Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
»Passt es dir jetzt?«
»Mmmh, oh! Natürlich, ich freue mich...« Er zog die Stirn in Falten, als ihm ein Gedanke kam. »Weiß Kurt, dass du hier bist?«
»Nein.« Sie zuckte die Schultern, als wäre es nicht unbedingt wichtig, dass er das wissen müsste. »Gestern Abend hat er mir gesagt, dass ich lernen muss, mich zu beschäftigen, aber«, sie machte einen Schmollmund, genau wie Lisel, »das ist schwierig. Greta braucht in Stenhaus keine Hilfe, weil Lilly und die Haushaltshilfe sich um alles kümmern. Lisel, die ich sehr mag, ist die meiste Zeit in der Schule, und Kurt und Papa Carl sind pausenlos auf Rhein-Schloss. Sie fahren morgens schon früh los und kehren erst im Dunkeln zurück. Ich spiele mit Luke, lese ihm Geschichten vor und so weiter. Er ist ein braver kleiner Bursche, aber...«
»Ich verstehe.« Rolf nickte. »Komm, wir schauen uns die Rebstöcke an. Sie verlieren bereits ihre Blätter. Dann gehen wir ein wenig spazieren, und ich erkläre dir, wie man Wein macht.«
»Das ist nett von dir, Rolfe. Ich hatte schon Angst, du hättest zu viel zu tun, um dich mit mir abzugeben. Ich möchte unbedingt mehr über Wein wissen, damit ich mit Kurt darüber reden kann.«
Rolfe kam eine Idee. »Vielleicht«, er zögerte. Sollte er sie fragen? Warum eigentlich nicht? »Vielleicht hättest du Lust, mir zu helfen?«
Eine Stunde später gingen sie durch die Weinkellerei, und er zeigte ihr die Fässer, Leitungen, die Regale für den Flaschenwein und anderes für die Weinherstellung benötigte Zubehör. Marta sah ein wenig beunruhigt aus, als Rolfe sie erneut fragte, ob sie ihm helfen wollte. »Du sollst nicht in der Weinkellerei arbeiten, sondern im Büro. Ich habe eines der Schlafzimmer im Cottage zu meinem Büro umfunktioniert und bin mit dem Papierkram im Rückstand. Eigentlich müsste das ganze Büro neu organisiert werden.« Sein Lächeln war dazu gedacht, sie zu beruhigen. »Es würde nur einen kleinen Teil deiner Zeit in Anspruch nehmen. Ich bin gerade dabei, das Etikett für Krugerhoff zu entwerfen - teilweise ist der Wein schon in Flaschen abgefüllt, aber noch nicht etikettiert.« In Wirklichkeit hatte er das Etikett schon entworfen, aber noch nicht drucken lassen. Da sie Kunststudentin war, hatte sie womöglich bessere Ideen als er.
Marta lächelte erfreut. »Ich würde dir gerne dabei helfen, das Etikett zu entwerfen.«
Rolfe lächelte über ihren Enthusiasmus, den er jedoch mit der Auflage dämpfte: »Wenn Kurt nichts dagegen hat.«
»Oh, das ist kein Problem.« Sie wedelte mit der Hand. »Er wird froh sein, dass ich - wie sagt man? - sinnvoll beschäftigt bin, bis die Arbeit auf Rhein-Schloss weniger wird und er wieder Zeit für mich hat.«
Als er ihren lebhaften Gesichtsausdruck sah, wurde sein
Grinsen noch breiter. »Gut.« Er würde nicht weiter darüber nachdenken, wie schwierig es werden würde, wenn er sie so oft sah und sie ihm so nah war. Nein, er würde sich keine Gedanken darüber machen.
In den nächsten drei Wochen kam Marta dreimal pro Woche und blieb ungefähr drei Stunden am Tag. Sie überraschte Rolfe durch ihren Fleiß. Er brauchte ihr nur einmal etwas zu erklären, sie kapierte sofort und setzte es in die Tat um. Nachdem sie das Büro neu organisiert hatte, machte sie sich daran, dem restlichen Cottage eine wohnliche Atmosphäre zu verleihen, und brachte einige Dinge von Stenhaus herüber. Einen Teppich fürs Wohnzimmer. Geschirr und Besteck für die Küche. Weingläser und Vorhänge für sämtliche Zimmer. Im Keller von Stenhaus hatte sie einige alte Vorhänge gefunden.
Rolfe hatte nicht den Mut, ihr zu sagen, dass er einfache Sachen mochte, keine pompösen Dinge und Rüschen. Aber sie hatte so viel Freude daran, diesem Ort eine weibliche Note zu verleihen, dass er sich wiederum darüber freute, dass ihr das so viel Spaß machte. Sie einigten sich auf einen Entwurf für das Etikett: ein Schild, auf dem eine diagonale wellenförmige Linie abgebildet war, die den Fluss darstellen sollte, der durch Krugerhoff floss, weiterhin Weintrauben und zwei Weingläser, die hintereinander standen. Das war Martas Vorschlag, und er gefiel ihm sehr gut.
An einem Freitag spät nachmittags zeigte er ihr, wie man die Rebstöcke befestigte und dazu dünne Äste horizontal an den Drähten entlanglaufen ließ und sie in Abständen mit Draht befestigte, damit sie nicht umfielen. Am Himmel standen dunkle Wolken. Von Süden näherte sich ein Gewitter. Der Wind hatte nachgelassen, und es roch nach
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