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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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gerade.
    An diesem Nachmittag segelte er wieder einmal den Brisbane River hinab, diesmal in Gesellschaft von einem Dutzend Goldgräbern und einer Ladung Zwiebeln.
    Als der Schoner am Kangaroo Point vorbeizog, kam eine starke Brise auf. Duke blieb jedoch an Deck, lehnte sich an die Reling und blickte geistesabwesend auf die Häuser am Ufer, bis er die Terrasse von Millys Haus und die gepflegten Rasenflächen, die sich zum Flussufer hinabsenkten, erkannte.
    Automatisch wich er zurück. Duckte sich schon fast, aus Angst, sie würden ihn entdecken. Als ob das möglich wäre, schalt er sich, aber er wusste, dass er sich aus Schuldgefühlen heraus so verhielt. Er hatte Lucy Mae schäbig behandelt. Das gab er zu, hatte aber sogleich Ausflüchte zur Hand. Hätte sie sich an seinen Plan gehalten, wäre er nicht eingeschlafen. Sie hätte einen Hoteldiener hochschicken können, um ihn zu holen, und er hätte sie nach Hause gebracht.
    »Du bist schwach«, murmelte er in die Brise. »Und gemein.«
    Abgesehen davon, dass er Lucy Mae attraktiv fand, war sie eine Freundin. Eine alte Freundin. Sie hatte Besseres verdient.
    Aber liebte er sie? Er wurde rot bei der Erinnerung an den Nachmittag und seine gedankenlosen Liebeserklärungen. Und schlimmer, ihre Reaktion. War Lucy Mae auf der Suche nach Liebe? Duke sicher nicht. Das war die wahre Erklärung für sein plötzliches Verschwinden, sagte er sich. »Alles in allem wolltest du ihr einfach nicht gegenübertreten.«
    Was hätte er ihr denn auch sagen können? »Tut mir leid, Lucy Mae, ich habe ein wenig die Beherrschung verloren. Ich habe das alles nicht wirklich gemeint, glaube ich. Außerdem war ich von dem Abend zuvor mit den Jungs auch noch ein bisschen angetrunken.«
    Und damit säße sie auf dem Trockenen. Und käme sich dumm vor, dass sie ihm geglaubt hatte. Zum Schaden auch noch die Beleidigung. Ein rascher Blick am Morgen hatte ihm gezeigt, dass sie den Einspänner genommen und selbst nach Hause gefahren war, nachdem sie von ihrer Begleitung im Stich gelassen worden war. Ein schöner Freund war er! Er fragte sich, was ihre Mutter wohl davon gehalten hätte.
    Duke beugte sich über die Reling, blickte auf das reißende Wasser und suchte nach einer guten Entschuldigung für sein Verhalten. Ihm fiel jedoch nichts Passendes ein, und so beschloss er, ihr nach seiner Ankunft in Rockhampton zu schreiben. Das hatte allerdings seine Tücken. Er bezweifelte nicht, dass Milly Forrest alles daransetzen würde, einen Blick darauf zu werfen. Er würde direkt an Lucy Mae schreiben, sich dafür entschuldigen, dass er Brisbane kurzfristig verlassen musste, und ihr für das schöne Frühstück danken. Grüße an die Mutter. Etwas in dem Stil. Ein großartiger Briefeschreiber war er nicht, aber er würde es versuchen. Das war wohl das Mindeste, was er tun konnte, um die Sache in Ordnung zu bringen, nachdem die Familien doch befreundet waren.
    Wetterleuchten blitzte stetig über den tiefgrauen Himmel, Donner grollte, kündigte weiteren Regen und einen plötzlichen Hagelschauer an. Die Mannschaft steuerte ihr Schiff mühsam ans Ufer und holte fieberhaft die Segel ein, während Duke nach unten hastete, wo ihm ein Passagier begegnete, der dringend hinaus wollte, jedoch zu spät: Er übergab sich auf Dukes neue Stiefel.
    Nach einer unerfreulichen Nacht brachte der Morgen glitzernden Sonnenschein und das Versprechen auf gutes Wetter. Und so setzte die
Vagabond
mit einem hochgestimmten Kapitän und besorgten Passagieren ihre Reise fort.
    Rund eine Stunde darauf erreichten sie die Mündung des Brisbane River und fuhren in Begleitung einiger ausgelassener Delphine auf die unruhigen Gewässer der Moreton Bay hinaus. Duke war hingerissen. Die Tiere glitten so rasch durchs Wasser, dass sie sich ganz bestimmt ein Wettrennen mit dem Schoner lieferten, und er lachte vor Vergnügen, als eines angeberisch aus dem Wasser sprang.
    Ihre Fröhlichkeit steckte ihn an, und vielleicht, so dachte er, auch die Mannschaft, denn fortan lief alles bestens. Sie durchquerten die Bucht, erreichten an diesem klaren, blauen Tag das offene Meer und folgten der Küstenlinie.

[home]
    Kapitel 4
    Zu Dukes Überraschung lag Rockhampton ebenfalls an einem Fluss.
    »Wo ist es?«, fragte er den Kapitän, als sie zwischen dunklem Grün, das nur von unzähligen kreischenden Vögeln bewohnt zu sein schien, den Fitzroy River hinaufsegelten.
    Aber da täuschte er sich bereits. Einer der Goldgräber stupste ihn an.
    »Schau mal da rüber,

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