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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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laute Hufgetrappel kam für sie völlig überraschend. Manche rannten in Deckung. Andere wachten auf und liefen verschlafen herum. Verwirrt vom Gebrüll. Entsetzt über die Schreie, denn ihre Angreifer verschwendeten keine Zeit mit Fragen, sondern setzten ihre Gewehrkolben sogleich wie Kriegskeulen ein. Doch dann kamen die Schwarzen mit echten Keulen aus der Dunkelheit und schlugen mit einer solchen Wucht auf Reiter und Pferde ein, dass die Tiere in die Schreie einstimmten und Männer niedergestreckt wurden. Daraufhin kamen die Gewehre zum Einsatz und in dem heftigen Tumult fielen viele Schüsse.
    Dann herrschte Stille, und die Reiter zogen sich aus dem Lager zurück. Nur einer der Fuhrmänner sprang von seinem Pferd, um sich das Blutbad näher anzusehen, und das auch nur, weil er seinen Bruder suchte.
    Er entdeckte ihn eingequetscht unter seinem verwundeten Pferd und schrie um Hilfe. Zwei Männer zerrten den Toten hervor, und zusammen gelang es ihnen, den schweren Leichnam auf das blutende Pferd zu hieven und es von dort fortzuführen.
    Der Ladenbesitzer berichtete, eine Aborigine-Frau sei mit einem gebrochenen Arm hilfesuchend zu seiner Frau gekommen. Neun Aborigines seien getötet worden, darunter drei Frauen und zwei Kinder. Die Familien hätten ihre Toten mitgenommen, um sie zu beerdigen, erzählte er. Wie der Fuhrmann auch.
    »Alle anderen sind auf und davon«, erklärte er. »Und mein Sohn ist aufgebrochen, um das Ganze der Polizei zu melden.«
    An diesem Abend kam die Aborigine-Frau zurück, um sie zu warnen, und er, seine Frau, seine Tochter und der Schmied versteckten sich im Busch und warteten auf das Unvermeidliche. Der Laden, die Schmiede und die Unterkunftshütten wurden von einer stummen, grimmigen Gruppe Schwarzer in Schutt und Asche gelegt.
    Die Nachricht von den Ereignissen am Barleycorn’s Retreat verbreitete sich rasch im Distrikt und versetzte alle in Alarmbereitschaft. Mehrere Fuhrmänner beschlossen, an dem nunmehr als One Tree Hill bekannten Ort entlang einer Rinderroute, die durch Cameo Downs verlief, ein neues Lagerdorf zu errichten.
    Langley Palliser hatte nichts dagegen, dass sie die Rinderroute benutzten, da man die Gegend gar nicht anders hätte durchqueren können und sie bald schon zu einer vielbenutzten Straße würde. Aber er gestattete ihnen nicht, sich auf seinem Land zu versammeln. Ihm war zu Ohren gekommen, dass es in dem Gebiet nun mehrere Sippen fremder Schwarzer gab, und das machte ihm Sorgen. Deshalb signalisierte er den ansässigen Aborigines, er würde den bösen Männern nicht erlauben, sich auf seinem Land breitzumachen.
    Als die Fuhrmänner, von denen die meisten mit dem scheußlichen Verbrechen nichts zu tun hatten, sich über sein Verbot hinwegsetzten, schickte er bewaffnete Männer, um sie loszuwerden, und erzürnte damit deren Anführer, die drohten, Lieferungen jedweder Art zu seiner Farm zu boykottieren.
    Palliser rächte sich, indem er eine Rinderherde durch ihr Lager trieb und dadurch ihre Ausrüstung und Behelfsunterkünfte zerstörte. Danach traf er Schutzvorkehrungen für die eigene Familie. Sein Gutshof war bereits eingezäunt, doch nun umfriedete er seine sonnige Veranda, legte geladene Gewehre griffbereit, grub von dem als Kühlraum benutzten Keller einen Gang zu einer verdeckten Falltür außerhalb des Hauses und bestand darauf, dass seine Frau und Kinder einstweilen im Haus blieben.
    Er hatte sein Bestes getan und ging nun wieder seinen normalen Tätigkeiten nach, wobei er den Nachrichten über das Massaker und das Feuer im Lagerdorf, von dem er schließlich per Buschtelegraf erfuhr, große Aufmerksamkeit schenkte. Doch war es nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Inzwischen behaupteten manche, die Schwarzen hätten zuerst das Lagerdorf angegriffen, und die Fuhrmänner hätten Vergeltung geübt, und überdies sei dabei nur ein Schwarzer getötet worden!
    Dann wurde die Aborigine-Frau mit dem gebrochenen Arm, der sehr fachgerecht geschient worden war, zusammen mit einigen der Leute von Cameo Downs gesehen, und Palliser versuchte mit ihr zu sprechen, aber sie war zu verängstigt, um zu antworten.
    Die Sonne ging gerade unter, als er von der Dachwache unten bei den Männerunterkünften zwei Warnschüsse vernahm, und er eilte vor sein Haus.
    Er sah rund zehn bemalte Männer, die in einigem Abstand hinter dem Zaun standen, und erkannte darunter einige Schwarze von Cameo Downs. Aber er musste auf das Signal reagieren, trat daher vor und feuerte zwei

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