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Im Tal der Schmetterlinge

Titel: Im Tal der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Anderson-Dargatz
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den eingelagerten Kisten befand. Ich hatte noch nicht einmal die vielen übereinandergestapelten Kartons im Keller unseres neuen Hauses ausgepackt, das wir in Cochrane angemietet hatten.
    »Wie steht es mit dem Vieh?«, erkundigte sich Ezra.
    »Das ist alles geregelt«, sagte Val. »Ich habe heute Morgen Onkel Dan angerufen, und er meinte, er kann sie nehmen. Er bringt den Anhänger vorbei, sobald es in der Molkerei etwas ruhiger zugeht.«
    Mein Vater strich sich mit der Hand über den Mund. »Er hat schon genug um die Ohren, ohne dass er sich auch noch mit uns herumschlagen muss.«
    »Und die Katzen?«, fragte meine Mutter unvermittelt.
    »Das SPCA hat auf dem Festplatz ein provisorisches Tierheim errichtet. Wir müssen die Tiere einsammeln und fürs Erste dorthin bringen.«
    »Nein!«, entrüstete sich meine Mutter. »Sie würden sich zu Tode erschrecken.«
    »Ich kann sie bei mir nicht unterbringen, Mom, es sind einfach zu viele.«

    Jeremy klatschte in die Hände. »Jagen wir die Kätzchen?«
    »Würde dir das Spaß machen?«, fragte ich ihn und blickte zu Val. »Was ist mit den Hühnern? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir all die wilden Bantamhühner einfangen können.«
    »Oh, aber das müssen wir!«, rief meine Mutter. »Stellt euch doch nur mal vor, welche Qualen sie erleiden müssten, eingeschlossen im Feuer! Ich liebe meine Hühner so sehr!« Sie wandte sich an mich. »Mein Lieblingshuhn war natürlich Lady Barred Rock.« Das war das Huhn, das Ezra und ich vor vielen Jahren, kurz nach unserer Hochzeit, auf unserer kleinen Farm in Chilliwack gehalten hatten. Sobald wir das Haus verlassen wollten und der Vogel unsere Schritte hörte, rannte er sofort zur Vorder- oder Hintertür und hoffte auf Essensreste, die er uns dann aus den Händen pickte. Eines Tages fiel mir auf, dass der Kamm des Vogels blass war, und am nächsten Morgen fand ich ihn tot auf der Hühnerstange. Ich begrub ihn unter dem Ahornbaum und pflanzte Tulpen darüber. Betrauerte den Tod eines Huhns.
    Da schob Dr. Ellis den Vorhang zurück. »Also schön, Gus, die Rippe ist tatsächlich gebrochen. Ein Hustenanfall könnte die Ursache dafür gewesen sein. Leider war der Knochen zerfressen.«
    »Der Krebs?«, fragte mein Vater.
    Dr. Ellis nickte. »Es wird ein paar Tage dauern, da das Zimmer gerade gebraucht wird, aber ich schlage vor, dass wir Sie in unser Palliativzimmer einweisen. Eigentlich ist es eine Suite. Beth oder eine Ihrer Töchter könnten rund um die Uhr bei Ihnen bleiben.«
    »Ich möchte keine einzige Nacht in diesem Krankenhaus verbringen«, sagte mein Vater an Val gewandt. »Abgesehen von diesen verdammten Krankenhausaufenthalten hatten
deine Mutter und ich nie getrennte Betten. Ich kann dann nicht schlafen.«
    »Sie brauchen mehr Pflege, als Ihre Familie Ihnen zu Hause bieten kann.« Dr. Ellis blickte auf das Klemmbrett, das er in Händen hielt. »Beth gibt an, Sie hätten Probleme beim Schlucken. Ich würde vorschlagen, die Medikation auszusetzen und das Morphium von Tablettenform auf Injektionen umzustellen.«
    »Sie geben mich also auf?«
    »Niemand gibt dich auf, Dad«, sagte Val.
    »Aber ich werde sterben, nicht wahr?«
    »Zu diesem Zeitpunkt würde eine Behandlung wenig oder gar keinen Effekt erzielen«, sagte Dr. Ellis.
    »Wie lange noch?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Wochen?«
    »Vielleicht weniger.«
    »Ich will nicht, dass Grandpa stirbt«, sagte Jeremy.
    Ich nahm ihn von Ezra entgegen und drückte ihn an mich, wiegte ihn vor und zurück und versuchte verzweifelt, mir etwas einfallen zu lassen, um ihn zu trösten, um uns alle zu trösten.
    »Ich will nach Hause«, sagte mein Vater. »Sofort!«
    »Das geht nicht, Dad«, sagte ich. »Wir könnten jeden Augenblick evakuiert werden.«
    »Und der Rauch des Feuers wird Ihnen Probleme bereiten«, sagte Dr. Ellis.
    »Dann geben Sie mir Sauerstoff mit. Ich möchte nicht in irgendeinem verdammten Krankenhaus sterben, wo ein Haufen fremder Frauen jede meiner Körperfunktionen überwacht. Ich will nach Hause.«
    »Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen, aber ich muss ihnen
dringend davon abraten«, sagte Dr. Ellis. »Warum besprechen Sie die Sache nicht mit Ihrer Familie, und ich schaue später noch einmal vorbei?«
    Nachdem der Arzt gegangen war, blickten wir alle eine Weile schweigend zu Boden.
    »Wie lange würde es dauern, Dad in das Palliativzimmer zu bringen?«, fragte ich schließlich Val.
    Mein Vater schlug mit der Hand auf den Tisch neben sich, wobei die

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