Im Tal der Schmetterlinge
suchte nach all den liebgewonnenen Gegenständen, die mich ausmachten: die Originale der Cartoons, die ich für den Salmon Arm Observer gezeichnet hatte, als ich dort als Journalistin gearbeitet hatte; das winzige gelbe Mützchen, das Jeremy am Tag seiner Geburt im Krankenhaus getragen hatte, bevor die Krankenschwestern ihn badeten; die kleine herzförmige Brosche mit dem rosafarbenen Strassstein, die meiner Großmutter gehört hatte; die Raku-Vase mit meinen Stiften, die immer auf meinem Schreibtisch stand, der einzige Hinweis aus meiner Vergangenheit auf Jude, den ich aufbewahrt hatte. Ich wühlte im Umzugsmüll, auf der Suche nach Bekanntem, in der Hoffnung, mein verlorenes Selbst wiederzufinden.
»Ist mit Jeremy alles okay?«, fragte Val vom Schlafzimmer meiner Eltern aus, und ich ging zu ihr.
»Eine Nachtschreck-Attacke«, sagte ich. »Er ist aber wieder eingeschlafen.«
»Ich erinnere mich, dass du auch ab und an welche hattest, als ich zu Besuch nach Hause kam. Fürchterlich, das mit anzusehen.«
Ich hob einen Müllsack auf, während Val Papierschnipsel mit einer Handschaufel zusammenkehrte. »Die Schlaftabletten
setzen Mom wirklich völlig außer Gefecht«, sagte ich. »Sie hat trotz Jeremys Geschrei seelenruhig weitergeschlummert.«
Sie nickte. »Die bereiten mir wirklich Kopfzerbrechen. Während der nächsten Zeit sollten wir Mom im Wohnzimmer unterbringen. Das würde es ihr leichter machen, und dir auch.« Sie gähnte. »Wir sollten uns nun aber auch ein wenig hinlegen. Wie spät ist es eigentlich, elf Uhr?«
»Halb eins.«
Ich stopfte eine weitere Ladung modriges Papier in die Plastiktüte. Um Platz für das Krankenhausbett zu schaffen, hatten Val und ich den Großteil des Tages - seit ich meine Mutter, Ezra und Jeremy von der Stadt nach Hause gefahren hatte - bis tief in die Nacht dieses Zimmer ausgemistet, und dennoch stapelten sich überall um uns herum Tüten mit den vollgeschriebenen Notizbüchern und Zetteln meiner Mutter bis fast zur Decke. Von Zeit zu Zeit hielten Val und ich beim Aufräumen inne und überflogen die Hefte, doch ich konnte darin nichts Skandalöses oder Anrüchiges finden. In einem beschrieb sie einen Krankenhausaufenthalt meines Vaters und ihre Ängste, während sie in der Notaufnahme bei ihm wartete. Ein Brief, ganze sieben Seiten lang, handelte bis ins kleinste Detail von der Geburt eines Wurfs junger Kätzchen.
»Ezra hatte so ein Zimmer in unserem Haus in Chilliwack«, sagte ich. »Nach seinem Schlaganfall war sein Arbeitszimmer eine einzige Katastrophe. Er konnte einfach keine Ordnung halten. Aber dann, als es ihm allmählich besser ging, verschwand auch das Chaos in seinem Büro, Stück für Stück. Wie bei einem dieser Filme, wo eine Teetasse auf den Boden fällt und zerbricht, jedoch in umgekehrter Reihenfolge und in Zeitlupe.« Die Scherben der Teetasse setzten sich wieder zusammen,
und die Tasse schwebte unversehrt zurück auf den Tisch.
»In Moms Fall wird das Zimmer immer unordentlicher«, sagte Val, streckte den Arm aus und hob einen Teddybären in einem knallroten Kapuzenpulli auf, auf dessen Vorderseite das Wort BÄR geschrieben stand. »Den habe ich unterm Bett gefunden. Sie hat ihn aus der Spielkiste gestohlen, die ich zu Hause für Kerry und Samantha habe, wenn Jennifer zu Besuch kommt. Kannst du dir das vorstellen? Eine Frau in ihrem Alter, die ihren Urenkeln die Spielsachen klaut.«
Ich schüttelte den Kopf, konnte es mir jedoch lebhaft vorstellen. Ich hatte einen von Jeremys Bären beschlagnahmt und ihn sogar auf die Reise hierher mitgenommen. Er saß nun auf dem Nachttisch in meinem früheren Kinderzimmer und bewachte meinen Schlaf. Ich schämte mich dieses kleinen Totems wegen, dieses pinkfarbenen Teddys, der gerade einmal fünf Zentimeter groß war und den ich vor ein paar Monaten in einem Trödelladen gefunden und für Jeremy gekauft hatte. Es war eines dieser alten Stofftiere mit beweglichen Armen. Ich verspürte denselben Drang, mich um den Bären zu kümmern wie damals, als ich als Kind so viel Aufhebens um meine Puppen gemacht und sie beim Zubettgehen in die mit Taschentüchern ausgekleidete Schachtel an meinem Bett gesteckt hatte. Ich beichtete Ezra meine Sorgen über dieses zwanghafte Verhalten, aber er sagte einfach nur: »Vielleicht sind es die Hormone. Wie die Kuh, die ihr Baby verloren hat und jetzt versucht, einer anderen das Kalb wegzunehmen.«
»Ich habe ein Kind, um das ich mich kümmere«, sagte ich.
»Die Menschen veranstalten
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