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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Feuchtigkeit und Erde. Eine seltsame Ruhe lag über den Rebstöcken und den Büschen. Die Vögel hatten
aufgehört zu zwitschern, und auch die Insekten waren verstummt.
    »Wir fahren besser zurück«, entschied Rolfe und spähte zum Himmel hinauf. Die Wolken hatten eine dunkle grüngraue Farbe angenommen und waren schwer vor Feuchtigkeit. »Wenn wir schnell zum Haus laufen, werden wir es wahrscheinlich noch vor dem Regen schaffen.«
    »Wir rennen um die Wette, komm«, sagte Marta und lief mit einem herausfordernden Lachen los.
    Rolfe steckte die Heckenschere und den Draht in seine Hosentasche und rannte hinter ihr her. Es donnerte, dann zuckte ein langer Blitz über den Himmel; das Gewitter war da. Regentropfen so groß wie Münzen platschten in rascher Folge auf die Erde, und innerhalb von wenigen Sekunden wurde aus dem Schauer ein sintflutartiger Regen, der sie bis auf die Haut durchnässte. Im Cottage angekommen, hinterließen sie in der Küche, im ganzen Flur und auf dem Weg zum Schlafzimmer kleine Pfützen.
    »Ich mache Feuer.« Rolfe ging zum Kamin hinüber, wo Brennholz und Streichhölzer lagen. Im Barossa-Tal konnte es im Winter sehr kalt werden. Marta legte die Arme um sich, und ihre Lippen zitterten vor Kälte. »Im Badezimmer liegen Handtücher, mit denen du dich abtrocknen kannst. Zieh die nassen Sachen aus, damit sie am Feuer trocknen können. Im Wäscheschrank findest du eine Decke, in die du dich einwickeln kannst, bis deine Kleidung trocken ist.«
    Er bemerkte ihr Zögern, und sie begann noch stärker zu zittern. »Geh jetzt, du willst dich doch nicht erkälten, oder? Nachdem ich das Feuer angefacht habe, setze ich den Kessel auf. Eine heiße Tasse Kaffee und ein Brandy werden uns wieder aufwärmen.« Sie nickte zustimmend und ging in Richtung Flur.

    Rolfe strich sich das nasse Haar aus der Stirn, kniete sich vor den Kamin und griff nach der Schachtel Streichhölzer, die auf dem Korb mit den Holzscheiten lag. In null Komma nichts loderte das Feuer. Er zog sich Stiefel und Pullover aus und ließ sie auf den Boden fallen. Dann lief er in die Küche, zündete den Gasherd an, füllte den Kessel mit Wasser und stellte ihn auf den Herd. Er besaß keine Kaffeemaschine, daher mussten sie löslichen Kaffee trinken. Er schüttete die dunklen Körner in zwei Tassen und durchsuchte den kleinen Küchenschrank nach dem Brandy, den er für Notfälle bereithielt. Er füllte zwei Weingläser halbvoll mit dem Brandy und wartete, bis das Wasser kochte. Dann goss er es auf den löslichen Kaffee, holte Milch und eine Zuckerdose und stellte alles auf ein Holztablett, das er ins Wohnzimmer trug, wo das Feuer lichterloh brannte, knisterte und spuckte.
    »Marta, geht es dir gut?«
    »Ja.« Sie stand am Eingang zum Wohnzimmer und hatte die Decke um sich gewickelt. »Aber ich friere. Der Regen war ekelig kalt.«
    »Setz dich in die Nähe des Feuers, dann wird dir bald warm werden. Ich hole deine Sachen, damit sie trocknen können.« Es war wichtig, etwas zu tun, dachte er, während er Martas nassen Fußabdrücken den Holzboden im Flur entlang und ins Badezimmer folgte. Er wrang die nassen Sachen so gut es ging aus und brachte sie ins Wohnzimmer. Dann stellte er die Esszimmerstühle zu einer provisorischen Wäscheleine zusammen, legte die er die nassen Sachen darüber, und schob sie näher an den Kamin heran.
    Draußen wütete das Gewitter. Der Regen klatschte mit solcher Wucht an die Fensterscheiben und auf das Dach, dass Marta und Rolfe laut reden mussten, damit sie einander verstehen konnten.

    »Regnet es oft so stark?«, fragte Marta. Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer und über ihre trocknenden Sachen schweifen und starrte, während sie den heißen Kaffee trank, wie hypnotisiert in die Flammen.
    »Je nach Saison. Deshalb ist es wichtig, die Wetterparadigmen zu kennen, damit man weiß, wann man die Trauben pflücken kann. Wenn sie jetzt noch an den Rebstöcken hingen, wäre die Hälfte der Früchte ruiniert.«
    »Aber kann das Gewitter den Rebstöcken nicht noch Schaden zufügen?«
    Mit entblößter Brust saß er neben ihr auf dem Sofa, dann fiel ihm seine nasse Hose ein, und er stand auf. »Ja. Besonders den zarten Ranken der kleineren Rebstöcke. Einige Spaliere werden ebenfalls umfallen, aber man kann sie wieder reparieren. Es ist nicht so, als wäre die Hälfte der Ernte ruiniert.« Er fühlte sich unbehaglich in seiner nassen Hose und sagte: »Ich gehe eben und zieh mich um.«
    Im Kleiderschrank im Schlafzimmer

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