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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Elfenbeinkämme aus dem Gesicht gehalten. Und als sie mit einem freundlichen Willkommenslächeln zu ihm aufsah, fiel ihm unweigerlich die Anspannung in ihren tiefblauen Augen auf.
    Sie lag in einem Meer aus Spitzenkissen, von denen manche sie hochlagern, andere ihr verletztes Bein stützen sollten, in einer unbequemen Position auf dem Bett. Obgleich das Bein dick einbandagiert war, konnte Charlie es riechen, und ihm wurde mulmig zumute.
    »Tausend Dank, dass Sie hergekommen sind, Doktor«, sagte Lady Heselwood. »Ich bin Ihnen ja so verbunden, dass Sie Zeit erübrigen konnten.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Eure Ladyschaft.«
    »Und was meinen Sie nun, Doktor?«, fragte sie, nachdem er die Bandagen abgenommen und ihr angeschwollenes, infiziertes Bein gesäubert hatte. »Ich möchte, dass Sie offen zu mir sind. Keine Geheimnisse mit Heselwood, bitte! Ich kann mein Bein nicht aufsetzen, ohne dass es schmerzt. Es ist in keinem guten Zustand, nicht wahr? Und das da an meinem großen Zeh. Ist das Wundbrand?«
    Er schluckte. »Bedaure, Eure Ladyschaft, aber so ist es. Das ist Wundbrand, ja.
    Darum muss ich mich kümmern. Und das Bein … ich werde einige dieser Entzündungen aufstechen und die Haut säubern. Aber ich fürchte, ich werde versuchen müssen, es noch mal auszurichten.«
    »Was ist damit verbunden?«
    »Wieder ein Narkotikum, fürchte ich. Ich werde einen der hiesigen Ärzte herbitten müssen, um mir zu assistieren. Ist das in Ordnung?«
    »Natürlich. Und lassen Sie es sich von Jasin nicht ausreden. Er war so entsetzt über die Behandlung, die ich durch diese Frau erfuhr, dass er keinem Arzt mehr über den Weg traute. Aber glauben Sie mir, auch ich bin auf sie hereingefallen. Mir kam nie in den Sinn, genauso wenig wie den beiden mitreisenden Nonnen übrigens, dass jemand so grausam sein könnte vorzugeben, Ärztin zu sein. Derart zu lügen! Sie verabreichte mir sogar irgendein Narkotikum, denn es hat mich eine Zeitlang besinnungslos gemacht.«
    Charlie erschauerte. »Es tut mir leid, dass Sie derart vom Pech verfolgt wurden, Lady Heselwood, aber bald wird es Ihnen bessergehen!«
    Er blickte um sich. Es war ein großer Raum mit hoher Decke und einem Zedernholzboden. Die Wände waren weiß, genauso Vorhänge und Bettwäsche. Nur das schwarz angestrichene Eisenkopfteil des Bettes unterbrach den kühlen weißen Ton.
    »Sieht aus wie ein Krankenhauszimmer, finden Sie nicht?«, meinte sie. »Jasin hat das ganze Haus in aller Eile möbliert, um mich zu überraschen, und gedacht, dass ich dem Ganzen dann eine persönliche Note verleihe. Aber die Mühe mache ich mir, glaube ich, nicht. Dieses Haus macht mich wahnsinnig.«
    »Sie scheinen meine Gedanken gelesen zu haben. Ich dachte mir gerade, dass dieses Zimmer viel sauberer ist, als es die Krankenzimmer dem Hörensagen nach sein sollen. Ich hoffe, der Arzt wird herkommen, und man muss Sie nicht nach Gympie bringen. Würden Sie uns denn gestatten, Sie hier zu operieren?«
    »Ja«, erwiderte sie leise. »Hier würde ich mich wohler fühlen.«
    »Gut. Wir können es nur versuchen.« Er nahm ihre Hand. »So, ich schlage nun Folgendes vor. Ich bespreche mich kurz mit Ihrem Mann, dann komme ich zurück und steche diese wunden Stellen auf. Darf ich Mrs.Ansell hinzuziehen?«
    »Natürlich.«
    »Danach reite ich nach Gympie und spreche mit den Ärzten. Ich muss mit einem von ihnen einen Termin vereinbaren, damit er herkommt und Sie und Lord Heselwood erst einmal kennenlernt. Und wenn alles geklärt ist, sollten wir Ihr Bein eigentlich innerhalb weniger Tage operieren können. In Ordnung?«
    »Danke, Dr.Palliser. Ich weiß all Ihre Bemühungen sehr zu schätzen.«
    Sie bediente eine kleine Silberglocke an ihrem Bett, und kurz darauf streckte Mrs.Ansell ihren grauhaarigen Kopf zur Tür herein.
    »Wo ist mein Mann?«, erkundigte sich Lady Heselwood.
    »Im Salon, Ma’am.«
    »Dann bringen Sie Dr.Palliser bitte dorthin und kommen dann wieder her. Wir müssen uns auf ein paar kleine Operationen vorbereiten.«
    »Sehr wohl, Ma’am.«
     
    Jasin wartete nervös auf Charlies Meinung. Am Abend zuvor, als sie sich unter vier Augen über Georginas Zustand unterhalten hatten, war es ihm vorgekommen, als hätte der Arzt es missbilligt, dass er keinen der ansässigen Ärzte gebeten hatte, seine Frau zu untersuchen, auch wenn er es nicht ausgesprochen hatte.
    »Wie haben Sie herausgefunden, dass diese sogenannte Dr.Lombe ein Scharlatan ist?«, hatte er gefragt.
    »Sie blieb hier auf

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