Im Tal der Mangobäume
packen wir zusammen. Ich brauche drei Freiwillige, die hierbleiben und sich um die Herde kümmern. Ihr werdet gut bewaffnet. Wer möchte?«
»Ich bleibe«, meldete sich Harry in dem Bewusstsein, dass es für alle Beteiligten besser war, wenn er und Slims Leute getrennte Wege gingen.
»Ich auch«, nickte Matt, der ebenfalls das erste Mal bei einem Viehtrieb dabei war.
Ginger Magee, ein alter Hase, klopfte Asche aus seiner Pfeife. »Auf die beiden Frischlinge muss ja wohl jemand ein Auge haben. Was geschieht eigentlich mit der Herde, wenn Palliser nicht auftaucht?«
»Das muss ich mir noch durch den Kopf gehen lassen«, erwiderte Slim.
An diesem Abend aber ritten Palliser und drei Viehtreiber in das Lager ein. Sie waren durstig, erschöpft und völlig verdreckt, beschlossen jedoch klugerweise, sich den Luxus eines Flussbades erst zu gönnen, wenn es wieder hell war, um einer unliebsamen Begegnung mit den Krokodilen aus dem Weg zu gehen.
Doch als der Morgen dämmerte, erhob sich unvermittelt ein Wirbelwind, der so gewaltig war, dass ihre Unterkünfte zertrümmert wurden, der Wagen umkippte und die Ausrüstung in alle Richtungen davontrieb. Der Wind, dicht mit Sand durchsetzt, peitschte gegen die Männer, die sich zum Schutz vor fliegenden Trümmern flach auf den Boden legten. Sie hofften bei Gott, dass die Rinder nicht in wilder Flucht davonstoben. Glücklicherweise hatten diese Tiere bereits Sandstürme erlebt und drängten sich mit gesenkten Köpfen zusammen. Lediglich ein Pferd nahm Reißaus und galoppierte in Richtung Fluss davon.
Als der Wirbelsturm schließlich nachließ, stolperten alle zum Fluss, um sich den Sand aus den Augen zu waschen, doch am Wasser fiel ihr erster Blick auf ein riesiges Krokodil, das an dem ertrunkenen Pferd zerrte.
Danach hatten alle endgültig genug.
Palliser war ihnen noch immer eine Erklärung schuldig, warum er so spät am vereinbarten Ort erschienen war, aber das konnte warten. Er war noch immer erschüttert darüber, dass Lena von Schwarzen ermordet worden war, denn er kannte sie und Slim seit Jahren. Kannte sie als die zuverlässigsten Viehtreiber im Outback.
Doch das Leben ging weiter. Er bezahlte Slim für seine Arbeit und gab ihm obendrein noch ein zusätzliches Pfund als Glücksbringer.
Da Palliser nun da war, musste keiner mehr freiwillig die Rinder hüten. Doch Harry sprach ihn an und wurde in seine Mannschaft aufgenommen.
Wieder einmal arbeitete er als Viehhüter, diesmal für die bekannte Cameo-Downs-Farm.
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Kapitel 7
Langley Palliser war auf der Farm des Vaters westlich von Brisbane aufgewachsen und hatte seine schulische Ausbildung an der
Sydney Grammar School
erhalten. Er genoss alle Vorteile eines Gutsherrensohnes und war nun, im Alter von dreißig Jahren, genauso ehrgeizig wie sein Vater. Gemeinschaftlich hatten sie die riesige Rinderfarm Cameo Downs erschlossen und beabsichtigten nun, ihre Rinder aus dürregeplagten Gegenden in regenreichere zu treiben, wann immer die Notwendigkeit dazu bestand. Gewiss ergänzten sich diese beiden Besitzungen, die Hunderte von Meilen auseinanderlagen, geradezu ideal, was Klima und Niederschlag anging, dennoch behielt Palliser senior die Märkte, die bessere Preise boten, genauestens im Auge.
Zunächst hatte Langleys Großvater einfach Weideland jenseits der Grenzen der Zivilisation markiert und seine Rinder darauf getrieben, wohl wissend, dass es eine Weile dauern würde, ehe die Regierung einschreiten und fordern konnte, dass dieses riesige Gebiet als Pachtland registriert würde. Die nächste Generation kaufte den Pachtbesitz dann und war nun endgültig Eigentümer einer großen Farm.
Die Pioniere gerieten allerdings schon bald in blutige Konflikte mit Aborigines. Nach Störungen und Angriffen von Seiten der Schwarzen wurde umgehend und willkürlich Vergeltung geübt, bis sich die Stämme auflösten und die einzelnen Familien sich um Frieden bemühten.
Langley wusste, dass er sich auf den Widerstand der Schwarzen gefasst machen musste. Auch wenn zwei Männer seines Onkels durch die Wilden zu Tode gekommen waren, taten sie ihm in gewisser Hinsicht leid. Die Geschichte hatte gezeigt, dass sie gegen die Weißen keine Chance hatten. Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis ihre Stämme ausstarben. Und er hoffte, er könnte Cameo Downs unterdessen mit möglichst wenig Schwierigkeiten führen.
Da war er also, stand mit seiner Pfeife auf der Veranda seines Farmhauses, ein Bild von einem Mann mit kurz geschnittenem
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