Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
kümmern.
Sam wirkte äußerst erwachsen in seiner langen Hose, dem weißen Hemd mit der gestreiften Krawatte und dem ordentlich gekämmten Haar. Carlas Kehle schnürte sich zusammen, als sie ihn betrachtete. Er wurde so schnell erwachsen, viel zu schnell. Seine Babyzeit lag hinter ihm, jetzt war er bereits ein kleiner Mann. Ihr Vater und Derek wären bestimmt genauso stolz auf ihn gewesen wie sie.
Kim, die links von Carla saß, beugte sich zu ihr vor. »Die Hauptgerichte sind sehr teuer, oder?«
»Mach dir keine Sorge um die Kosten, Kim. Ich lade euch ein.« Carla lächelte ihr zu. »Es ist meine Art, dir, Tran und Su Lee für all die Hilfe zu danken, die ihr Sundown Crossing gegeben habt. Bestellt das, was ihr möchtet. Ich bestehe darauf!« Und sie vergewisserte sich, dass die Loongs an nichts sparten.
»Eines Tages haben wir auch ein Restaurant, nicht wie dieses hier, aber wir haben eins«, sagte Kim zu Tran und Su Lee.
Tran, der in Gesellschaft normalerweise schweigsam war, fügte großspurig hinzu: »Unseres wird noch besser sein als das hier, Kim.«
»Was für eine Art von Restaurant hast du denn im Sinn, Kim?«, fragte Paul interessiert.
»Ich möchte vietnamesisches Essen kochen. Das kann ich am besten, und dazu werde ich noch einige englische Gerichte anbieten.«
»Für eure Art von Restaurant wären Orte wie Gawler oder Elizabeth gut geeignet, weil sie größer sind«, sagte Angie.
Auf der anderen Seite des Restaurants begannen soeben fünf Personen, ihre Vorspeisen zu essen. Die Stenmarks gingen zum Essen kaum aus. Der Grund, weshalb sie heute hier waren, war der, dass Greta eine neue Küche für Stenhaus bestellt hatte und dass ihr Koch erst in zwei Tagen darin würde arbeiten können.
Die Stenmarks, die alle makellos und teuer gekleidet waren, gaben ein beeindruckendes Bild ab, wie sie da an ihrem Tisch mit Blick auf den Garten saßen. Lisel stach als Einzige in ihrem rosa Kleid mit den Spaghettiträgern hervor. Carl hatte den besten Tisch im Restaurant reservieren lassen, der ihm aufgrund seines Ansehens im Valley selbstverständlich auch gegeben wurde.
Von seinem Platz in der Nähe der Terrasse erblickte Luke als Erster Carla und ihr Gefolge. Er hielt es jedoch für besser, den anderen nichts davon zu sagen und die Peinlichkeit, dass sich Carla in unmittelbarer Nähe ihres Großvaters befand, zu ignorieren. Seine Mutter würde die Tochter ihres jüngeren Bruders vermutlich gerne kennenlernen wollen, doch sie traute sich nicht. Ihr war klar, dass Großvater darüber erzürnt sein würde.
»Du bist heute Abend sehr nachdenklich, Luke«, sagte John Michaels. »Ist irgendetwas passiert?«
»Tut mir leid. Ich dachte gerade daran, dass bald Erntezeit ist.«
»Das wird ein Rekordjahr, und nach Joshs Meinung wird das Ernteergebnis von neunzehnhundertdreiundneunzig noch übertroffen werden«, schaltete sich Lisel ein.
»Ja, es war ein sehr gutes Jahr«, stimmte Carl zu. »Das beste, das wir im Valley je gehabt haben, obwohl einige Weinbauern dies bestreiten würden.«
Die Kellner brachten das Hauptgericht, und die Unterhaltung über die Ernte wurde fortgesetzt.
»Sämtliche Winzer sind optimistisch, was das diesjährige Wachstum angeht«, gab John weiter, was er auf dem letzten Treffen der Winzervereinigung gehört hatte. »Die Bedingungen für die Trauben, einschließlich Tafeltrauben, sind ausgezeichnet.«
Greta Michaels, zum Gähnen gelangweilt vom Dauergerede über die bevorstehende Ernte, verdrehte die Augen. Sie legte ihr Besteck zusammen und schob ihren Teller von sich. An Lisel gewandt, sagte sie: »Bevor der Nachtisch kommt, pudere ich mir noch schnell die Nase. Kommst du mit?«
Lisel nickte. »Warum nicht?«
Die Frauen überließen die Diskussion den Männern.
Auf dem Rückweg von der Damentoilette warf Lisel, immer auf der Suche nach attraktiven, ungebundenen Männern, einen prüfenden Blick in den Außenbereich des Restaurants. Als sie Carla Hunter und Paul van Leeson entdeckte, die mit etlichen anderen Leuten an einem Tisch hinten an der Wand saßen, blieb sie abrupt stehen. Greta, die direkt hinter ihr war, prallte auf sie drauf.
»Himmel, weshalb stoppst du so plötzlich?«, fragte Greta, während sie einen Schritt rückwärts machte.
Lisel warf ihrer Schwester einen bedeutungsvollen Blick zu, dann nickte sie mit dem Kinn zum Tisch hinüber, an dem Carla saß. Ihre Gesichtszüge verspannten sich, und sie verzog spöttisch den Mund. »Da drüben«, flüsterte sie und
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