Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Zeichnungen und den Kontakt mit den Kunden. Sie vermisste ihn und ihre gemeinsamen Gespräche, das Lachen, seine umkomplizierte Art. Sie blickte zur Eingangstür hinüber und verfolgte, wie Luke soeben seinen Mantel und Schal ablegte und beides an die Holzhaken an der Wand hängte.
»Tut mir leid, dass ich so spät komme. Musste noch etwas Dringendes im Büro erledigen. Nichts Ernsthaftes«, sagte er, während er ihr gegenübersaß.
Das Problem war Lisel. Sie hatte fürchterliche Laune, weil ein von ihr initiiertes Werbeprogramm fehlgeschlagen war. Es lag jedoch nie an ihr, sie schob die Schuld stets auf andere. Luke hatte sie mit viel Diplomatie beruhigt. Seine Tante war manchmal wirklich ein Problem, und in den letzten zwölf Monaten hatte er sich mehr als einmal gewünscht, sie würde auf eine lange, All-inklusive-Erkundungsreise nach Europa oder in die USA gehen, um Werbung für den
Wein zu machen. Die Angestellten, besonders diejenigen, die mit Lisel auf Rhein-Schloss zu tun hatten, entspannten sich sichtlich, wenn sie im Ausland war. Er sollte ihr nächstes Mal, wenn sie miteinander sprachen, tatsächlich vorschlagen, eine solche Reise anzutreten.
»Bist du schon lange hier?« Lukes Frage wurde von einem schuldbewussten Lächeln begleitet.
»Ein paar Minuten, lang genug, um etwas aufzutauen.«
Er lachte. »Frierst du? Hier ist es bestimmt nicht so kalt wie in Christchurch am Ende des Winters.«
»Stimmt, aber für mich ist es immer noch zu kalt.«
Eine Bedienung reichte ihnen die Speisekarte und eine Weinkarte. Sie brauchten einige Minuten, um zu entscheiden, was sie bestellen sollten.
»Also, was ist in Sundown Crossing los? Bist du schon fertig mit dem Beschneiden der Rebstöcke?«, fragte Luke, nachdem ihre Bestellung aufgenommen worden war.
»Fast. Da die Tage kürzer werden und ich vier Tage pro Woche für Paul arbeite, habe ich nur am Wochenende Zeit für die Rebstöcke. Angie sagt, dass es ungefähr ein Dutzend weitere Reihen gibt, die gestutzt werden müssen. Sie versucht gerade, mir den Weinanbauzyklus beizubringen und mir zu erklären, wie und warum die Reben im Winter ruhen und dass ein Großteil der Nahrungsreserven in den Wurzeln gespeichert wird, wo sie sicher vor dem Frost sind und im Frühling, wenn es wieder wärmer wird, zu neuem Leben erwachen. Das ist ziemlich lehrreich.« Sie lächelte. »Natürlich ist dir all das bekannt. Ich bedauere, dass ich mich erst so spät dafür interessiert habe. Dad wollte mir alles über die Herstellung von Wein beibringen. Aber als er noch lebte, habe ich mich zu wenig dafür interessiert.«
»Geh nicht zu hart mit dir ins Gericht, du hattest bestimmt
eine Menge anderer Dinge zu tun. Hast du mir nicht einmal erzählt, dass du, nachdem sich deine Eltern getrennt hatten, deinen Vater nur einige Male im Jahr gesehen hast?« Carla blickte ihn überrascht an. Dann fiel ihm ein, dass seine Mutter ihm das erzählt hatte. Sie und Carla waren in den letzten Monaten gute Freundinnen geworden. »Es wäre sehr schwierig für deinen Vater gewesen, dir den Zyklus zu erklären, weil du die meiste Zeit ohnehin nicht da warst.«
Er gab ihr einige Sekunden, um das zu verdauen. Dann fragte er: »Alles in Ordnung mit van Leeson? Ich meine, was deinen Job betrifft.« Die Frage sollte beiläufig klingen, aber da sein Interesse an Carla deutlich gestiegen war, betrachtete Luke einige in Frage kommende Männer im Valley, einschließlich Paul, als mögliche Rivalen um ihre Gunst.
»Ja, alles okay. Er hat so viel zu tun, dass ich ihn manchmal wochenlang nicht sehe.«
Gut! Es war schwierig, eine enge Beziehung mit jeman-dem aufzubauen, wenn man ihn kaum sah. Aus diesem Grund musste er sich etwas ausdenken, wie er Carla öfter sehen, und in Erfahrung bringen, ob sich etwas zwischen ihnen entwickeln konnte. Wenn das der Fall wäre, wüsste er nicht, wie er es seiner Familie beibringen sollte. Aber er würde sich durchsetzen, falls es dazu kommen würde.
Die Bedienung brachte die Vorspeise, und sie begannen zu essen. Luke hatte Carlas Unsicherheit bemerkt. Sie schien nicht ganz sicher, was sie von der neuen Friedfertigkeit zwischen ihnen halten sollte. Instinktiv wusste er, dass er ihre Vorbehalte auflösen und ihr Vertrauen gewinnen musste, eine Aufgabe, für die er sich voll und ganz einsetzen wollte.
»Ich habe erfahren, dass Conrad dir die Ernte abgenommen hat.«
Sie sah ihn an und äußerte vorsichtig: »Ja. Walt hat sich großzügigerweise bereit erklärt, als
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