Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
der Weinherstellung gegeben, genau wie du. Ich habe keine Lust darauf, dass irgendjemand auf meine Entscheidungen Einfluss nimmt.«
»Ich habe ihm seine stille Beteiligung auch nicht abgenommen«,
stimmte Carla zu. Sie kuschelte sich ins Sofa und ließ den Kopf an die Rücklehne fallen. »Dennoch, zu diesem Zeitpunkt können wir es uns nicht leisten, ihr Angebot völlig auszuschlagen.«
»Ich weiß«, seufzte Angie.
Als sie endlich im Bett lag, warf Carla sich unruhig hin und her, schlug ein paarmal auf ihr Kopfkissen ein und zerwühlte so lange ihr Bettlaken, bis sie sich darin fast eingewickelt hatte. War sie vernagelt, oder fühlte sie sich schuldig, weil sie einen unmöglichen Traum verwirklichen wollte? Sollte sie das tun, was eine leise Stimme in ihrem Kopf wisperte - nämlich aufgeben, alles verkaufen und wieder nach Christchurch gehen? Niemand konnte sagen, dass sie nicht alles versucht hatte, das Weingut rentabel zu machen. Sie und Angie hatten wie die Verrückten gearbeitet, um ihren Traum zu verwirklichen, aber … wie lange konnte sie sich noch einreden, dass alles in Ordnung kommen würde? Wenn sie eine Hürde überwunden hatten, war schon die nächste da, und die nächste …
Wie schlimm wäre es für sie, ihre Niederlage einzugestehen? Verdammt hart , wie sie zugeben musste. Vor allem war es schmerzhaft, den Traum ihres Vaters aufgeben zu müssen und sich dem Druck der Stenmarks zu beugen. Nun, nicht der ganzen Familie, aber einigen. Als sie an ihre Familie dachte, kehrten ihre Gedanken zu Luke und Tante Greta zurück. Wenn sie nach Christchurch zurückginge, würden sie und Sam den Kontakt mit ihnen verlieren. Sie könnte möglicherweise in Südaustralien bleiben, weit au*ßerhalb des Barossa Valley. Das bedeutete aber gleichzeitig, dass sie Paul nicht mehr sehen würde. Und Sam würde all seine Freunde verlieren und müsste sich ebenfalls wieder ganz neu irgendwo eingewöhnen.
Das Chaos war mal wieder komplett, und das alles hatte
sie Walt zu verdanken. Sie hätte ihn erwürgen können. Erneut prügelte sie auf ihr Kopfkissen ein und versuchte dann, Schäfchen zu zählen, um endlich einzuschlafen.
Basil Coulthard liefen wohlige Schauer der Vorfreude über den Rücken, während er Luke Michaels Büronummer wählte. Das, was er Luke zu erzählen hatte, würde ihm ganz sicher eine oder zwei Extrakisten des herrlichen Rhein-Schloss-Weins einbringen.
»Luke, hier ist Basil.«
Am anderen Ende der Leitung verzog Luke Michaels das Gesicht. Er mochte diesen indifferenten Bankmanager nicht, aber in der Vergangenheit hatte sich der Mann als äußerst nützlich erwiesen, denn er hatte ihm zur rechten Zeit alle möglichen Informationen geliefert.
»Hallo, Basil, was ist los?«
»Carla Hunter war gerade da. Sie möchte ihr Darlehen verlängern. Sie braucht mehr Geld und eine längere Laufzeit. Ich dachte, das könnte Sie vielleicht interessieren.«
Wie die anderen Bewohner im Valley hatte auch Luke von dem Pech auf Sundown Crossing gehört. Er hatte nicht gewusst, wie er Carla helfen konnte, denn er kannte ihre eigensinnige Art. Vielleicht hatte er jetzt die Möglichkeit dazu.
»Sie ist kein großes Risiko, Basil. Ich meine, die Bank kann eigentlich nicht verlieren, oder? Wenn Sie ihr das geben, was sie will und sie sich nicht an die Bedingungen hält, nehmen Sie das Weingut einfach wieder in Besitz und verkaufen es dann.«
»D-das ist die übliche Vorgehensweise der Bank«, sagte Basil, ein wenig abgeschreckt durch Lukes gereizten Tonfall. »A-also … Sie glauben, ich sollte... ich meine, wenn ich mich daran erinnere, was Sie sagten, als sie das Darlehen
zum ersten Mal beantragt hat, habe ich gedacht, dass Rhein-Schloss es lieber sehen würde, wenn ich nicht … Sie wissen schon!« Einige Sekunden lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung, und je länger es andauerte, desto nervöser hüpfte sein Adamsapfel auf und ab.
»Sie sind der Bankmanager, und ich werde Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen. Aber da Sie theoretisch nichts verlieren können, könnten Sie Carla das geben, was sie braucht, und die Sache für sie erleichtern.« Luke räusperte sich, bevor er hinzufügte: »Ich verstehe das als persönlichen Gefallen, wenn Sie wissen, was ich damit sagen will.«
»Oh!« Verdattert runzelte der Bankmanager die knochige Stirn, dann glättete sie sich wieder, als der Groschen bei ihm endlich fiel. »In Ordnung, Luke, ich mache sofort alles fertig.«
»Aber Sie sagen Carla nichts von
Weitere Kostenlose Bücher