Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
unschuldige junge Frau zu schieben. Kurt und Marta haben miteinander geredet.« Er räusperte sich geräuschvoll und schien mehr als peinlich berührt. »Ich habe ebenfalls mit ihr geredet. Marta sagt, dass du sie verführt hast, nachdem sie ihre nasse Kleidung ausgezogen hatte und in eine Decke gewickelt am Kamin saß, um sich zu wärmen. Was für ein abscheuliches Benehmen.« Vorwurfsvoll schüttelte er seinen grauen Kopf. »Die Verlobte deines Bruders. Um Himmels willen, Mann, was hast du dir bloß dabei gedacht?«
Rolfe schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, bevor er an ihm zu ersticken drohte. Er konnte kaum glauben, dass Marta ihn beschuldigte, sie verführt zu haben. Es war natürlich gut möglich, dass Kurt sie dazu gezwungen hatte, eine falsche Aussage zu machen. Er wusste , dass er sie nicht gegen ihren Willen verführt hatte. Sie hatte ihn ermutigt zu... zu...
»Ich habe sie nicht verführt, Papa«, wiederholte er leise.
»Ach wirklich? Marta ist also eine Lügnerin?«, erklang eine männliche Stimme hinter ihm.
Er drehte sich um und entdeckte seinen Bruder. Kurt war leise ins Zimmer getreten und lehnte mit dem Rücken an der Tür. Ihre Blicke kreuzten sich, dann sahen beide weg. »Kurt, ich entschuldige mich dafür, dass ich dich und deine Gefühle verletzt habe. Für die Art und Weise, wie alles geschehen ist, aber nicht dafür, was passiert ist. Ich liebe Marta.« Kurt machte einen Schritt auf ihn zu, seine Faust vor Zorn halb erhoben, hielt jedoch inne, als Rolfe fortfuhr: »Es tut mir leid, dass es auf diese Art passiert ist. Ich... ich möchte Marta heiraten, wenn sie mich haben will.«
»Pah«, Kurt spie ihn an. »Du bist nicht nur ein Lügner,
sondern obendrein ein Narr. Marta gehört mir, sie wird mich heiraten.«
»Rolfe«, sagte Papa. »Du streitest es also nicht ab? Du hattest, hm, Sex mit Marta?«
»Ja.« Er stellte sich aufrecht hin und starrte in die entsetzten blauen Augen seines Vaters. Dann sagte er so fest, wie seine angespannten Halsmuskeln es ihm erlaubten: »Ja, ich habe Sex mit ihr gehabt, aber ich habe sie nicht gegen ihren Willen verführt.«
Carl schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass einer meiner Söhne sich so... unmöglich benommen hat.«
»Er hat es nur getan, weil er eifersüchtig auf mich ist und auf das, was mir gehört. Alle wissen, dass Rolfe mich schon immer darum beneidet hat, dass ich der Ältere und erbberechtigt bin. Er hat Marta aus Bosheit verführt, weil er niemals eine Frau bekommen wird, die so schön ist wie sie.« Kurt schleuderte seinem Bruder diese Anschuldigung entgegen und ging um Rolfe herum auf die andere Seite des Schreibtisches, um seinen Bruder direkt anzufunkeln.
»Nichts davon entspricht der Wahrheit. Ich habe sie nicht verführt«, sagte Rolfe erneut, obwohl er wusste, dass das zwecklos war. Es verletzte ihn unendlich, aber weder Papa noch Kurt glaubten ihm. Sie glaubten, was sie glauben wollten, nämlich, dass er gewissenlos und unehrenhaft gehandelt hatte. »Ich möchte mit Marta sprechen und aus ihrem eigenen Munde erfahren, dass ich sie verführt habe.«
»Nein. Sie will dich weder sehen noch mit dir reden, nie mehr«, sagte Kurt angeekelt. »Und ich auch nicht.«
Papa hob die Hand. Er betrachtete Kurt ein paar Sekunden lang und richtete dann seinen Blick auf Rolfe. »Man sollte Marta die Möglichkeit geben, etwas dazu zu sagen,
Kurt. Allein schon aus dem Grund, um Rolfes Illusionen, dass sie Gefühle für ihn hat, ein für alle Mal zu zerstören.«
Rolfe sah, wie Kurt den Kopf schüttelte. Diese Geste brachte eindeutig zum Ausdruck, dass er dagegen war. »Was? Hast du Angst, dass du eventuell etwas hören könntest, was dir nicht gefällt, Kurt?«, fragte er herausfordernd. »Dass Marta lieber mit mir zusammen sein möchte?«
»Du Mistkerl.«
Kurt stürzte sich auf seinen Bruder und bearbeitete dessen Kopf mit seinen Fäusten. Er schlug heftig auf ihn ein, wo immer er ihn erwischen konnte, aber Rolfe reagierte schnell und legte die Hände über sein Gesicht, damit er ihm nicht allzu sehr wehtun konnte.
» Hört auf! Ich lasse es nicht zu, dass sich meine Söhne in meiner Gegenwart prügeln wie gewöhnliche Arbeiter«, brüllte Papa. »Kurt, ich verstehe zwar, wie du dich fühlst, aber«, fügte er lautstark hinzu, »beherrsch dich! Hol Marta! Wir werden dem Ganzen jetzt ein Ende bereiten.«
Nachdem Kurt weg war, wagte Rolfe nicht, seinen Vater anzusehen, und erneut herrschte im Raum erdrückendes
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