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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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schwarzem Haar, glatter Haut, blauen Augen und guten Zähnen. Langley war stolz auf seine gleichmäßigen Zähne; er hielt sie für einen Beweis guter Herkunft. Er hatte ein Mädchen geheiratet, dem zwar keine Mitgift mitgegeben worden war, das dafür aber prachtvolle Zähne hatte.
    Er bestand darauf, jeden neuen Angestellten persönlich anzusprechen, sofern es die Zeit erlaubte. »Wenn Sie auf Cameo Downs arbeiten wollen«, sagte er dann, »hören Sie mir besser gut zu. Ich bin ein gottesfürchtiger Mann, und ich möchte keinen Ärger mit den Schwarzen. Ich lasse nicht zu, dass man sie schikaniert. Erstens: Lassen Sie ihre Frauen in Ruhe. Zweitens: Schießen Sie nur auf sie, wenn Sie um Ihr Leben fürchten. Drittens: Sollten Sie sich je einer Jägertruppe anschließen, die hinter Schwarzen her ist statt hinter Wild, lasse ich Sie aufknüpfen. Verstanden?«
    Zu seiner Bestürzung stellte er fest, dass auf seinem neuen Besitz in Queensland mehr Schwarze umherstreiften, als sein Großvater in seinem ganzen Leben zu Gesicht bekommen hatte, und dass sie dreister waren. Sie marschierten über sein Land, als würde es ihnen gehören, stellten sich taub, wenn man sie bat, sich vom Farmgebäude und von den Schuppen fernzuhalten, und nahmen sich alles, wonach ihnen der Sinn stand, sobald man ihnen den Rücken kehrte. Selbst als er deshalb eigens einen schwarzen Übersetzer hinzuzog, wurde es nicht besser. Mit den rund einhundert Schwarzen jedoch, die zwei Meilen vom Farmgebäude entfernt ihr Lager hatten, lebte er in Frieden. Damit das so blieb, schenkte er ihnen alle drei Wochen einen frisch geschlachteten Ochsen und freute sich, wenn sie vor Dankbarkeit strahlten.
    Abgesehen von einigen bedauernswerten Vorfällen, wie etwa, dass ein Schwarzer bei einer Prügelei mit einem Farmgehilfen ums Leben kam, oder dass sich eine Aborigine-Frau mit einem Trupp Einzäuner davonmachte oder von ihnen entführt wurde, schien auf Cameo Downs alles im Griff. Doch dann kam es in einem rund zwanzig Meilen von der Farm gelegenen Fuhrmannslagerdorf zu Problemen.
    Das Lagerdorf, das aus einem Kramerladen, einer Schmiede und ein paar provisorischen Hütten bestand, wurde von Ochsengespannen besucht, die Nutzholz und andere schwere Ladungen, wie etwa Wassertanks, transportierten. Pferdefuhrwerke zogen hindurch, und mitunter kamen auch Afghanen mit ihren Kamelen des Wegs, die hauptsächlich Erze und Mineralienproben für Mineralogen weiterbeförderten. Genau wie die Viehtreiber kamen die Fuhrmänner aus allen Himmelsrichtungen, und ihr Leben war ebenso rauh, denn hier im Landesinneren mussten sie mit extremen Wetterverhältnissen auf größtenteils unwegsamem Land fertig werden.
    In diesem Lagerdorf, aufgrund des hier konsumierten Alkohols als Barleycorn’s Retreat bekannt, wurde – zumeist mit bloßen Fäusten – so mancher denkwürdige Boxkampf ausgetragen, der sich, Mann gegen Mann, über mehrere Stunden hinziehen konnte. Auch alkoholbedingte Schlägereien waren an der Tagesordnung, da sich dort draußen, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagten, wenig andere Unterhaltung bot. Man zog weiter und hatte die Schlägereien schon bald wieder vergessen.
    Doch eines Abends kam es zu einem echten, folgenreichen Zusammenstoß. Jemand war in den Laden eingebrochen, hatte verschiedene Nahrungsmittel gestohlen, Käse, Eier, Mehl und Tee, der ohnehin schon zur Neige ging, und, was am schlimmsten war, die letzten Alkoholvorräte. Rum und Whisky.
    Unbändiger Zorn brach los. Schuldzuweisungen folgten auf dem Fuße. Es kam zu Streitereien. Zelte wurden durchsucht. Ladungen umgestoßen. Der Ladenbesitzer schickte nach der Polizei, die viel zu weit weg war, als dass es sie gekümmert hätte. Jemand erinnerte sich, dass die Afghanen bei Sternenlicht aufgebrochen waren, und ein paar Männer ritten ihnen hinterher, kehrten jedoch zu Mittag mit leeren Händen, müde und noch durstiger zurück. Sie fanden den Ort nahezu verlassen vor.
    »Die haben sich alle aus dem Staub gemacht«, klagte der Ladenbesitzer.
    In ihrer Abwesenheit wurde erklärt, die Diebe seien offensichtlich »Abos« gewesen, und einige Männer machten sich auf die Suche nach ihnen. Sie fanden ein Lager am Mischief Creek.
    Die wilden Reiter hatten nicht unbedingt nur Böses im Sinn, als sie zwischen die Leute ritten, die dort an dem rasch dahinfließenden Bach ihr Lager aufgeschlagen hatten. Manche schliefen nahe bei ihren Kindern; andere saßen einfach nur am Lagerfeuer und plauderten.
    Das

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