul, die auf der anderen Straßenseite Richtung St. Stephen’s marschierten.
    Er war ohne sie gegangen! Er hatte zugelassen, dass Eileen seine Frau des Platzes verwies, als gehörte sie nicht zur Familie. Wenn es um John Pace und Eileen ging, war Paul ein ausgemachter Schwächling. Und das alles, um es den Eltern seiner verstorbenen Frau recht zu machen.
    Schnell drehte sie sich um und stürmte in einen nahe gelegenen Eingang. Es zeigte sich, dass dieser in ein großes Warenhaus führte, und zwar direkt in die Damenmodenabteilung. Ihre Laune hob sich, als sie durch die Gänge schlenderte und über die angebotene Ware staunte, erlesene Sachen, die nie ihren Weg auf die hölzernen Ladentheken des Gemischtwarenladens bei ihr daheim finden würden. Ein Verkäufer brachte ihr einen Korb für ihre Einkäufe und beriet sie. Sie kaufte elegante Taschentücher und Schals, ein köstliches Parfüm aus Frankreich, Gesichtscreme, sogar Puder, etwas, das sie zuvor noch nie benutzt hatte, war aber zu schüchtern, das Rouge zu nehmen, das ihr eine Verkäuferin empfahl.
    Ein Stockwerk höher entdeckte sie hinreißende Kostüme, deren Tournüren viel aufsehenerregender waren als die, die ihre schmale Taille von hinten hervorhob. Kichernd überlegte sie, ob sie es wagen sollte, eines zu kaufen. In Rockhampton stand sie schon lange im Ruf einer Rebellin: das Mädchen, das sich ihrem Vater widersetzt, einem einflussreichen Bürger der Stadt, ihrem Verlobten, den Laufpass gegeben und schließlich alle schockiert hatte, als sie dem jungen Witwer Paul MacNamara das Jawort gab.
    »Sie hat ihn sich zu früh nach Jeannies Tod geangelt«, hatten die Klatschmäuler in den Kneipen und Nähkränzchen bemängelt. »Und dabei glänzt der Marmorgrabstein da draußen auf dem Friedhof im Sonnenlicht immer noch wie neu.«
    Laura widerstand der Versuchung und wandte sich ab, um sich sogleich einem blauen Damenhütchen gegenüberzusehen, das mit winzigen Rosenknospen dekoriert war. Es war so hübsch, dass sie es anprobieren musste.
    Noch während sie den Hut erstand und zusah, wie man ihn sorgfältig in einer gestreiften Hutschachtel verstaute, konnte Laura sich schon nicht mehr vorstellen, wo sie ihn je tragen sollte. Aber das war ihr im Moment egal.
    Als sie mit ihren Schätzen glücklich das Warenhaus verließ, lief ihr Rosa Palliser in die Arme. Hocherfreut über das Wiedersehen, steuerten die beiden nach einer aufgeregten Unterhaltung über Lauras Einkäufe das nächstgelegene Kaffeehaus an.
    »Lange bleiben kann ich allerdings nicht«, sagte Laura. »Unser Schiff läuft heute Nachmittag aus.«
    »Du unternimmst noch ein paar letzte Einkäufe?«
    »Sozusagen. Bloß habe ich nicht viel Zeit.«
    »Dann musst du eben wieder herkommen! Du kannst bei uns wohnen. Ich gehe zu gern einkaufen. Viel anderes kann man hier ja auch nicht unternehmen …«
    Sie bestellten sich Kaffee und die unumgänglichen Kuchenstücke, und Laura fragte:
    »Was würdest du denn stattdessen tun?«
    »Ich würde lieber auf dem Land leben. Ich liebe das Reiten, lerne gern neue Gegenden kennen. Aber zu Hause bin ich hier.«
    »Mir geht es genauso.«
    »Seid ihr immer noch auf Oberon-Station?«
    »Ja.«
    »Mein

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